Tag 14 Teil 03
Ich muss ja gestehen, das man teilweise auch einfach etwas Glück braucht bei der Pflanzensuche. Gerade entlang der Straßen sind die Populationen einzelner Arten teilweise sehr begrenzt und wenn man da 100 m davor oder dahinter anhält, bekommt man entweder gar nichts oder wieder etwas völlig neues zu sehen.
An den meisten bisherigen Haltepunkten hatten wir ja eben jenes zitierte Glück und das sollte uns auch weiterhin treu bleiben.
406 Gladiolus saccatus (Iridaceae)
Diese interessante Zwiebelpflanze hatten wir ja schon auf der Farm östlich von Aus gefunden. Hier tat sie uns aber den Gefallen und zeigte uns noch ihre Blüten.
407 Gladiolus saccatus (Iridaceae)
Wie man im Hintergrund sieht, wächst die Pflanze wirklich dicht an der Straße.
Etwas überrascht wurden wir von einigen Aloen, die wir so weit südöstlich nicht erwartet hatten.
408 Aloe striata ssp. karasbergensis (Aloaceae)
409 Aloe striata ssp. karasbergensis (Aloaceae)
Leider wurden wir durch einen Zaun davon abgehalten, den Rest dieser Population aus der Nähe zu begutachten.
Ich sollte vielleicht noch erwähnen, das in Namibia entlang der Straßen immer mehr Zäune zu finden sind.
Entweder handelt es sich um ein Privatgrundstück oder es ist eine der asphaltierten Straßen, die mittlerweile auch komplett eingezäunt sind, damit es nicht zu viele Unfälle bei höheren Geschwindigkeiten und dem vielfachen Wildwechsel gibt.
Zum Glück stehen diese Zäune aber nie direkt an der Straße und so bleibt immer noch ein Streifen zum erkunden übrig.
410 Hereroa puttkameriana (Aizoaceae)
411 Pelargonium xerophytum (Geraniaceae)
Direkt auf der anderen Straßenseite fanden wir nichts interessantes außer einer Dimorphotheca.
412 Dimorphotheca sinuata (Asteraceae)
Danach fuhren wir erstmal diverse Kilometer, wobei ich angestrengt aus dem Fenster schaute und Inge die Straße fest im Blick hatte.
Plötzlich machte Inge einen Schlenker und hielt an. Ich war etwas verdutzt, was denn los war und Inge meinte nur, wir müssen ein Stück zurück fahren.
Gesagt getan und dann sah ich auch, wem Inge da ausgewichen ist.
Es handelte sich um einen Vertreter aus der Familie der Chamaeleonidae (man kann auch einfach Chamäleon sagen).
413 Chamäleon
Ein echter kleiner Asphaltcowboy.
414 Chamäleon
Wir wollten dieses schöne Tier natürlich nicht hier mitten auf der Straße sitzen lassen und so hab ich es, durch vorsichtiges anstupsen, langsam Richtung Straßenrand dirigiert.
Es schien dem Tier nicht so wirklich zu gefallen und es fing jedes mal an zu fauchen. Das Tier war nicht dumm und wenn da schon mal ein schattenspendendes Auto am Straßenrand steht, kann man sich ja mal direkt darunter verkriechen.
Das war irgendwie nicht das, was wir uns so vorgestellt hatten und ich habe Inge samt Auto dann ganz vorsichtig von unserem Chamäleon weggelotst.
Interessant, wie schnell diese Tiere ihre Farbe der Umgebung anpassen können.
415 Chamäleon
416 Chamäleon
In der Hoffnung, dass der Kollege noch viele Jahre zu leben hat, haben wir ihn dann wieder alleine gelassen.
Erneut einige Kilometer weiter, fielen uns diverse gelbe Felder auf. Es handelte sich um größere Populationen einer schönen Didelta.
417 Didelta carnosa ssp. carnosa (Asteraceae)
418 Didelta carnosa ssp. carnosa (Asteraceae)
Auch hier verdankten wir den leuchtend gelben Feldern, das wir weitere schöne Pflanzen zu Gesicht bekamen.
419 Tribulus sp. (Zygophyllaceae)
420 Tribulus sp. (Zygophyllaceae)
421 Sarcocaulon patersonii (Geraniaceae) + Heliophila trifurca (Brassicaceae)
Vereinzelt fanden wir sogar noch Blüten an einem riesigen Vertreter der Mittagsblumen.
422 Mesembryanthemum barklyi (Aizoaceae)
Die Pflanze hatte ungefähr einen Durchmesser von 1 m.
423 Mesembryanthemum barklyi (Aizoaceae)
Am Nachmittag erreichten wir dann unsere Unterkunft in Rosh Pinah. Hierfür durften wir noch ca. 30 km über etwas holprige Farmwege fahren aber der Anblick, der sich uns bot entlohnte uns für diese Mühen.
Die Unterkünfte bestanden hier aus kleinen Holzhütten und direkt dahinter war ein ganzer Berghang voll mit Aloe pearsonii.
Für mich war das natürlich das absolute Paradies.
Leider ist auch im Paradies nicht alles Gold was glänzt und so wurde die folgende Nacht zum totalen Alptraum für uns.
Bei näherer Begutachtung stellte sich unser kleines Holzhaus als eine ziemliche Bretterbude raus. Egal haben wir gedacht, die Betten waren bequem und wir wollten hier ja schließlich nicht wochenlang bleiben.
Das nächste Problem war, das wir nirgends eine Möglichkeit zum kochen gefunden haben. Laut Infoblatt sollte hier „self-catering“ (selber-kochen) angesagt sein. Es war aber nur ein „Braaiplatz“ (südafrikanische Variante eines Grillplatzes) direkt neben unserer Hütte und bei dem recht böigen Wind hielten wir es für keine gute Idee, hier ein Feuer zu entfachen.
Also sind wir zurück zum Haupthaus und haben Martha und Hendrik (die beiden Angestellten) gefragt, was wir machen könnten.
Die beiden waren übrigens sehr freundlich und haben uns bei diversen Sachen gut geholfen.
Wir konnten dann die kleine Küche des Besitzers dieser Unterkünfte (der einige Kilometer weiter auf dieser Farm wohnte) benutzen.
Es gab Kartoffeln mit Kohl und Schinken-Sahne-Soße.
Beim essen hatten wir uns schon gewundert, dass der Wind immer stärker wurde. Da wir uns hier aber in einem aus Stein gemauerten Haus befanden, haben wir uns nichts weiter dabei gedacht.
Nach dem essen sind wir zurück zu unserer Holzhütte gegangen und dann fing der Spaß für die Nacht an.
Durch die, annähernd orkanartigen, Sturmböen wurden die Äste des großen Baumes direkt auf unser Blechdach gedrückt, was eine „herrliche“ Geräuschkulisse verursachte.
Dazu kam, dass der Wind mit jeder Böe eine größere Menge Sand in unsere Behausung schaufelte. Am Nachmittag hatte man die größeren Ritzen in den Außenwänden noch gar nicht so wahrgenommen.
Es dauerte nicht lange und das gesamte Bett war voller Sand. Bei jeder Bewegung hatte man den Eindruck auf einer Lage Schleifpapier zu liegen.
Irgendwann kamen wir auf die Idee, uns wenigstens ein Handtuch über das Gesicht zu legen, damit Augen, Nase und Mund vom Sand verschont blieben.
Richtig mulmig wurde mir, als ich feststellte, dass die Wände unserer Hütte bei den ganz starken Windböen um einige Zentimeter nach innen gedrückt wurden.
Es hätte nicht viel gefehlt und wir hätten den Rest der Nacht im Auto verbracht.
Wie man sich sicher vorstellen kann, haben wir bis zum morgen kein Auge zugemacht.