Jordi hat geschrieben:Dein Draco draco war aber noch schwer in den Anfängen des KNOSPENS. Wenn so einer wirklich blüht, sieht das so aus:
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Du hast Recht Jürgen, wir wollten aber nicht länger warten
Hallo allerseits,
da der 19. Tag schnell verdaut ist, mach ich mal gleich weiter.
Tag 20 (08.04.2017) ist der letzte vor unserer Abreise. Geplant ist ein Ausflug in die Anza Borrego. Dr. Jürgen Menzel (Trommelwirbel) hatte angeboten, uns zu führen, was wir freudig annehmen!
Wir holen Jürgen ab. Auch ohne Navi wäre das Haus in der Straße nicht zu verfehlen:
Im Grunde bräuchten wir gar nicht in die Anza Borrego. In Jürgens Garten ist die Biodiversität viel höher. Aber das werdet ihr morgen noch sehen. Also doch zur Anza … Wir nähern uns über die Interstate 8 und nehmen die Ausfahrt bei Ocotillo (nicht dem Strauch, sondern der gleichnamigen Ortschaft), im Süden der Anza Borrego. Dort treffen wir auf Eunice Thompson, die evtl. dem ein oder anderen Kakteenfreund bekannt ist. Sie ist regelmäßig auf der ELK anzutreffen. Sie begleitet uns auf der Tour durch die Anza.
Für mich ist es (wenn ich richtig zähle) seit 2009 der fünfte Besuch in der Anza Borrego. Die Anza Borrego ist eine Wüste im US-Bundesstaat Kalifornien und ist ein Teil der Sonora. Teile der Anza Borrego gehören zum Anza Borrego Desert State Park:
Der Name Anza Borrego setzt sich aus dem Namen des spanischen Entdeckers Juna Bautista de Anza und dem Amerikanischen Dickhornschaf (
Ovis canadensis), genannt Borrego, ab. Letzteres hat ein großes Verbreitungsgebiet von Kanada bis in den Süden der Baja California. Gesichtet haben wir es allerdings nicht.
Ich habe auch deshalb intensive Erinnerungen an die Anza Borrego, da ich 2009 beim Abstieg von einem Hügel stürzte und mir das linke Handgelenk brach. Der Bruch war deutlich zu sehen. Den „optische Schmerz“ beim Anblick des krummen Handgelenks empfand ich damals als größer als den physischen Schmerz. Ich war damals allein unterwegs. Mit verbogenem Handgelenk kurvte ich die Stecke bis San Diego mit dem Auto zurück. Dank Automatikgetriebe ging das ganz gut.
Okay, nun aber zurück ins Jahr 2017!
Ein erster Blick in die unberührte Natur:
Und ein zweiter:
Der Anblick dieser Palmen im Mountain Palm Springs ist ein eher unerwarteter Anblick:
Es handelt sich um die „California Fan Palm“ (
Washingtonia filifera). Sie wird als ein „Überbleibsel“ der Zeit gesehen, als es die Berge entlang der Westküste der USA noch nicht gab. An diesen Bergen regnen sich die aus dem Westen kommenden Regenwolken ab und führen heute zum Wüstenklima östlich dieser Berge. Die eher durstigen Palmen waren schon da, als hier noch kein Wüstenklima herrschte und haben den Klimawandel mitgemacht. Es gibt sie nur dort, wo noch etwas mehr Wasser verfügbar ist. Eindrucksvoll sind die abgestorbenen Blätter, die sich an manchen Exemplaren sehr lange halten und sicher vielen Tieren Lebensraum bieten:
Und es gibt auch Nachwuchs:
Aber es gibt hier natürlich auch wirklich typische Wüstenbewohner, wie
Ferocactus acanthodes – mein Reise-Taxameter steigt auf 17. Es gibt sie in groß …
… und klein ….
… und blühend …
… und cristat:
Der nächste Halt ist im Box Canyon. Die Siedler gelangten über den Box Canyon in Wagentrecks nach Südkalifornien. Ein Mormonen-Bataillon ebnete 1847 in mühseliger Handarbeit den Weg für diese Tracks. Eine Gedenktafel erinnert daran:
Ob die Siedler sich auch über die herrlichen Farben freuen konnten?
Echinocereus engelmannii:
Opuntia basilaris:
Beim Anblick dieser (vermutlich) virösen
Opuntia basilaris (man beachte die konzentrischen, hellen Kreise) ist Thomas vor Freude ganz aus dem Häuschen:
Alternativ kann man sich auch an reichlich blühenden
Ferocactus acanthodes erfreuen:
So ist für Jeden etwas dabei. Hier ein Teil der Reisegesellschaft in der üppigen Vegetation:
Mammillaria tetrancistra ist hier auch Zuhause:
Und hat zahlreiche Bewunderer:
An diesem Foto faszinieren mich die herrlichen Wolkenstrukturen:
Der nächste Halt ist bei Tamarisk Grove und führt uns zum „Cactus Loop Trail“:
Neben u. a. diversen Cylindropuntien,
Ferocactus acanthodes und
Mammillaria tetrancistra gibt es dort u. a. einige cristate
Mammillaria dioica:
Wem noch die passende Geschäftsidee fehlt – wie wär’s mit einer Kakteengärtnerei in der Wüste?
Dort gibt’s sowohl in der Anza heimische Kakteen (
Ferocactus acanthodes) …
… als auch weniger heimische:
Der botanische Höhepunkt des Ausflugs ist für mich aber die Besichtigung von
Echinocactus polycephalus nordöstlich von Borrego Springs. Die Art hatte ich schon im Joshua Tree Nationalpark gesehen, aber noch nicht in der Anza Borrego:
Es sind aber auch nur wenige Exemplare, wenn ich mich recht erinnere drei, obwohl wir uns Zeit nehmen und eine große Fläche absuchen. Vermutlich wird man in den Hängen der nördlich gelegenen Santa Rosa Mountains mehr vorfinden.
Es ist eine beeindruckende Art, leider in Kultur sowohl empfindlich als auch ausgesprochen langsamwüchsig. Meine im Januar 2013 ausgesäten Pflanzen haben gerade mal einen Durchmesser von 4,5 cm erreicht.
Das Habitat, im Hintergrund die Santa Rosa Mountains:
Wer nun glaubt, es gäbe dort keine Ferokakteen, der irrt:
Allzu groß braucht
Ferocactus acanthodes nicht zu werden, um Blühreife zu erlangen:
Wir verlassen die Anza Borrego gen Westen über die S22 / S79. Die Straße windet sich den Berg hoch, wir werfen einen letzten Blick zurück:
In Santa Ysabel belohnen wir uns mit einem Apple Pie mit Vanilleeis. Der nahe gelegene Ort Julian ist berühmt für seine Pies, aber dank diverser Außenstellen braucht man nicht bis Julian zu reisen, um die Pies zu genießen:
Wären wir nach Julian gefahren, hätten wir vermutlich sowas gesehen:
Das jedenfalls habe ich 2009 dort erlebt. Mehr als einmal muss ich das nicht sehen
Und das ist die leckere Auslage in der Julian Pie Company in Santa Ysabel:
Ich versäumte leider, vom Festessen selbst ein Foto zu machen. Ich hoffe, Manfred oder Thomas können dies hier ergänzen. Wir verabschieden uns von Eunice und treten die Rückreise an. Jürgen zeigt uns noch einen nordwestlich von El Cajon gelegenen Fundort von
Ferocactus viridescens subsp. viridescens:
Es ist nach 18:00 Uhr, die Sonne steht schon tief, die Schatten sind lang:
Was für ein toller Abschluss eines tollen Tages! Wir setzen Jürgen Zuhause ab, bedanken uns für die Führung (hoffentlich hinreichend überschwänglich) und verabreden einen Besuch – mit Gewächshaus-/Gartenbesichtigung und Erkundung weiterer Fundorte in der Umgebung - am nächsten Morgen.
Abends fallen wir wieder im teuren, aber leckeren Steakhouse ein. Mit Notebook bewaffnet, denn 24 h vor dem Abflug beginnt der Online-Check-In, und wir wollen uns gute Plätze sichern. In der Tat haben wir dort Internet-Verbindung und buchen erfolgreich drei Gangplätze für den Rückflug am nächsten Tag.
Im Hotel werden die Koffer für die Reise gepackt und Inhalte von Koffer und Handgepäck/Fotorucksack flugtauglich umsortiert. Da wir kaum was eingekauft haben, passt letztendlich alles in die Koffer. Anschließend genießen wir ein letztes Mal unser gemeinsames Schnarchen – wir werden es vermissen.
Beste Grüße,
Hardy
