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Meine Sorgenkinder

Verfasst: 6. August 2009, 11:49
von Juu-chan
Hallo ihr Kakteen-Freunde.

ich bin nicht grade für meinen grünen Daumen bekannt aber bis jetzt gings allen meinen Kakteen recht gut.
Seit ca einem Jahr hat sich das leider geändert.
Ich hab jetzt insgesamt 3 Sorgenkinder. Ich hoffe ihr kennt euch da besser aus als ich und könnt mir helfen.


Hier Patient nummer 1:
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Er wurde erst umgetopft und wächst seitdem noch schneller als je zuvor.
Leider wächst er nur oben so gut. Der untere Teil hat sich seit 10 Jahren keinen zentimeter verändert.
Jetzt droht der gute abzubrechen. Habt ihr rat?


Patient Nummer 2:
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Auch sie ist frisch umgetopft und wächst seitdem wieder besser. Aber seit neustem hat sich der untere Teil so komisch braun gefärbt. Keine Ahnung was da los ist? Was meint ihr?


Patient 3:
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Das selbe Problem wie Nummer 2.
Seit dem Umtopfen wächst er oben wie blöd weiter, aber unten wir er braun und knorrig.


Hoffe ihr könnt mir helfen. Will die kränkelnden wieder gesund pflegen.

Eine Frage hätte ich noch.
Ich hab außschließlich Kakteen in der Wohnung. Aber ich gehe jetzt auf Reha und werde 6-12 Wochen weg sein. Muss ich jemanden zum gießen schicken oder können die das überstehen?
Und kann mir vielleicht jemand die Namen der Kakteen verraten? Kenn mich da net wirklich aus.


Vielen Dank euch!

Juu-chan

Re: Meine Sorgenkinder

Verfasst: 6. August 2009, 18:50
von Ralf
Hallo Juu-chan,

ich denke ich kann Dich beruhigen: Krank sind Deine Pflanzen nicht.

Nr. 1 könnte ein Cereus oder Pilosocereus sein. Es ist bei diesen Säulenkakteen eigentlich normal, dass sie im Laufe der Zeit im unteren Bereich verholzen und dann dort braun werden. Das ist in der Natur auch nicht anders. Auch, dass im Topf wachsende Exemplare unten häufig recht dünntriebig sind ist nicht ungewöhnlich. Sollte er abbrechen, ist das kein Beinbruch: Der untere Teil wird voraussichtlich wieder austreiben und den oberen Teil kann man bewurzeln. Da könnte man sogar nachhelfen, indem man den noch nicht verholzten Teil einfach abschneidet, dann ein bis zwei Wochen trocknen lässt. Dabei sollte der abgeschnittene/abgebrochene Teil möglichst senkrecht (Schnittfläche nach unten) gelagert werden. Also z.B. mit Draht oder Paketschnur irgendwo luftig aufhängen. Wenn die Schnittfläche gut abgetrocknet ist (es darf sich keine Fäulnis gebildet haben) kann man den Steckling z.B. auf trockenen Sand setzen und ab und an übersprühen. Nach einiger Zeit weden sich an der Schnittfläche neue Wurzeln bilden, dann er wieder eingetopft werden.

Bei Nr. 2 handelt es sich um eine Brasilopuntia. Auch hier ist ein Verholzen (und die damit verbundenen Braunfärbung des Stammes) normal.

Nr. 3 ist kein Kaktus, sondern eine Euphorbia (vermutlich E. mammillaris). Die neigt auch im unteren Bereich zum Verholzen. Wobei dieses Exemplar vermutlich etwas mehr Licht vertragen könnte um etwas kompakter weiterzuwachsen. Euphorbien sind nach meiner Erfahrung nicht ganz so einfach beim Bewurzeln von Stecklingen.

Generell würde ich empfehlen mineralischere Erde zu verwenden. Zumindest auf den Bildern sieht die Erde sehr torfhaltig aus. Die könnte man z.B. mit Sand oder Lava (gibts oft im Baumarkt als Steugut, natürlich nur im Winter; da muss man auch darauf achten, dass der Lava kein Streusalz o.ä. beigemischt wurde) deutlich verbessern.

6 bis 12 Wochen wurden die Pflanzen sicher überleben. Besser wäre es wahrscheinlich aber schon, wenn jemand wenigstens alle zwei bis drei Wochen etwas gießen würde. Hängt natürlich auch vom Standort ab. Je sonniger der Standort, desto sinnvoller wäre auch ein Gießen in Deiner Abwesenheit.

Viele Grüße,
Ralf

Re: Meine Sorgenkinder

Verfasst: 6. August 2009, 20:45
von Juu-chan
Hallo Ralf,

vielen vielen Dank für deine fachmännische auskunft.
Ich hab in meiner Bekanntschaft eine Floristin und eine Gärtnerin, aber beide konnten sich net wirklich nen Reim auf das Ganze machen.
Das sie nicht krank sind ist ´schon mal ne Beruhigung. Hab schon gedacht ich hab sie zu Tode gepflegt.

Du meinst ich könnte Nummer eins einfach abschneiden, 2 Wochen aufhängen und dann einsetzen? Na dass kann ich ja versuchen. Aber lieber erst nach der Reha.

Zum Gießen werd ich jemanden schicken. Ist wohl doch einfach zu lang.

Meinst du es wäre für die Pflanzen besser Kakteen-Erde zu nehmen?
Ich hatte sie bis vor dem Umtopfen in Kakteen-Erde und sie sind so gut wie gar nicht gewachsen. Erst seit ich sie in normale Blumenerde gesetzt hab, wachsen sie wie wahnsinnig.
Oder meinst du ich soll einfach sand untermischen?

Und ist es wirklich mehr oder weniger unmöglich den untern Teil zum Wachsen zu bringen. Schade. Hatte mir als Kind vorgenommen als Oma im Schatten von Nummer 1 zu sitzen :mrgreen:

Danke auf jeden Fall für deine Hilfe!

Juu-chan

Re: Meine Sorgenkinder

Verfasst: 6. August 2009, 22:25
von Ralf
Hallo Juu-chan,

mit dem Abschneiden würde ich ggf. noch warten. In 12 Wochen sind wir schon im Oktober und da stellen die Pflanzen dann ihr Wachstum ein. Dann ist eine Neubewurzlung generell nicht mehr so einfach. Dann lieber im nächsten Frühjahr warten bis sich neues Wachstum zeigt und dann abschneiden.

Kakteen-Erde ist sicher besser. Was häufig vergessen wird: Auch Kakteen brauchen ab und an mal etwas Dünger. Es ist ja nicht so, dass sie keinen Dünger vertragen würden. Sie kommen einfach (aufgrund der Gegebenheiten in ihrer Heimat) mit weniger aus. Kakteenerden sind meist weniger gedüngt als normale Blumenerden (deshalb jetzt auch das starke Wachstum in der frischen Blumenerde). Nach einiger Zeit ist der Düngervorrat der Erde aufgebraucht und ensprechend verlangsamt sich das Wachstum. Deshalb sollte man Kakteen dann auch düngen. Man kann spezielle Kakteendünger benutzen, aber auch handelsübliche Blumendünger in schwächerer Dosierung sind hier brauchbar. Wichtig ist dabei, dass der Sickstoffanteil (N) nicht zu hoch ist. Allerdings gibt es auch hier Unterschiede in der Verträglichkeit. Nach meiner Erfahrung vertragen gerade Säulenkakteen und Opuntien auch mehr Dünger (auch Stickstoff) als klein bleibende Kugelkakteen. Aber insgesamt gilt: Lieber etwas weniger düngen, als zuviel. Ich dünge meist nur zwei- bis dreimal pro Jahr. Ein Überangebot an Dünger lässt die Pflanzen in die Höhe schießen, auf Kosten der Stabilität.

Das Problem der torfhaltigen Erden ist nicht, dass Kakteen das nicht vertragen würden. Das Problem ist eher, dass die Erden sehr viel langsamer austrocknen und die Gefahr besteht, dass die Pflanzen von den Wurzeln her zu faulen beginnen (wichtige Info für den Pflanzenpfleger während Deiner Reha). Andererseits nehmen diese Erden, wenn sie einmal völlig ausgetrocknet sind, Wasser nur sehr schlecht wieder auf. In beiden Fällen hilft Sand (oder Lava, Bims, Perlite, Lecaton,...). Durch diesen Zusatz wird die Erde einerseits beim Austrockenen nicht zu einem großen trockenen Klumpen und nimmt auch leichter wieder Wasser auf, andererseits ist sie durchlässiger und das Wasser bleibt nicht zu lange gebunden. Die Gefahr der Fäulnis ist somit geringer. Gerade bei größeren Töpfen ist das ein Vorteil, weil man ja von außen den Feuchtigkeitsgehalt nur erahnen kann. Kleinere Töpfe trocknen da viel leichter wieder aus. Ich würde also schon für eine durchlässigere Erde plädieren. Das kann man auch durch Zumischen von Sand hinkriegen.

Viele Grüße,
Ralf