Umkehrpfropfung von Sämlingen

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Constantin
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Umkehrpfropfung von Sämlingen

Beitrag von Constantin »

Hallo!

Ich habe mal wieder eine mehr oder weniger technische Frage. Es geht um die Umkehrpfropfung von Sämlingen. Ich frage mich nämlich, wie eine Umkehrpfropfung, die wie auf dieser Skizze ausgeführt wird, einen neuen Spross entwickeln kann, wie es gelegentlich vorkommt. Eigentlich würde ich sagen, mit einem Schnitt unterhalb der Spitzen der Keimblätter wird der Vegetationspunkt entfernt. Wie kann dann doch ein neuer Austrieb entstehen?

Viele Grüße,
Constantin
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Kurt
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Re: Umkehrpfropfung von Sämlingen

Beitrag von Kurt »

Hallo Constantin,

vorab: es geht, es entwickeln sich aus den umgekehrt gepfropften Sämlingsstümpfen neue Pflanzen.

Im vergangenen Jahr habe ich mehrere Stümpfe von mir sehr wertvollen Sämlingen gepfropft. Ich verwende zum Sämlingspfropfen nur noch Selenicereus, weil mir Pereskiopsis zu dornig ist. Die Stümpfe werden verkehrt herumgepfropft, wie auf der Skizze ersichtlich, und nicht irgendwie beschwert oder befestigt. Die frischen Pfropfungen kommen nach der Arbeit in ein geschlossenes Behältnis (Aquarium oder dergleichen), in dem immer 1 cm Wasser steht und welches verschlossen ist. Hierin bleiben sie bis zum Anwachsen etwa 5 - 7 Tage.

Danach stehen sie zusammen mit anderen Pfropfungen in einer EURO-Schale im Gwh. Dabei beobachtete ich, daß der Stumpf dick und prall war und die nach oben stehende Wurzel auch weiter dick wurde. Nach etwa 7 - 8 Wochen schob sich seitlich aus dem Stumpf ein oder mehrere neue Sprosse hervor, die bis heute in der Größe den Oberteilen gleichen. Meine Versuchspflanzen waren eine seltene Escobaria. Auch in diesem Jahr habe ich wieder "Umkehrpfropfungen" vorgenommen mit einer anderen Escobaria-Art, wobei ich sehr gespannt bin, ob es mit dieser auch so gut geht. Die 7 Stümpfe sind jedenfalls angewachsen. An einem ist durch den schrägen Schnitt eine Areole verblieben, diese treibt schon aus.
Grüsse Kurt
Constantin
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Re: Umkehrpfropfung von Sämlingen

Beitrag von Constantin »

Hallo!

Noch ein wichtiger Hinweis: Die Skizze stammt aus der privaten Website von Steffen Gerlach: http://www.elkawe39.2page.de/
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Kurt
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Re: Umkehrpfropfung von Sämlingen

Beitrag von Kurt »

Hallo Herbert,

danke für Deinen weiterführenden Beitrag. Ich konnte beispielsweise vor einigen Jahren beobachten, daß geköpfte Ariocarpus fissuratus ssp. hintonii-Sämlinge nach dem Wiedereinpflanzen in der Pikierschale nach einigen Wochen aus der Mittelachse der Stümpfe wieder austrieben. Außerdem ist dieser Vorgang des Austreibens aus nicht vorhandenen oder besser nicht sichtbaren Vegetationspunkten bei Astrophytum bekannt. Diese treiben nach dem Entfernen des Scheitels aus der Mittelachse aus, teils auch mehrfach.
Grüsse Kurt
Constantin
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Re: Umkehrpfropfung von Sämlingen

Beitrag von Constantin »

Hallo!

Da ihr viel Sachkenntnis und Erfahrung zum Thema habt, möchte ich euch eine Idee vorstellen.

Die Sämlingspfropfung ist ja bekanntlich kein Selbstzweck. Oft wird sie dazu benutzt, die kritische Phase am Anfang des Kakteenlebens zu überbrücken und/oder schneller zu blühfähigen Exemplaren zu gelangen. Manchmal lassen sich abgetrennte Pfröpflinge aber nicht wieder bewurzeln. Dann bleibt nur das Umpfropfen auf eine dauerhafte Unterlage. Gut, es müssen nicht unbedingt immer alle Pflanzen wurzelecht sein. Aber ich mache mir gern so meine Gedanken über Kulturtechniken und bin dabei auf etwas aus dem Obstbau gestoßen.
Es gibt hier eine sehr interessante Technik, die aber anscheinend kaum noch bekannt ist. So weit ich weiß nennt man sie "Verheiratung". Leider kann ich im Internet dazu nichts finden und das einzige Bild das ich davon habe ist in einem Buch, weswegen ich es nicht hier verwenden darf. Der Zweck dieses Verfahrens ist es, einen schwachen oder wurzelkranken Baum zu retten. Dazu setzt man einen gesunden, wüchsigen Baum daneben und verbindet die beiden durch Ablaktieren. Beide Pflanzen behalten sowohl Wurzel als auch Krone, aber bilden nun eine Einheit.
Nun frage ich mich, ob so etwas Ähnliches auch bei der Kakteenkultur möglich wäre. Meine Idee ist es, das Unterteil eines Sämlings zu pfropfen und ihm nach dem Anwachsen die Möglichkeit zu geben, seine Wurzeln in die Erde zu treiben. Dazu könnte man die Pfropfung einfach waagerecht legen oder sogar auf den Kopf stellen, so dass das untere Ende des Sämlings Bodenkontakt bekommt. So würde die Unterlage nicht nur das Wachstum der oberirdischen Teile, sondern einer kompletten Pflanze unterstützen, die man abtrennen könnte, sobald sie die gewünschte Größe erreicht hat.
Ich selbst werde das zumindest in diesem Jahr noch nicht ausprobieren. Ich habe bei meinem kürzlichen Umzug nur ein paar Pflanzen behalten und momentan auch keine Unterlagen da.

Fühlt euch frei, eure ehrliche Meinung zu sagen. Wenn ich hier öffentlich mache, was ich mir überlegt habe, darf ich nicht beleidigt sein.

Viele Grüße,
Constantin
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Kurt
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Re: Umkehrpfropfung von Sämlingen

Beitrag von Kurt »

Hallo Constantin,

ich habe weiter oben dargelegt, warum ich Sämlinge pfropfe und auch von manchen die Stümpfe. Für weitergehende Experimente fehlt mir einfach die Zeit, die Lust und auch der Platz. Dieses Gebiet mag ja interessant sein, aber ich werde mich mit solchen Experimenten nicht weiter beschäftigen. Ich pfropfe für meinen eigenen Bedarf, um schöne Pflanzen zu erhalten und zu versuchen, aus Teilen, die man normalerweise wegwirft, noch etwas zu machen.
Grüsse Kurt
Constantin
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Re: Umkehrpfropfung von Sämlingen

Beitrag von Constantin »

Hallo!

Wenn ich es ausprobiere, werde ich das dokumentieren und öffentlich zugänglich machen. So macht es ja auch viel mehr Spaß.

Viele Grüße,
Constantin
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