heute habe ich ein Anliegen, was mir schon seit Langem im Kopf rum spukt.



Seit ich Pflanzen sammle und vermehrt mit anderen Sammlern Kontakt habe, ist mir langsam bewusst geworden, wie heikel alle mit dem Thema "Pflege", will heißen: "Wasser, Dünger, Substrat, Mengen, Zeiten, Temperaturen" umgehen.
Wie in Schillers Glocke stehen die ehernen Gesetze der Sukkulentenkultur "festgemauert in der Erden" wie etwa
nicht düngen, das führt zu Vergeilung...
wenig gießen, denn die Pflanzen stehen ja in der Natur auch so trocken...
große Töpfe nehmen...
kleine Töpfe nehmen...
Lauberde aus dem Wald klauen - das haben schon die Gärtner im 18ten Jahrhundert so gemacht...
Brennnesselsud, Schachtelhalmtee, neuerlich auch div. Pflanzenstärkungsmittel wie Baldrianessenz um nur ein paar zu nennen werden gefeiert oder, weil neu gefeuert...
für Sukkulenten einen Anteil an Kompost einbringen...
Im August aufhören mit gießen, weil die Pflanzentriebe sonst nicht ausreifen...
oder so ganz spezielle Sachen wie
Conophyten nur im Winter gießen (sind ja Winterwachser, sagt ja jeder)... OK, das sind keine Ascleps, aber ein enorm gutes Beispiel!!




Die Liste ist bei weitem nicht vollständig, aber eines ist klar: viele Hinweise stammen aus dem vorletzten Jahrhundert, zumindest aus den Vorkriegsjahren des letzten Jahrhunderts. Sie sind ganz tolle Hinweise und es ist prima, dass die Kakteen-Gurus der damaligen Zeit so viele ihrer Kulturerfahrungen weiter gegeben haben. Sie passen oft in einen zeitlichen Kontext (wo bitte gab es 1895 Flüssig-Dünger?), aber wie gesagt, ich halte sie eben nicht für "festgemauert in der Erden".
Die teils große Vehemenz, mit der diese althergebrachten Hinweise quasi von Sammlergeneration zu Sammlergeneration weitergegeben, werden erstaunt mich jedesmal, wenn ich ihr begegne.
Ich würde mich freuen, wenn jeder Sammler sein eigenen Erfahrungen und Experimente immer und zu jeder Zeit hier und überall sonst im großen Kakteen- und Sukkulentensammlerraum erklären, zusammenfassen und darstellen kann. Davon sind wir aber noch weit entfernt. Ich muss ja nicht dieser Meinung sein, aber es ist interessant, was alles zum Erfolg führt, obwohl es den alten Weisheiten völlig entgegen läuft. Jeder, ob alt oder jung, kann, will und muss Erfahrungen sammeln und experimentieren dürfen. Und er muss es auch laut sagen dürfen. Im Grunde hat er sogar ein Recht darauf, dass sich jeder mitdem Thema ernsthaft auseinander setzt, ohne diese neuen Erfahrungen mit einem Hinweis auf Althergebrachtes vom Diskussionstisch zu fegen.
Natürlich gibt es auch solche Sammler, die ein Geheimnis um die Pflege ihrer Lieblinge machen - hier hat der Kultivierungserfolg natürlich auch Selbstbestätigungscharakter - "keiner kann es so gut wie ich" - aber das ist nicht meine Auffassung (mein Motto steht unten).
Dieser ganze Themenkreis hat also schon etwas Philosophisches - zumindest spielt die gruppendynamische Komponente in unserem Umgang miteinander eine große Rolle.
Also wie seht ihr alle dieses Problem. Ist es euch schon einmal begegnet? Wie geht ihr damit um? Habt ihr Lust, eure ganz individuellen und "gegen den Strom" gemachten Erfahrungen hier in einem Threat zu sammeln? Dabei können wir ja auch auf schon bestehende Diskussionsstränge verweisen.
Ich bin gespannt - Grüße Carallümchen