Re: Südafrika 2019
Verfasst: 23. Februar 2020, 00:29
12. Tag, Samstag, 7. September
Kaptölpel (Morus capensis) bilden mit 17.000 Individuen bei Lambert‘s Bay eine der größten Kolonien Südafrikas.
Punkt 7.00 Uhr finden sich alle zum Frühstück ein, nachdem vorher jeder seinen Koffer vor die Zimmertüre gestellt hat. Während sie zum Trailer gebracht und verladen werden, nutzen wir die Zeit zum Einkauf im Supermarkt oder zur Auffrischung der Reisekasse am Geldautomaten. Aber Schlange stehen kostet dann doch so viel Zeit, dass wir erst um 8.30 Uhr loskommen. Keine so gute Idee, aber auch andere Menschen brauchen Geld fürs Wochenende.
Manulea altissima, ein schönes Acker(un)kraut.
Heilige Ibisse überfliegen das Sandveld.
Wir schlagen die R 364 Richtung Westen nach Lambert‘s Bay ein. Weil der Wunsch besteht, halten wir erst mal an einem Rooibos-Feld an und betrachten uns die Pflanzen von Näherem. Überflüssig zu sagen, dass auch andere Pflanzen dort gedeihen, die wir natürlich fotografieren.
Auf der Weiterfahrt stoppen wir erneut, um Schildkröten, die auf der Straße laufen, auf die andere Seite zu befördern, darunter ein Jungtier, das man leicht hätte übersehen können. Unsere gute Tat für heute! Und wieder eine gute Gelegenheit, auch nach Blumen zu schauen.
Der Strandflieder Limonium peregrinum.
Delosperma asperulum bildet kleine Sträucher.
Es folgen danach noch zwei weitere kurze Stopps für blühende Mesemb-Sträucher, dann erreichen wir bei strahlendem Sonnenschein und angenehmen Temperaturen um 10.20 Uhr die Vogelinsel. Während sich Pia um den Eintritt kümmert, besuchen andere vorher noch die Toilettenanlagen, danach können wir frohen Mutes den Fußweg zur größten Kaptölpel-Kolonie des Landes antreten.
Eilseeschwalben (Thalasseus bergii) bei der Rast.
Dominikanermöwen (Larus dominicanus).
Dort erwarten uns neben diversen Möwen, Seeschwalben und Kormoranen rund 17.000 Kaptölpel, die dicht an dicht gedrängt auf einer Sandfläche nahe am Wasser ruhen. Die Jungtiere sind schon fast alle ausgefärbt. Es ist immer wieder erstaunlich, wie die Elternvögel zielgenau ihre Jungen in dem unglaublichen Gewirr finden. Der große Vogelreichtum erklärt sich aus dem immensen Futterangebot, das von der kalten Unterströmung, die hier an Land trifft, begünstigt wird. Diese kalte Meeresströmung ist aber auch für die wüstenhaften Bedingungen im Hinterland verantwortlich, denn kaltes Wasser kann nun mal nicht verdunsten und Regen bringen. Wir genießen ungefähr eine Stunde lang das Spektakel und brechen dann gen Süden an der Küste entlang auf.
Nicht näher bestimmte Mittagsblume.
Grielum grandiflorum wächst nur küstennah.
Capnophyllum africanum benötigt Küstensand.
Euphorbia caput-medusae ist typisch für das Sandveld.
Schon nach ein paar Minuten nutzen wir die erste Möglichkeit, um an den Strand zu gelangen. Dort erwartet uns eine typische Strandveld-Vegetation und wir finden gleich wieder ein paar für uns neue Arten. Das Strandveld ist eine von fünf Unterabteilungen der Fynbosvegetation nördlich von Kapstadt. Die einzelnen Vegetationszonen sind einerseits höhen- andererseits bodenabhängig. Strandnahe Gebiete bestehen aus kalkreichem Sand einer früheren Meeresüberflutung mit vergleichsweise vielen Nährstoffen. Die anderen Fynbos-Typen haben entweder andere Böden wie Sandstein, Lehm oder Granit oder wegen ihrer topographischen Lage andere Niederschläge. Daher sind viele Arten lokal auf diese Lebensräume begrenzt, einige sogar endemisch.
Das Strandveld ist eine Sonderform der Fynbos-Vegetation.
Es ist high noon, als wie den Strand nach etwa einer halben Stunde verlassen. Die Weiterfahrt währt nur kurz, denn violette Teppiche von Mesembs bedecken große Flächen, und wir halten an. Mittagsblumen, wohin das Auge auch schaut und erst bei genauem Hinsehen entdeckt man auch viel „Kleinzeug“ dazwischen, das von der Wucht der Farbe erst einmal erschlagen wird.
Drosanthemum hispidum bildet nach gutem Regen für ein paar Tage dichte Matten.
Wir halten uns nur kurz auf, denn wir haben noch einiges vor. Gegen 13.00 Uhr erreichen wir eine Meeresbucht, in der in einiger Entfernung jede Menge Flamingos im seichten Wasser nach Nahrung filtern. Alle haben den Kopf eingetaucht. Es ist Privatgelände und eigentlich dürfen wir nicht rein. Da aber in der Nähe Häuser stehen, fahren wir zumindest bis dahin und fragen. Die Leute dort kommen sofort angelaufen, sind aber nett und willigen ein. Aber da sie dort Springböcke mit Jungtieren gesehen haben, dürfen wir nur bis an den Straßenrand, um die kleine Herde nicht zu beunruhigen. Es ist schon ein verrücktes Bild: Springböcke neben Flamingos direkt am Strand. Da außer Bildern mit Tele nichts weiter geht, halten wir uns nicht allzu lange auf und nehmen wieder Kurs auf die Küstenstraße.
Die meisten Jungvögel von Phoenicopterus minor sind noch nicht ausgefärbt.
Auf dem Weg Richtung Süden entdecken wir kurz darauf ein Stück nicht eingezäuntes Land und erkunden hier die Sandveld-Vegetation. Der lockere Untergrund ist von irgendwelchem Getier komplett unterhöhlt, wir sacken ständig ein. Zum Glück kommt keiner zu Schaden und wir haben unseren Spaß dabei. Neben verwilderten Kakteen kommen auch ein paar neue heimische Arten hinzu. Der ungewöhnliche Wärmeeinbruch hat auch hier zu einer vorzeitigen Blüte geführt und vieles ist schon weg oder unansehnlich, daher ziehen wir schnell weiter.
Exkursion in fallgrubenträchtigem Gelände.
Conicosia pugioniformis bevorzugt Sandböden.
Doch bereits 20 Minuten später stoppen wir erneut für einen blühenden Teppich pinkfarbener Drosanthemum. Das Motiv ist einfach zu verführerisch. Am Rand der Fläche entdecken wir noch andere interessante Pflanzen, darunter ein paar Prachtexemplare der Medusenhaupt-Euphorbie, eine Charakterpflanze des Sandveldes. Ein Sternekoch würde das Arrangement vermutlich „Euphorbia an Drosanthemum“ titulieren, es sieht jedenfalls so aus, als ob sich jemand alle Mühe der Welt für die Deko gegeben hätte. Und der Wunsch einer einzelnen Dame, endlich mal in Blumen zu baden, kann angesichts der Masse ebenfalls erfüllt werden.
Ein Bad in den Blumen für Herz und Seele.
Aber wir wollen ja noch die Strand-Vegetation bei Langebaanweg besuchen und geben daher erst mal Vollgas. Wir durchqueren ohnehin nur landwirtschaftliches Gebiet. Um 15.15 Uhr erreichen wir den Strand und werden schon von Weitem von rotblühenden Blumen in Empfang genommen. Dort nehmen wir uns eine Stunde Zeit, um die knallroten Babianas zu genießen, einige von uns wagen es sogar, mit nackten Füßen ins Meer zu waten. An anderer Stelle finden wir einen ganzen Pulk von in Vollblüte begriffenen Ferrarias in beachtlicher Größe. Volltreffer nennt man sowas!
Roland bewundert die üppige Ferraria crispa.
Babiana thunbergii ist vor allem bei Saldhana verbreitet.
Mit der Abendsonne verlassen wir den Strand und nehmen Kurs auf Saldhana. In einem Salinengelände entdecken wir noch größere Mengen Flamingos und halten natürlich an. Chris versucht, mit dem Bus so nahe wie möglich heranzukommen. Aber mit Hänger und ohne Allrad ist das kein leichtes Unterfangen. Immerhin finden wir noch einen Standpunkt in brauchbarer Entfernung.
Dann aber geht es endgültig nach Saldhana ins Hotel, wo wir gegen 18.00 Uhr ankommen. Wir erleben dort den Sonnenuntergang am Meer und haben einen tollen Blick aus unseren Hotelfenstern. Um 19.00 Uhr gibt es routinemäßig das Abendbuffet in einem provisorischen Restaurant, denn das hoteleigene wird gerade renoviert. Es liegt zwar romantisch am Stand, aber das Personal muss alles dorthin schleppen. Die Armen. Angesichte eines langen Tages und weil wir morgen früh sehr bald aufstehen wollen sind wir nach dem Abendessen schnell auf unseren Zimmern.
Fortsetzung folgt …
Viele Grüße
Elmar
Kaptölpel (Morus capensis) bilden mit 17.000 Individuen bei Lambert‘s Bay eine der größten Kolonien Südafrikas.
Punkt 7.00 Uhr finden sich alle zum Frühstück ein, nachdem vorher jeder seinen Koffer vor die Zimmertüre gestellt hat. Während sie zum Trailer gebracht und verladen werden, nutzen wir die Zeit zum Einkauf im Supermarkt oder zur Auffrischung der Reisekasse am Geldautomaten. Aber Schlange stehen kostet dann doch so viel Zeit, dass wir erst um 8.30 Uhr loskommen. Keine so gute Idee, aber auch andere Menschen brauchen Geld fürs Wochenende.
Manulea altissima, ein schönes Acker(un)kraut.
Heilige Ibisse überfliegen das Sandveld.
Wir schlagen die R 364 Richtung Westen nach Lambert‘s Bay ein. Weil der Wunsch besteht, halten wir erst mal an einem Rooibos-Feld an und betrachten uns die Pflanzen von Näherem. Überflüssig zu sagen, dass auch andere Pflanzen dort gedeihen, die wir natürlich fotografieren.
Auf der Weiterfahrt stoppen wir erneut, um Schildkröten, die auf der Straße laufen, auf die andere Seite zu befördern, darunter ein Jungtier, das man leicht hätte übersehen können. Unsere gute Tat für heute! Und wieder eine gute Gelegenheit, auch nach Blumen zu schauen.
Der Strandflieder Limonium peregrinum.
Delosperma asperulum bildet kleine Sträucher.
Es folgen danach noch zwei weitere kurze Stopps für blühende Mesemb-Sträucher, dann erreichen wir bei strahlendem Sonnenschein und angenehmen Temperaturen um 10.20 Uhr die Vogelinsel. Während sich Pia um den Eintritt kümmert, besuchen andere vorher noch die Toilettenanlagen, danach können wir frohen Mutes den Fußweg zur größten Kaptölpel-Kolonie des Landes antreten.
Eilseeschwalben (Thalasseus bergii) bei der Rast.
Dominikanermöwen (Larus dominicanus).
Dort erwarten uns neben diversen Möwen, Seeschwalben und Kormoranen rund 17.000 Kaptölpel, die dicht an dicht gedrängt auf einer Sandfläche nahe am Wasser ruhen. Die Jungtiere sind schon fast alle ausgefärbt. Es ist immer wieder erstaunlich, wie die Elternvögel zielgenau ihre Jungen in dem unglaublichen Gewirr finden. Der große Vogelreichtum erklärt sich aus dem immensen Futterangebot, das von der kalten Unterströmung, die hier an Land trifft, begünstigt wird. Diese kalte Meeresströmung ist aber auch für die wüstenhaften Bedingungen im Hinterland verantwortlich, denn kaltes Wasser kann nun mal nicht verdunsten und Regen bringen. Wir genießen ungefähr eine Stunde lang das Spektakel und brechen dann gen Süden an der Küste entlang auf.
Nicht näher bestimmte Mittagsblume.
Grielum grandiflorum wächst nur küstennah.
Capnophyllum africanum benötigt Küstensand.
Euphorbia caput-medusae ist typisch für das Sandveld.
Schon nach ein paar Minuten nutzen wir die erste Möglichkeit, um an den Strand zu gelangen. Dort erwartet uns eine typische Strandveld-Vegetation und wir finden gleich wieder ein paar für uns neue Arten. Das Strandveld ist eine von fünf Unterabteilungen der Fynbosvegetation nördlich von Kapstadt. Die einzelnen Vegetationszonen sind einerseits höhen- andererseits bodenabhängig. Strandnahe Gebiete bestehen aus kalkreichem Sand einer früheren Meeresüberflutung mit vergleichsweise vielen Nährstoffen. Die anderen Fynbos-Typen haben entweder andere Böden wie Sandstein, Lehm oder Granit oder wegen ihrer topographischen Lage andere Niederschläge. Daher sind viele Arten lokal auf diese Lebensräume begrenzt, einige sogar endemisch.
Das Strandveld ist eine Sonderform der Fynbos-Vegetation.
Es ist high noon, als wie den Strand nach etwa einer halben Stunde verlassen. Die Weiterfahrt währt nur kurz, denn violette Teppiche von Mesembs bedecken große Flächen, und wir halten an. Mittagsblumen, wohin das Auge auch schaut und erst bei genauem Hinsehen entdeckt man auch viel „Kleinzeug“ dazwischen, das von der Wucht der Farbe erst einmal erschlagen wird.
Drosanthemum hispidum bildet nach gutem Regen für ein paar Tage dichte Matten.
Wir halten uns nur kurz auf, denn wir haben noch einiges vor. Gegen 13.00 Uhr erreichen wir eine Meeresbucht, in der in einiger Entfernung jede Menge Flamingos im seichten Wasser nach Nahrung filtern. Alle haben den Kopf eingetaucht. Es ist Privatgelände und eigentlich dürfen wir nicht rein. Da aber in der Nähe Häuser stehen, fahren wir zumindest bis dahin und fragen. Die Leute dort kommen sofort angelaufen, sind aber nett und willigen ein. Aber da sie dort Springböcke mit Jungtieren gesehen haben, dürfen wir nur bis an den Straßenrand, um die kleine Herde nicht zu beunruhigen. Es ist schon ein verrücktes Bild: Springböcke neben Flamingos direkt am Strand. Da außer Bildern mit Tele nichts weiter geht, halten wir uns nicht allzu lange auf und nehmen wieder Kurs auf die Küstenstraße.
Die meisten Jungvögel von Phoenicopterus minor sind noch nicht ausgefärbt.
Auf dem Weg Richtung Süden entdecken wir kurz darauf ein Stück nicht eingezäuntes Land und erkunden hier die Sandveld-Vegetation. Der lockere Untergrund ist von irgendwelchem Getier komplett unterhöhlt, wir sacken ständig ein. Zum Glück kommt keiner zu Schaden und wir haben unseren Spaß dabei. Neben verwilderten Kakteen kommen auch ein paar neue heimische Arten hinzu. Der ungewöhnliche Wärmeeinbruch hat auch hier zu einer vorzeitigen Blüte geführt und vieles ist schon weg oder unansehnlich, daher ziehen wir schnell weiter.
Exkursion in fallgrubenträchtigem Gelände.
Conicosia pugioniformis bevorzugt Sandböden.
Doch bereits 20 Minuten später stoppen wir erneut für einen blühenden Teppich pinkfarbener Drosanthemum. Das Motiv ist einfach zu verführerisch. Am Rand der Fläche entdecken wir noch andere interessante Pflanzen, darunter ein paar Prachtexemplare der Medusenhaupt-Euphorbie, eine Charakterpflanze des Sandveldes. Ein Sternekoch würde das Arrangement vermutlich „Euphorbia an Drosanthemum“ titulieren, es sieht jedenfalls so aus, als ob sich jemand alle Mühe der Welt für die Deko gegeben hätte. Und der Wunsch einer einzelnen Dame, endlich mal in Blumen zu baden, kann angesichts der Masse ebenfalls erfüllt werden.
Ein Bad in den Blumen für Herz und Seele.
Aber wir wollen ja noch die Strand-Vegetation bei Langebaanweg besuchen und geben daher erst mal Vollgas. Wir durchqueren ohnehin nur landwirtschaftliches Gebiet. Um 15.15 Uhr erreichen wir den Strand und werden schon von Weitem von rotblühenden Blumen in Empfang genommen. Dort nehmen wir uns eine Stunde Zeit, um die knallroten Babianas zu genießen, einige von uns wagen es sogar, mit nackten Füßen ins Meer zu waten. An anderer Stelle finden wir einen ganzen Pulk von in Vollblüte begriffenen Ferrarias in beachtlicher Größe. Volltreffer nennt man sowas!
Roland bewundert die üppige Ferraria crispa.
Babiana thunbergii ist vor allem bei Saldhana verbreitet.
Mit der Abendsonne verlassen wir den Strand und nehmen Kurs auf Saldhana. In einem Salinengelände entdecken wir noch größere Mengen Flamingos und halten natürlich an. Chris versucht, mit dem Bus so nahe wie möglich heranzukommen. Aber mit Hänger und ohne Allrad ist das kein leichtes Unterfangen. Immerhin finden wir noch einen Standpunkt in brauchbarer Entfernung.
Dann aber geht es endgültig nach Saldhana ins Hotel, wo wir gegen 18.00 Uhr ankommen. Wir erleben dort den Sonnenuntergang am Meer und haben einen tollen Blick aus unseren Hotelfenstern. Um 19.00 Uhr gibt es routinemäßig das Abendbuffet in einem provisorischen Restaurant, denn das hoteleigene wird gerade renoviert. Es liegt zwar romantisch am Stand, aber das Personal muss alles dorthin schleppen. Die Armen. Angesichte eines langen Tages und weil wir morgen früh sehr bald aufstehen wollen sind wir nach dem Abendessen schnell auf unseren Zimmern.
Fortsetzung folgt …
Viele Grüße
Elmar