Was Substrate anbetrifft bin ich immer noch „fortgeschrittener Anfänger“, habe mich aber mit dem Thema „Gesteinsmehle“ auch praktisch etwas mehr befasst. Ein Gesteinsmehl im Substrat ist bei hohem Lava-, Bims-, Granitanteil (mit ev. anhaftendem Staubanteil) und passendem pH-Wert sicher nicht zwingend notwendig. „Ur“-Gesteinsmehle sind keine Wundermittel, helfen jedoch beim Ansetzen des Substrats bei der pH-Wert-Einstellung und bieten zusätzliche Nährstoffe, vor allem Spurennährstoffe. Etwas Optimierung, wer es denn möchte. Auch nichts Neues....
Gesteinmehle werden im Gartenbau immer wieder eingesetzt: z.B. Kalkmehl zur pH-Anhebung bei sauren Böden oder Pflanzsubstraten mit hohem Torf-/Kokohum-/Humusanteil. Oder z.B. Bentonitmehle (Ionenaustauscherfähigkeit, Bildung von Ton-Humus-Komplexen). In diesem Beitrag geht´s jetzt um Gesteinsmehle, die aus „Urgesteinen“ (umgangssprachlich) wie Granit, Diabas, Phonolith, Basalt, auch Eifellava usw. hergestellt werden, also Gesteine die sich durch Auskristallisation von Magma in der Tiefe oder an der Erdoberfläche bei Eruptionen gebildet haben und in der Regel im Tagebau abgebaut werden. Es erfolgt dann ein Brechen der Blöcke, Aussieben der einzelnen Kornfraktionen und ev. noch Schlämmen (die genaue Herstellung der Mehle kenne ich dann auch nicht) bis ein feines Gesteinsmehl vorliegt. Die Korngrößen schwanken je nach Anbieter u. Anwendung.
Im Gartenbau, zur langfristigen Bodenverbesserung , gehen die Korngrößen teilweise bis in den mm-Bereich, je gröber das Korn, desto langsamer verwittert das Korn durch und desto geringer ist die Abgabe mineralischer Nährstoffe pro Zeiteinheit. Man plant hier meist längerfristig.
Für uns interessanter bezüglich Nährstoffabgabe und pH-Wert-Einfluss sind die Feinkornfraktionen unter ca. 200µm (fühlt sich fast wie Puder an), diese geben die Nährstoffe für getopfte Kakteen in kürzeren Zeiten ab und beeinflussen den pH-Wert ebenfalls schneller. Hier in BW habe ich z.B. gefunden: Phonolith-Mehl (Baumarkt mit 3 Buchstaben, Abbau z.B. am Kaiserstuhl/Rheintal) oder Diabas-Mehl (Internet-Shop der Hartsteinwerke Sch…, Fichtelgebirge/Oberfranken). Ich siebe mir aus Eiffellava den Kornanteil < 0,2mm aus und gebe ihn dann, zusätzlich zu Phonolith- od. Diabas-Mehl dosiert ins Substrat.
Wieviel Gesteinsmehl gebe ich zu? Das hängt von den Substratansprüchen (vor allem pH-Wert) der Pflanzenart ab. Ich gebe bei einem mineralischen Substratanteil von ca. 75% (Bims u. Lava aus der Eiffel, Kieselgur, Perlite, Granitsplitt) mit den humosen, sauren Restbestandteilen Torf, Kokohum und Kokoschips insgesamt etwa 1 gestrichenen Teelöffel Gesteinsmehl / Liter Substrat zu. Für meine leicht sauren Echinopsen, Parodien, Gymnocalycien, Trichocereen. Das Ganze lasse ich zur Optimierung mind. 1 Monat feucht „reagieren“, geht notfalls auch kürzer. Die sauren Huminstoffe reagieren dabei langsam (sie müssen aus den dickeren Krümeln ja auch erstmal herauswandern) mit den freier verfügbaren Calcium-, Natrium-, Kalium-, Magnesium- Ionen des Gesteinsmehls aber auch dem gröberen mineralischen Substratanteil. Daneben finden Freisetzungen oder Reaktionen mit den vielen wertvollen Spurenelementen des Gesteinsmehls statt. Die Gesteinsmehle sind, aufgrund ihres feinen Korns (hohe Reaktionsoberfläche) viel reaktiver als die gröberen Mineralkörner. Da die gröberen mineralischen Körner jedoch in der Überzahl sind, tragen sie natürlich einen beträchtlichen Teil zur Gesamtreaktion bei. Daß die Reaktion nicht in ½ Tag abgeschlossen ist, musste ich auch erst lernen. Der pH-Wert (Messtreifen) ist nämlich nach einem Substratansatz mit zuviel Gesteinsmehl innerhalb von ca. 6 Wochen um etwa 1,5 Einheiten angestiegen, ich habe das Resultat von pH ca. 7,3 als etwas hoch mit zuwenig Reserve für einen ev. weiteren Anstieg angesehen. 4 Eimer dieses ärgerlichen Flops waren dann für die Mischung mit Torf + Kokohum ein Blumenerde-Substrat und eine Kopfnuss zum Nachdenken.
Wer den pH-Wert von Substraten oder deren Bestandteilen messen möchte, sollte das mit VE-Wasser (ca. 1mm Überstand über Substrat) angesetzte Substrat vorher einige Stunden, besser 1-2 Tage reagieren lassen. Die pH-Wert-Messung ist ohnehin ein Kapitel für sich. Es wird nicht immer angegeben, wie die Probenvorbereitung war (in VE-Wasser kochen, in CaCl2-Lösung mehr oder weniger lange stehen lassen, Proben sehr fein zerkleinert oder nicht usw.). Dann gibt es vermutlich Normen für die Messung, aber wird immer nach diesen gemessen? Glaselektrode, Billig-pH-Meter oder Messstreifen? Welchen pH-Wert hat das VE-Wasser (meines hat mit Messstreifen gemessen pH = 5,3 !)? Nimmt der pH-Wert des Testwassers Einfluss auf den End-Messwert? Eine „Feldmethode“ gibt 1/3 Wasserüberstand an….Man müsste da tiefer in die Materie einsteigen. Ich persönlich belasse es bei der Abschätzung mit Messstreifen + möglichst wenig Wasserzugabe zur Probe. Es gibt schließlich seit vielen Jahrzehnten die Erfahrungen versierter Pfleger für taugliche Substratmischungen als gute Basis für eigene Mischungen, die ich natürlich in meine Substratplanungen mit einbeziehe. Für das zusätzliche Handling mit Gesteinsmehl hat sich allerdings die pH-Abschätzung bei mir bewährt.
Diskussion: ja, gerne.
Dornige Grüße
Wüste
Urgesteinsmehl als Substratzuschlag
Re: Urgesteinsmehl als Substratzuschlag
Hallo Wüste,
vielen Dank für deinen interessanten Beitrag! Man merkt etwas dass da ein Geologe geschrieben hat.
So viele Gedanken habe ich mir bisher zu meinem Substrat noch gar nicht gemacht. Jeder schwört ja auf sein eigenes Substratrezept. Ich nutze für fast alle meine Kakteen rein mineralisches Substrat. Ich bin der Meinung, dass die meisten Kakteen gar nicht so spezielle Substrate einfordern, solange sie durchlässig sind. Man muss sich allerdings mit dem Gießen und Düngen auf das jeweilige Substrat einstellen. Für mich bedeutet das, dass ich mehr gießen und auch mehr düngen muss.
'Viele Grüße
Sabine
vielen Dank für deinen interessanten Beitrag! Man merkt etwas dass da ein Geologe geschrieben hat.
So viele Gedanken habe ich mir bisher zu meinem Substrat noch gar nicht gemacht. Jeder schwört ja auf sein eigenes Substratrezept. Ich nutze für fast alle meine Kakteen rein mineralisches Substrat. Ich bin der Meinung, dass die meisten Kakteen gar nicht so spezielle Substrate einfordern, solange sie durchlässig sind. Man muss sich allerdings mit dem Gießen und Düngen auf das jeweilige Substrat einstellen. Für mich bedeutet das, dass ich mehr gießen und auch mehr düngen muss.
'Viele Grüße
Sabine
Re: Urgesteinsmehl als Substratzuschlag
Hallo Sabine,
du schreibst: "Ich bin der Meinung, dass die meisten Kakteen gar nicht so spezielle Substrate einfordern, solange sie durchlässig sind. Man muss sich allerdings mit dem Gießen und Düngen auf das jeweilige Substrat einstellen."
Da bin ich einig mit Dir. Vielleicht kann oder muss man mit dem Organikanteil (senkt pH-Wert) noch etwas spielen ? Aber auch da haben welche ihre Pflanzen in reinem Bims stehen. Da kommt wohl wie Du sagst, das Düngen mit ins Spiel, da bin ich noch am lernen, da spielt vielleicht der pH-Wert der Düngerlösung eine Rolle, gerade bei mineralischem Substrat (?).
Das Urgesteinsmehl wäre ja nur eine Optimierung, vor allem bei Substraten die viel Organik, Perlite, Kieselgur, Sand enthalten. Da sind dann weniger Spurennährstoffe vorhanden als z.B. bei Substraten mit viel Lava, Bims, Granit usw.
Jedenfalls hast Du mir da ausserdem noch einen Hinweis gegeben, danke.
Grüße
Wüste
du schreibst: "Ich bin der Meinung, dass die meisten Kakteen gar nicht so spezielle Substrate einfordern, solange sie durchlässig sind. Man muss sich allerdings mit dem Gießen und Düngen auf das jeweilige Substrat einstellen."
Da bin ich einig mit Dir. Vielleicht kann oder muss man mit dem Organikanteil (senkt pH-Wert) noch etwas spielen ? Aber auch da haben welche ihre Pflanzen in reinem Bims stehen. Da kommt wohl wie Du sagst, das Düngen mit ins Spiel, da bin ich noch am lernen, da spielt vielleicht der pH-Wert der Düngerlösung eine Rolle, gerade bei mineralischem Substrat (?).
Das Urgesteinsmehl wäre ja nur eine Optimierung, vor allem bei Substraten die viel Organik, Perlite, Kieselgur, Sand enthalten. Da sind dann weniger Spurennährstoffe vorhanden als z.B. bei Substraten mit viel Lava, Bims, Granit usw.
Jedenfalls hast Du mir da ausserdem noch einen Hinweis gegeben, danke.
Grüße
Wüste