Argentinien 2016

Pantalaimon
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Argentinien 2016

Beitrag von Pantalaimon »

Servus,

wie manch einer von Euch vielleicht schon gemerkt hat, bin ich ein wenig abtrünnig geworden - allerdings mehr aus Versehen. Zwecks Zeitmangel und weil ich ein bissl Werbung für Bromelien machen wollte und zudem das Forum der DBG (Deutsche Bromelien Gesellschaft) beleben wollte, hatte ich angefangen, über die Bromelien auf unserer 2016er-Reise durch Argentinien zu berichten. Und weil es im Forum von Echinopsis auch eine Bromelien-Sektion gibt, habe ich die Beiträge dort gespiegelt. Und natürlich habe ich mich dort dann überreden lassen, nicht nur Bromelien zu zeigen. Inzwischen wurde dann auch noch das DBG-Forum (wegen Überlastung des Betreuers) in ein künstliches Koma versetzt. Und außerdem nähere ich mich so langsam den ersten Parodien … weshalb ich mich entschlossen habe, den Reisebericht nun hier zu spiegeln. Vermutlich wird es etwas dauern, bis ich hier auf dem gleichen Stand bin, aber ich werde mich beeilen …

Dann mal los:

Der Schwerpunkt unserer 4-wöchigen Reise im Oktober und November 2016 lag natürlich auf Kakteen (genauer: die Gymnocalycien der Sierras de Cordoba und die Kakteen des nordwestlichen Hochlands). Allerdings hatte ich mir nach unserer ersten Reise (in 2012) vorgenommen, das nächste Mal ein wenig mehr auf Bromelien zu achten, und so sind dann doch ein paar ganz brauchbare Fotos entstanden.

Ausgangspunkt unserer Reise war Buenos Aires. Eigentlich hatten wir einen Nachtflug (via Madrid) und sollten morgens ankommen, was allerdings nur bedingt geklappt hat, denn in Madrid flogen wir bereits 30min später ab. Beim Anflug auf Buenos Aires hieß es dann, der Flughafen sei wegen schlechten Wetters gesperrt und wir müssten noch ein paar Ehrenrunden drehen. Mit weiteren 30 Minuten Verspätung setzten wir dann auf der Landebahn auf, rollten von der Bahn auf den nächsten Taxiway und blieben dort stehen ... und stehen ... und stehen ... Irgendwann kam dann die Durchsage des Piloten, dass wegen der vorherigen Sperrung des Flughafens alle Parkpositionen belegt seien und wir warten müssen bis eine frei wird. Da war uns dann schon klar, dass das ein wenig länger dauern könnte ... tatsächlich waren es weitere 2,5 Stunden, die wir blöd im Flugzeug rumsaßen, ehe sie endlich eine Parkposition für uns hatten.

So hatten wir bereits einen halben Tag verloren, als wir endlich unseren Mietwagen in Empfang nahmen. Dabei hatten wir eigentlich gehofft, am ersten Tag ca. die halbe Strecke bis Alta Gracia (Cordoba) fahren zu können, wo unsere Reise dann so richtig losgehen sollte, doch dafür war es jetzt zu spät, schließlich mussten wir auch noch ein paar Sachen einkaufen. Wir fuhren hernach noch so weit wie es ging, schafften es aber nur noch bis San Nicolas, wo wir uns (todmüde, wie wir waren) das erstbeste Hotel nahmen - ein schon etwas in die Jahre gekommenes, aber trotzdem (für argentinische Verhältnisse) noch ziemlich nobles 5-Sterne-Hotel (die Nacht hat ca. 100 EUR gekostet, aber das war uns in diesem Moment egal).

Nach einem tollen Frühstück am nächsten Morgen beschlossen wir, vor unserer Weiterfahrt noch ein bissl durch den wirklich großen, locker mit Bäumen bestandenen Garten zu laufen. Kaum waren wir zur Tür hinaus, fiel uns auch schon ein auf dem Boden liegender Büschel Tillandsia aeranthos auf.

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Ein Blick in die Bäume und wir sahen, dass hier immer wieder - nie besonders dicht, aber doch recht regelmäßig - Tillandsia aeranthos wuchsen, und dass viele gerade am Blühen waren:

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San Nicolas liegt direkt am Rio Parana, der hier, sich immer wieder verzweigend, ein großes Feuchtgebiet mit Wasser versorgt. Das Klima ist hier feucht-warm. So hatte sich über Nacht Nebel gebildet, der sich am Vormittag zwar bereits gehoben hatte, sich aber nur sehr langsam auflöste. Entsprechend schwierig waren die Lichtverhältnisse - um das mal zu zeigen: Tillandsia aeranthos auf Ceiba spec. (wahrscheinlich Ceiba speciosa):

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Übrigens gab es hier noch eine weitere Tillandsia-Art zu bewundern, nämlich die extrem weit verbreitete Tillandsia recurvata. Der nördlichste, von uns besuchte Standort liegt westlich von Houston (Texas) - und dies hier ist der bisher südlichste, von uns besuchte Standort. Dazwischen liegen (Luftlinie) ca. 7500km. Das nenn ich mal ein Verbreitungsgebiet ... :-)

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Viele Grüße!
Chris
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K.W.
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Re: Argentinien 2016

Beitrag von K.W. »

Nur drei Worte,

klasse!


Herzliche Grüße

K.W.



PS diese Ceiba mit ihren Stacheln sind für mich immer wieder bemerkenswert, danke für´s zeigen!
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Pantalaimon
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Re: Argentinien 2016

Beitrag von Pantalaimon »

Hallo,

@ CABAC:
Nur ein bissl. Hernach kommen dann unendlich viele Kakteen. Aber für Bromelien mache ich halt immer gerne Werbung, da diese Familie deutlich weniger Aufmerksamkeit bekommt als Kakteen und sie das (meiner Meinung nach) nicht verdient hat, denn kaum eine Pflanzenfamilie ist so vielfältig und hat sich an so viele unterschiedliche Lebensräume angepasst wie die Bromeliaceae.

@ K.W.:
Gerne. Und daher, extra für Dich:

Bonus-Track:

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... und als Ausgleich für alle, die es lieber etwas zarter mögen:

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:lol:

Viele Grüße!
Chris
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K.W.
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Re: Argentinien 2016

Beitrag von K.W. »

Pantalaimon hat geschrieben:Hallo,
>>>
Hernach kommen dann unendlich viele Kakteen.
<<<
Na dann mal los! ;)


@ K.W.:
Gerne. Und daher, extra für Dich:

Bonus-Track:
>>>

<<<

Viele Grüße!
Chris
Ich bin begeistert und "gerührt" :lol: ;)

Danke!!!

Wenn ich das sehe, habe ich das Gefühl direkt in die Urzeit zu schauen. . .


Herzliche Grüße

K.W.
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Pantalaimon
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Re: Argentinien 2016

Beitrag von Pantalaimon »

Hallo,

... und weiter geht's:

Nach unserem Rundgang durch den Garten des Hotels stiegen wir ins Auto und machten uns auf den Weg. Bis Alta Gracia sind es ca. 500km, wofür wir (inkl. Pausen und einiger, kurzer Abstecher auf kleinere Straßen, um nach Pflanzen Ausschau zu halten) den gesamten Rest unseres 2. Reisetags benötigten - wobei die Abstecher leider vollkommen erfolglos waren, da wir feststellen mussten, dass das gesamte Gebiet zwischen Buenos Aires und Alta Gracia massiv landwirtschaftlich genutzt wird. Hier sieht es aus wie bei uns auf dem Land: Ein Feld reiht sich an das nächste, nur selten von eingezäunten Wiesen (für Kühe) unterbrochen. Von der ursprünglichen Vegetation war weit und breit nichts zu sehen - nichtmal irgendwelche kläglichen Reste. Hier trotzdem ein paar Eindrücke:

Ein hübsch blühender Baum auf einem Plaza irgendwo zwischen San Nicolas und Rosario:

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Und so sieht die Landschaft zwischen Buenos Aires und Alta Gracia meistens aus:

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Eine Distel am Feldrand (mit absolut cooler Knospe):

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Nach längerer Suche mieteten wir uns dann am südlichen Ortsrand von Alta Gracia für die nächsten Tage eine (ungewollt ziemlich große und schön eingerichtete) Cabana (falls Ihr nicht wisst, was das ist: das sind kleine Hütten bis durchaus komfortabel eingerichtete Ferienhäuser, die es abseits der großen Städte fast überall in Argentinien zu mieten gibt, wobei die Preise von sehr günstig bis recht teuer variieren können, je nach Größe und Ausstattung). Für den nächsten Tag war dann endlich der erste Pflanzen-Tag geplant. Da aber die Cabana etwas größer, schöner und damit teurer als geplant ausgefallen war, mussten wir erstmal Geld holen gehen. Also fuhren wir ins Zentrum von Alta Gracia und suchten uns eine Bank. Es dauerte nicht lange und wir hatten eine, doch leider hatte der Geldautomat kein Geld mehr. Also suchten wir weiter und fanden tatsächlich noch drei weitere Banken: Zwei davon waren lokale Banken, dort funktionierten weder EC-Karte noch Kreditkarte, und vor der dritten stand eine "kleine" Schlange, die (*Fernglas rauspul*) mindestens 2 Häuserblöcke die Straße hinunter reichte. Da wir keine Lust hatten, erstmal 2 oder 3 Stunden anzustehen, beschlossen wir, unsere Planung über den Haufen zu werfen und die eigentlich erst für den nächsten Tag geplante Stadtbesichtigung von Cordoba vorzuziehen. Somit verging ein weiterer Tag ohne Pflanzen ...

... aber an unserem 4. Reisetag war es dann endlich so weit. Zwar ließ uns ein Blick in Richtung Berge nichts Gutes erahnen, was das Wetter anging (denn über den Bergen hingen, wie auch die 2 Tage zuvor, dicke Wolken), aber das war uns egal. Voller Vorfreude fuhren wir zunächst ein Stück nach Norden, bevor wir bei Falda del Carmen links in Richtung der Sierras abbogen. Schon bald steigt die Straße deutlich an - und wir kamen den tief hängenden Wolken näher und näher. Trotzdem hielten wir bei einer der ersten Kehren an, um nun endlich damit zu beginnen, unsere Pflanzen-Sucht zu befriedigen, zumal wir diese schöne Puya hoch oben auf den Felsen der Straßenböschung erspäht hatten:

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Es handelt sich hierbei (sehr wahrscheinlich) um die weit verbreitete Puya spathacea, eine mittelgroße, vor allem in Blüte sehr attraktive Art. Zu Fuß einem Feldweg folgend fanden wir bald eine Stelle, wo eine größere Gruppe dieser hübschen, jedoch auch recht stacheligen Pflanzen direkt unterhalb des Weges wuchs:

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Schade, dass das Wetter nicht mitspielte, denn inzwischen hatte es ordentlich zu Nieseln angefangen. Auch die Begleitflora schien nicht wirklich glücklich zu sein ...

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Gymnocalycium monvillei

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Parodia mammulosa (Syn. Notocactus submammulosus)

Viele Grüße!
Chris
Pantalaimon
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Re: Argentinien 2016

Beitrag von Pantalaimon »

Hallo,

@ CABAC:
Ja, Alta Gracia ist echt nett. Wäre bestimmt schön, dort auch einfach so mal ein paar Tage zu verbringen, ganz ohne Pflanzen. Das Che-Museum haben wir uns allerdings nicht angeschaut, aber vom Plaza kommen später noch ein paar Bilder.

Und weiter geht's ...

Nachdem wir immer nasser wurden und zudem das Gefühl hatten, an dieser Stelle alles entdeckt zu haben was es hier zu entdecken gab, zog es uns zurück ins trockene Auto. Aber natürlich ließen wir uns von dem schlechten Wetter nicht abbringen, sondern fuhren die Straße weiter bergan. Schon bald ging es über einen kleinen Paß hinweg. Ab hier hielten wir dann wieder verstärkt Ausschau nach der nächsten, vielversprechenden Möglichkeit, nach Pflanzen zu suchen. Allerdings standen neben der Straße inzwischen Weidezäune, die einen Zugang ins Gelände verhinderten. Schon bald fiel uns dann jedoch ein offenes Eingangstor mit einem Feldweg dahinter auf: Der Eingang zur Estacion Astrofisica de Bosque Alegre - ein kleines Observatorium, das man auch offiziell besuchen darf. Zwar war es bereits Mittag und somit Siesta (die Öffnungszeiten sind Vormittags und Nachmittags), aber nachdem das Tor offen stand sahen wir keinen Grund, nicht hindurch zu gehen. Da wir ja nach Pflanzen Ausschau halten wollten, parkten wir unser Auto am Straßenrand (statt bis zum Observatorium hinauf zu fahren, was man auch gedurft hätte) und machten uns zu Fuß auf den Weg. Zum Glück hatte der Nieselregen fast vollständig aufgehört. Natürlich konnte ich es nicht lassen, den freien, grasigen Hang gleich hinter dem Eingangstor zu durchstreifen. Der Preis: Meine Hose war ruck-zuck pitsche-nass. Der Lohn:

Opuntia spec. (wahrscheinlich auch dies eine Opuntia sulphurea - die Art sieht man in Argentinien fast überall) ...

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... Gymnocalycium monvillei ...

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... und Lobivia aurea:

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Schon bald erreicht der Feldweg die ersten Bäume. Einige der Äste sind hier dicht an dicht mit Tillandsia recurvata bewachsen:

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Zugleich wurde es immer dunkler. Wir waren uns nicht ganz sicher, ob es nur an den Bäumen lag, und liefen daher weiter. Am Wegesrand stießen wir dann auf eine weitere Lobivia aurea. Natürlich war die Knospe bei solch einem Wetter nicht geöffnet:

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... und sie wusste schon warum, denn nur Sekunden nachdem dieses Foto entstand ging es los: Mit einem Mal standen wir mitten in einem heftigen Graupelschauer, Donnergrollen inklusive. Eilig suchten wir unter dem nächstbesten Baum Schutz. Er verhinderte zwar nicht, dass wir nass wurden (zumal der Graupel nach ein paar Minuten in Platzregen überging), aber so war es dann doch angenehmer (jep, so eine "Graupelmassage" ist nicht wirklich angenehm). Und dann, nach vielleicht sechs oder sieben Minuten, war alles genauso plötzlich wieder vorbei, wie es begonnen hatte. Bei nur noch leichtem Regen liefen wir dann die letzten Meter zum Observatorium hinauf. Allerdings schauten wir uns dort nur kurz um, machten ein paar Fotos und gingen dann zurück zum Auto.

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Viele Grüße!
Chris
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K.W.
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Re: Argentinien 2016

Beitrag von K.W. »

Guten Abend Chris,

vielen Dank für die sehenswerten Pflanzenphotos.
Mir gefällt sehr, dass Du die "Hauptperson" des jeweiligen Bildes nicht vollständig vom Umgebungsbewuchs befreit hast.
Das räumt mit der weitverbreiteten Annahme auf, dass Kakteen immer und in jedem Falle solitär in der prallsten Sonne wachsen.
Ich werde die Bilder einigen PflanzenfreundInnen empfehlen. . .
Frühling in Argentinien - ist es dann erwartungsgemäß so regnerisch, oder hattet ihr mit anderem Wetter kalkuliert?


Herzliche Grüße

K.W.
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Re: Argentinien 2016

Beitrag von Pantalaimon »

Hallo,

wir waren im argentinischen Frühling dort unten, genauer gesagt vom 15.10. bis zum 12.11.. Die zuletzt gezeigten Bilder sind vom 18.10.16. Die Sierras de Cordoba hatten bei unserem Besuch bereits gut Wasser bekommen. Besonders die Ostabhänge waren triefend nass. Weiter nordwestlich war es aber trocken bis sehr trocken. Vor allem im Nordwesten oben (Jujuy) herrschte Dürre.

Und ja, wir hatten natürlich auf besseres und wärmeres Wetter gehofft. Nebel, Nieselregen und Hagelunwetter hatten wir nicht eingeplant. Aber man muss halt nehmen, was man kriegt - und bzgl. Kleidung haben wir bei solchen Reisen immer auch ein paar wärmere Sachen und Regenzeug dabei, von daher war das kein Problem. Zum fotografieren war es halt ein bissl blöd (schlechtes Licht, alles grau, Wassertropfen auf der Linse ...), aber andererseits bekommt man so Eindrücke und Stimmungen, die man sonst in Bezug auf Kakteen eher nicht hat. Von daher war es zugleich interessant und auf eine ganz eigene Art beeindruckend.

Viele Grüße!
Chris
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Re: Argentinien 2016

Beitrag von Pantalaimon »

Hallo,

@ CABAC:
Ganz so arg hat es uns bisher noch nicht erwischt. Auf Nächte in nem durchgeweichten Zelt bin ich jedenfalls nicht besonders scharf. Aber zumindest eine eher "kreative" Nacht hatten wir auf dieser Reise dann später auch noch ...

Und weiter geht's ...

Nachdem wir (streckenmäßig) noch nicht wirklich weit gekommen waren, wollten wir nun erstmal ein paar Meter fahren. Wir hatten unsere Strecke als Rundweg geplant, weshalb wir der Straße nur noch kurz gen Westen folgten, um dann, an einem großen Kreisel im Niergendwo, nach Süden abzubiegen. Erst kurz hinter San Clemente stoppten wir erneut. Zwar waren es wieder "alte Bekannte" (in Form von Lobivia aurea), deren Knospen wir aus dem Auto erspäht hatten, aber wir hofften halt, dass ja vielleicht doch die ein oder andere Blüte offen war. Als wir uns dann den Pflanzen näherten, sahen wir, dass in den Büschen kleine Tillandsien-Büschel wuchsen. Vermutlich handelt es sich hierbei um Tillandsia capillaris - wobei ich zugeben muss, dass ich ziemliche Probleme damit habe, die sich zum Teil doch recht ähnlich sehenden Arten der UG Diaphoranthema auseinander zu halten (daher keine Garantie, dass die Namen stimmen).

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Zudem wuchsen hier erneut zahlreiche Gymnocalycium monvillei ...

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... und, wie bereits erwähnt, Lobivia aurea:

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Anschließend ging es weiter nach Süden. Obwohl die Landschaft hier wenig vielversprechend aussah, stoppten wir mehrfach, um nach Kakteen zu suchen, doch leider ohne Erfolg. Schade, denn ich hatte gehofft, irgendwo in dieser Gegend Gymnocalycium bruchii sehen zu können - einer meiner absoluten Lieblings-Gymnos. Schließlich biegt die Straße nach Osten ab und erreicht kurz darauf die ersten Häuser - und ich befürchtete schon, meine Hoffnungen begraben zu müssen. Allerdings zeigte ein kurzer Blick auf die Uhr, dass wir schon noch ein bissl Zeit hatten, und warum auf direktem Weg nach Alta Gracia zurückfahren und die Zeit in unserer Cabana abhocken? Also beschlossen wir, einfach wieder umzudrehen, zumal wir weiter nördlich an einer Stelle vorbeigefahren waren, die recht interessant aussah. Dorthin fuhren wir nun gezielt zurück, und siehe da: Nach kurzer Suche (und mehreren Lobivia aurea) tauchte der erste Gymnocalycium auf:

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Dies war zwar nicht der erhoffte Gymnocalycium bruchii, aber dafür etwas in dieser Gegend noch viel selteneres, von dem ich daher kaum zu hoffen gewagt hatte, jene Pflanzen hier zu finden. Tatsächlich handelt es sich hierbei um Gymnocalycium amerhauseri, wobei diese Population wegen der großen Verbreitungslücke zur Typpopulation auch als eigene Unterart gehandelt wird, nämlich als Gymnocalycium amerhauseri ssp. altagraciense. Nur weil die gezeigte Pflanze so schön prominent auf einem kleinen Felsen wuchs, hatten wir sie relativ leicht entdecken können - wobei der Wuchsort ein "Versehen" sein dürfte (sozusagen), denn G. amerhauseri wächst eigentlich nicht auf Fels und die Farbe der Epidermis zeigt, dass diese Pflanze ein wenig zu kämpfen hat. Aber wie immer gilt: Wo einer ist, da müssten doch eigentlich auch noch mehr sein, oder? Also begannen wir damit, gezielt das Gras nach weiteren Pflanzen abzusuchen, und tatsächlich fanden wir noch drei weitere. Hier der (mit 3cm im Durchmesser) Größte ...

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... und, gut versteckt (ja, man muss wirklich sehr genau schauen, wenn man nach diesen Pflanzen sucht), sogar einer mit ner ziemlich weit entwickelten Knospe:

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Der Vollständigkeit halber sei noch erwähnt, dass es hier neben G. amerhauseri und L. aurea auch wieder Parodia mammulosa (Notocactus submammulosus) gab, aber die hatten wir in den letzten Posts ja schon (und es gibt von späteren Reisetagen noch deutlich bessere Fotos).

Viele Grüße!
Chris
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Robby
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Re: Argentinien 2016

Beitrag von Robby »

Lieber Chris,

leider bislang keine Reaktion auf Deinen Reisebericht mit den tollen Fotos. Aber ich bin sicher, da gibt es ganz bestimmt viele stumme Genießer, also nur Mut, weiter so. Ich freue mich jedenfalls auf die Fortsetzung.

Fast identische Bilder werde ich auch noch hier präsentieren. Ich bin festen Willens, meinen eigenen Reisebericht auch noch zu Ende zu führen. Und genau in dieser Gegend hatten auch wir den ersten und einzigen Regentag. Verregnete Blüten, die sich nicht richtig öffnen wollen, können irgendwie ganz schön nerven. Egal, Dein G.amerhauseri, soweit südlich, ist sehr interessant. Habe ich selbst nur aus der Sierra Chica im Norden kennen gelernt - toller Fund! Das erste Gymnofoto halte ich allerdings für G.quehlianum. Diese kleinwüchsige Form mit ihren wirr verbogenen Dornen haben wir reichlich um Alta Garcia, Tanti und Umgebung gefunden. Werde ich hier noch vorstellen.

Ganz prima finde ich auch Deinen Focus auf die Bromeliaceen. Da gibt es wirklich herrliche Arten, auch wenn ich mich da viel zu wenig auskenne. Dennoch darf ich hier sicherlich zwei Fotos mit meinen kritisch zu hinterfragenden Bestimmungsversuchen einfügen...
Dyckia floribunda RB3448a - Camino del Cuadrado, Cadonga, Cordoba 1088m
Dyckia floribunda RB3448a - Camino del Cuadrado, Cadonga, Cordoba 1088m
Tillandsia bryoides RB3417a - westl. Tanti, Cordoba 946m
Tillandsia bryoides RB3417a - westl. Tanti, Cordoba 946m
Freue mich auf Deine weiteren Fotos!
LG Robby
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Re: Argentinien 2016

Beitrag von gymnofan »

hallo Chris und Robby
bezüglich des ersten Gymnobildes stimme ich Robby auch zu;
doch die späteren Gymnos halte ich auch für G. amerhauseri, denn die "früheren" G. altagrciense mit der P Nummer 119 sehen doch noch etwas anders aus;
keine Bange Chris, hier wird sehr fleißig mitgelesen und bewundert
VG
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Manfredo
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Re: Argentinien 2016

Beitrag von Manfredo »

... hier wird sehr fleißig mitgelesen und bewundert
So isses! 8-)

Manfredo
Viele Grüße
Manfredo
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