Ende letzten Jahres war ich aus beruflichem Anlass für drei Wochen in Kalifornien, USA und habe die Gelegenheit genutzt, noch eine Woche Urlaub dran zu hängen. Die ersten drei Wochen (26.10. bis 15.11.) war Arbeit angesagt, aber die Wochenenden konnte ich für intensives Sightseeing nutzen. Im Urlaub habe ich den Grand Canyon besucht. In jedem Fall genug Material, für ein paar Beiträge hier im Forum.
Die Jahreszeit ist für Kakteen- und Sukkulenten-Sightseeing zwar nicht optimal, aber meist hatten wir tagsüber so um die 20°C. Für Mittel-Europäer also beste Werte.
Der erste Teil der Berichterstattung führt uns in den Botanischen Garten der Universität Berkeley (Vorort von San Francisco).

Der Botanische Garten von Berkely wurde 1890 gegründet, damals in unmittelbarer Nähe des Campus gelegen. Pläne zur Erweiterung der Universität führten dann ab 1920 zum Umzug in den „Strawberry Canyon“ oberhalb des Campus. Der Platz, wo der Botanische Garten vorher war, blieb allerdings bis 2007 ein Parkplatz. Der Umzug war also wohl doch nicht so dringlich. Lange Rede – kurzer Sinn: Am jetzigen Patz steht der Botanische Garten seit den 1920er Jahren.
Der Garten präsentiert Pflanzen aus der ganzen Welt, konzentriert sich dabei auf Klimazonen, die der Kaliforniens ähnlich sind. Kakteen und Sukkulenten sind somit stark vertreten. Ich beschränke mich bei den Photos im Folgenden auf die Kakteen und Sukkulenten.
In der Nähe des Eingangs liegt das Kakteen- und Sukkulentenhaus (Arid House), das etwa 2.000 Arten beherbergt.

Das „Arid House“ hat einen kleinen Schauraum im Eingangsbereich:

Dieser Stenocereus eruca hat es mir – trotz der offensichtlich mit seiner Haltung verbundenen Platzprobleme – so angetan, dass ich mir nach Rückkehr aus den USA gleich ein paar Sämlinge von Michael Kießling bestellte:

Eine Jungpflanze von Fouqueira columnaris:

Imposantes, christates Exemplar von Pachypodium lamerei:

Hinter dem Schauraum folgt der Rest des Gewächshauses, der jedoch hinter Gittern liegt. Man kommt an die Pflanzen also nicht dicht ran. In vorderster Reihe stehen ein paar Ausstellungsstücke mit entsprechenden Informationstafeln:

Den Rest der Kakteen und Sukkulenten kann man in den Freiflächen bewundern:


Aloe plicatilis


Blick in den „Strawberry Canyon“. Am Ende erkennt man schemenhaft die Bucht von San Francisco:


Herrliches Agaven-Patchwork:

Ich liebe diese riesigen Polter von Deuterocohnia brevifolia (ehemals Abromeitiella brevifolia – das war einfacher auszusprechen);

In Deutschland wird die Größe de Polster allerdings durch die Pflanzgefäße limitiert, denn sie sind bei uns nicht voll winterhart. Die Blüten sind auch nicht sonderlich beeindruckend:

Für Blüten ist es leider auch die falsche Jahreszeit. Nur wenige Kakteen blühen:

Cleistocactus fieldianus

Pereskia grandiflora (?)
Aber für Farbenpracht bedarf es ja nicht unbedingt Blüten:

Sedum rubrotinctum 'Aurora'.
Blick hinter die Kulissen: Dass Tontöpfe gaaanz schlecht für die Pflanzen sind, hast sich noch nicht bis nach Kalifornien herumgesprochen


Das „Arid House“ wird im Winter auf mindestens 10°C gehalten und im Sommer sollen 41°C nicht überschritten werden. Dabei helfen diese Ventilatoren:

Die würden mir auch gefallen, habe die aber bislang vergeblich in Deutschland zu Kaufen gesucht.
Trotz ausgefeilter Technik und kompetenter Gärtner, hat man aber auch in Berkeley aber auch nicht alle Schadinsektem im Griff. Hier ein extremes Beispiel:

Im Shop des Botanischen Gartens konnte man eine Vielzahl von Kakteen und Sukkulenten erwerben, für Reisende aus Europa aber leider nicht nutzbar. Sehr attraktiv war auch diese Komposition:

Vielleicht was zum Nachbasteln. Die Pflanzen werden durch ein Gitter im Substrat gehalten. Man taucht das Gesamtkonstrukt alle 2, 3 Wochen in Wasser, lässt es abtropfen und hängt es dann wieder wie ein Gemälde senkrecht auf. Wie lang das wohl so wohlgeordnet bleibt?
Nur wenige Kilometer von Berkeley entfernt liegt noch ein zweiter Botanischer Garten, der primär heimische Pflanzen zeigt, der „Regional Parks Botanical Garden“:

Typische Sukkulenten für Kalifornien sind natürlich die Pflanzen der Gattung Dudleya:

Dudleya 'Frank Reinelt', es gibt also auch Zuchtformen dieser Gattung.

Dudleya spec.

Dudley cymosa
Während wir in unseren Breiten jeden Sonnenstahl jubelnd begrüßen, ist man in der Kinderstube hier eher um Schatten bemüht:

Zu guter Letzt musste ich natürlich noch einen Blick auf diese berühmte Brücke werfen:

Meine seit Führerscheinerwerb im Jahre 1981 unfallfreie Fahrenszeit ist an diesem Tage leider vorbei:

Der blaue Sportwagen ist mir im Stop-and-Go leider hinten aufgefahren. Mein Mietwagen, ein mittelgroßer SUV, hatte nur ein paar leichte Kratzer an der Stoßstange, das Auto des Unfallgegners war hingegen vermutlich ein Totalschaden. Dies großen Autos haben also manchmal auch Vorteile …
Fazit dennoch: Wenn ihr mal in San Francisco vorbei kommt, schaut auf jeden Fall im Botanischen Garten von Berkeley vorbei. Er ist sehenswert!
So, das solls für heute gewesen sein. Das Whale-Watching überspringe ich mal. Als nächstes berichte ich also vom Besuch im „Huntington Botanical Garden“ von Los Angeles.
Gruß,
Hardy
