Ein Erfahrungsbericht zum aufpäppeln..

Antworten
Benutzeravatar
Echinopsis
Moderator
Beiträge: 544
Registriert: 22. November 2008, 10:26
Kontaktdaten:

Ein Erfahrungsbericht zum aufpäppeln..

Beitrag von Echinopsis »

Hallo liebe Ariocarpenfreunde,

heute, genau ein Jahr nach meinem letzten Problemfall eröffne ich hier ein neues Thema..eine Seite, die bisher fast nie angesprochen wurde.
Viele Leute halten Ariocarpen, teils als Randbegleitung, teils auch als Hauptsammelrichtung.
Häufig bekomme ich von solchen Leuten im Vertrauen Pflanzen, welche Sie nichtmehr richtig halten können, mit der Bitte es doch einmal zu versuchen, diese Pflanzen in Gang zu bekommen.
Leider ist dies nicht immer ganz einfach. Häufig sind nur sehr wenige, bzw gar keine Wurzeln vorhanden, oder die Pflanzen sind derartig ausgehungert (Warzen eingefallen) dass sie kaum mehr Kraft haben Wurzeln zu bilden.

Vor genau einem Jahr (Anfang Oktober 2009) bekam ich auf einer Kakteenbörse in Berg (Stöckelsberg) einen sehr alten Ariocarpus furfuraceus mit 14cm überlassen (für wenige Euronen), da die Pflanze in schlechtem Zustand war. Insgesamt hatte die Pflanze drei Faserwurzeln und war komplett ausgehungert.

Hier mal zwei Bilder von damals:

Bild

Bild

Mit viel Geduld und Vorsicht pflege ich solche Pflanzen. Gedüngt wird nur mit Wuxal, da dies der einzigste Dünger ist, den die Pflanzen richtig über die Epidermis aufnehmen.
Viel zu der Pflege möchte ich nicht schreiben..dazu ist andererorts schon viel erzählt worden.

Ich möchte euch lediglich die Pflanze heute, ein Jahr nach den oberen Fotos zeigen:

Bild

Bild

Bild

Ebenso habe ich heute einen Spross unterhalb des Scheitels bei dieser Pflanze entdeckt:

Bild

Bild

Solche Erfolge sind für mich die schönsten.
Fertige Pflanzen kann man überall kaufen..alte ausgehungerte oder kranke Pflanzen wieder in Gang zu bringen ist deutlich schwerer.

Hier mein nächster Fall (eine andere Pflanze!), mal sehen wie er in einem Jahr aussieht:

Bild

Bild

Grüße,
Daniel
Benutzeravatar
Kurt
Beiträge: 1030
Registriert: 24. November 2008, 17:42
Wohnort: bei Köln

Re: Ein Erfahrungsbericht zum aufpäppeln..

Beitrag von Kurt »

Hallo Daniel und die Anderen,
meine Gratulation! Die Bilder sagen mehr als tausend Worte! So habe ich einen alten retusus, auch eine Wildpflanze mit genauer Herkunft, die anfänglich gut aussah. Dann jedoch verschlechterte sich das Aussehen. Der Pflanzenkörper wurde fahl in der Farbe und die unteren Warzen wurden weich. Ich nahm die Pflanze sofort aus dem Topf und stellte Wurzelfäule fest, die ganze Rübe war schon faul. Mit dem kantigen Rücken eines Küchenmessers habe ich die Fäulnis vorsichtig weggekratzt, denn der obere Teil des Pflanzenkörpers war noch fest und sah in Ordnung aus, so, als hätte er sich von der Fäulnis abgesetzt. Dann lag das Kopfstück wochenlang in der Küche auf der Fensterbank zum Trocknen und Verheilen. Später füllte ich einen Topf mit meinem Substrat, drückte die Pflanze hinein, damit die Konturen übertragen werden und stäubte dann Wurzelhormon Rhizopon auf die Oberfläche und setzte den Kopf wieder auf die Erde. Zum Schluß band ich noch einen Faden Kunstbast um Pflanze und Topf, damit sie nicht runterfällt und damit eventuell entstehende Wurzeln die Pflanze nicht hochdrücken. Dann kam sie ins Gwh. auf´s Seitentablett zu den anderen. Gegossen wurde in der ersten Zeit nicht, nur ab und zu gesprüht. Es hat mehr als anderthalb Jahre gedauert bis tatsächlich neue Wurzeln gebildet wurden. Heute ist sie wieder bewurzelt, der Bastfaden ist weg und die Pflanze ist fest. Hierüber bin ich sehr froh, denn der Ario ist mir sehr wertvoll, da es eine Wildpflanze mit genauer Herkunft ist. Nur geblüht hat sie noch nicht, vielleicht im nächsten Jahr. Leider kann ich kein Bild anhängen, aber das könnte ich morgen nachholen.
Grüsse Kurt
Benutzeravatar
Echinopsis
Moderator
Beiträge: 544
Registriert: 22. November 2008, 10:26
Kontaktdaten:

Re: Ein Erfahrungsbericht zum aufpäppeln..

Beitrag von Echinopsis »

Kurt hat geschrieben:Leider kann ich kein Bild anhängen, aber das könnte ich morgen nachholen.
Das ist eine super Idee! Bin echt neugierig wie Dein retusus aussieht!

Meinen Glückwunsch dass es geklappt hat!

Grüße,
Daniel
Benutzeravatar
Kurt
Beiträge: 1030
Registriert: 24. November 2008, 17:42
Wohnort: bei Köln

Re: Ein Erfahrungsbericht zum aufpäppeln..

Beitrag von Kurt »

Hallo Daniel und die anderen,
heute kann ich die Bilder nachliefern, wenigstens von dem heutigen Istzustand. Auf dem ersten Bild sieht man, daß die Pflanze viel neue Wolle gebildet hat und daß die Warzen wieder prall sind. Das sind für Ariocarpus schon mal enorme Lebenszeichen. Die Flecken werden bleiben, aber mit der Zeit mit den Warzen an den Rand wachsen. Das zweite Bild zeigt die Pflanze seitlich und man sieht hier, daß sie wirklich nur flach auf dem Substrat liegt und einige Bimssteine auch locker darunter liegen. Diese Methode zur Neubewurzelung hat sich also bewährt.
Grüsse Kurt
Benutzeravatar
Echinopsis
Moderator
Beiträge: 544
Registriert: 22. November 2008, 10:26
Kontaktdaten:

Re: Ein Erfahrungsbericht zum aufpäppeln..

Beitrag von Echinopsis »

Glückwunsch Kurt, der sieht wirklich wieder gut aus!
Vielleicht blüht er ja nächstes Jahr!!
Benutzeravatar
Echinopsis
Moderator
Beiträge: 544
Registriert: 22. November 2008, 10:26
Kontaktdaten:

Re: Ein Erfahrungsbericht zum aufpäppeln..

Beitrag von Echinopsis »

Mittlererweile gibts auch von meinem neuen Fall (siehe die letzten zwei Bilder in meinem letzten Posting hier) etwas neues!

Die Pflanze habe ich 2 Tage lang komplett in lauwarmes Wasser eingelegt (Pflanze war komplett unter Wasser), in das Wasser habe ich eine hochdosierte Dosis Wuxal gemischt.
Früher wurden so Importe aus Mexiko wieder "fett" gemacht um sie besser verkaufen zu können.

Diese Methode habe ich hier auch angewendet, allerdings nicht aus dem Grund um wieder eine schöne Pflanze zu bekommen, sondern vielmehr um der Pflanze etwas mehr Potenz für den Winter zu geben.
Der Ariocarpus hat auch etwas Wasser aufgenommen und die Warzen wurden minimal dicker - dadurch auch die ganze Pflanze etwas schwerer.
Dieser kleine Trick reicht mir, um die Pflanze erfolgreich über den Winter zu bekommen, und dann im Frühjahr zu neuen Wurzeln zu bewegen.

Nachdem der Ariocarpus eine weitere Woche komplett abtrocknete (in einem kühleren Raum - wenn zu warm, dann verdunstet er ja wieder zuviel Wasser, und der ganze Effekt ist dahin) wurde er eingetopft und fixiert.
Dabei setze ich die Pflanze etwas tiefer, um einen besseren Halt zu haben.
Die Pflanze wäre jetzt am Standort auch tief im Boden, da sie ausgehungert ist. Treibt der Ariocarpus neue Wurzeln, und bekommt dadurch wieder Kraft, geht er wieder nach oben.
(Daher werden Ariocarpen bei richtiger Haltung nach der Kulturperiode im Herbst auch kleiner, und ziehen ein).

Noch zwei Fotos für dieses Jahr, jetzt darf er erstmal seine Winterruhe halten!!

Bild

Bild

Nächstes Jahr kommt die Pflanze im Gewächshaus unter den Tisch, wenn dann jemand hinlangt um zu wackeln hacke ich die Finger persönlich ab. :lol:
Gerade bei der neuen Wurzelbildung sollte man solche Pflanzen am besten komplett in Ruhe lassen!

Grüße,
Daniel
Benutzeravatar
Kurt
Beiträge: 1030
Registriert: 24. November 2008, 17:42
Wohnort: bei Köln

Re: Ein Erfahrungsbericht zum aufpäppeln..

Beitrag von Kurt »

Hallo Daniel,
die Methode "Wasserbad mit Dünger" ist ja wirklich sehr interessant, davon habe ich noch nicht gehört. Aber wenn das klappt... wir werden davon hören bzw. lesen. Pflanzen ohne Wurzeln binde ich auch immer fest, mit Kunstbast. Das ist besonders wichtig, wenn man die Pflanze nur flach auf die Oberfläche legt wie bei dem Ariocarpus auf meinen letzten Bildern. Hier war die Wurzelrübe bis fast an den Scheitel weggefault und ich hatte die Fäulnis mit dem Rücken eines Messer weggeschabt und mittels einer alten Zahnbürste unter fließendem Wasser die Reste entfernt. Anschließend hatte ich die Pflanze mit Küchenpapier gut getrocknet, mit einem Wurzelhormon bestrichen und weiter lange getrocknet. Der Rest ist etwas höher in meinem Beitrag zu lesen.
Ich meine nur mit dem Festbinden hast du doch ein bißchen übertrieben, zumal die Pflanze noch einen Wurzelstock hat und dann an einen sicheren Platz kommt, wo nicht jeden Tag einer dreimal dranstößt.
Grüsse Kurt
Benutzeravatar
Echinopsis
Moderator
Beiträge: 544
Registriert: 22. November 2008, 10:26
Kontaktdaten:

Re: Ein Erfahrungsbericht zum aufpäppeln..

Beitrag von Echinopsis »

Hallo Kurt,

die Pflanze ist ja nicht "festgebunden" - sondern nur mit Gummis fixiert.
Das Ganze bleibt nur über`n Winter, dann bekommt die Pflanze einen Basteldraht außenrum, da die Gummis sonst schnell spröde werden und reißen.

Wenn ich Pflanzen habe, die unten an der Rübe gefault sind schabe ich auch alles weg (eigentlich gleiche Methode wie du schreibst), nur mache ich das ganze nicht unter fließendem Wasser, sondern trocken. Naher wird die ganze Rübe mit Desinfektionsmittel eingesprüht! Hat bisher immer geholfen.

Grüße,
Daniel
Benutzeravatar
Echinopsis
Moderator
Beiträge: 544
Registriert: 22. November 2008, 10:26
Kontaktdaten:

Re: Ein Erfahrungsbericht zum aufpäppeln..

Beitrag von Echinopsis »

Hallo zusammen,

mittlererweile gibt es wieder einen neuen Fall aus dem Krankenzimmer zu vermelden.

Mein alter A. confusus, den ich vor ca. genau einem Jahr auf einer Börse gekauft hatte (er hatte gar keine Wurzeln mehr, war in Torf gesessen und war teilweiße pilzig) hat angefangen neue Wurzeln zu treiben!

Bild

Bild

Bild

lG!
Daniel
Benutzeravatar
Echinopsis
Moderator
Beiträge: 544
Registriert: 22. November 2008, 10:26
Kontaktdaten:

Re: Ein Erfahrungsbericht zum aufpäppeln..

Beitrag von Echinopsis »

Moin,

ich mache meine Reihe an Problemfällen heute mal wieder weiter!
Im Dezember 2010 bekam ich von einem Bekannten einen A. fissuratus, komplett ohne Wurzeln, mit extremsten Scheitelverletzungen (woher die kommen ist mir bis jetzt noch unbekannt...ich denke mal Schädlinge und Sonne).

Jetzt, ein halbes Jahr später zeigt er wieder erstes Leben. Heute habe ich ihn mal kontrolliert:

Bild

Bild

und siehe da:

Bild

Bild

lG,
Daniel
Benutzeravatar
Echinopsis
Moderator
Beiträge: 544
Registriert: 22. November 2008, 10:26
Kontaktdaten:

Re: Ein Erfahrungsbericht zum aufpäppeln..

Beitrag von Echinopsis »

Hallo zusammen,

ich würde sagen das Warten hat sich rentiert.

Mittlererweile habe ich die Pflanze aus dem ersten Beitrag in diesem Thread exakt zwei Jahre lang, nun haben sich die ersten Blüten seit ich sie habe bei mir heute entfaltet. Was für eine schöne Überraschung im GWH - die Pflanze ist wirklich zu einem wahren Prachtstück geworden.

Aber seht selbst (zum Vergleich dieselbe Pflanze vor genau zwei Jahren im ersten Beitrag, ersten zwei Bilder).

Bild

Bild

Bild

Bild

lG,
Daniel
Antworten

Zurück zu „Ariocarpus“