Südafrika 2019

ElmarM
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Re: Südafrika 2019

Beitrag von ElmarM »

Danke CABAC für den link!

Dann machen wir hier auch mal weiter:

7. Tag, Montag, 2. September

Heute steht eine längere Busfahrt an und wir sputen uns, pünktlich um 7.00 Uhr beim Frühstück zu sein. Da wir keine Koffer packen müssen, schaffen wir es auch pünktlich, um 7.45 Uhr loszufahren. Unser Ziel ist der nördliche Teil des Namaqua-Nationalparks, speziell der Wildeperdehoek Pass, der in Insiderkreisen als Sukkulentenparadies gilt. Aber vorher wollen wir versuchen, bei Kleinzee (manchmal auch Kleinsee geschrieben) die Küstenvegetation zu besuchen. Dort und auf dem Weg dahin soll es einige regionale Besonderheiten geben.

Ornithogalum xanthochlorum.jpg
Ornithogalum xanthochlorum.

Lapeirousia barklyi.jpg
Lapeirousia barklyi.

Von Springbok aus nehmen wir die direkte Straße nach Westen Richtung Kleinzee. Nach etwas mehr als einer Stunde Fahrt legen wir den ersten Fotostopp ein. Es ist immer noch sonnig und windstill, also bestes Fotowetter. Wir finden auch gleich ein paar für uns neue Pflanzen, etwa eine Ornithogalum- und eine Lapeirousia-Art. Wir halten uns über eine Stunde auf und finden immer noch Neues. Aber um 10.00 Uhr reißen wir uns los und setzen die Fahrt fort. Schon nach 20 Minuten halten wir an einem frei stehenden Granitberg erneut an und klettern den Hang hinauf.

Felsbiotop.jpg
Felsbiotop eines Inselberges …..

Crassula macowaniana.jpg
…. dort wächst Crassula macowaniana.

Dort oben wachsen in den Fugen der Granitblöcke schön blühende endemische Monsonias, aber auch diverse Crassulaceen und anderes. Es ist schon 11.00 Uhr, als wir weiterfahren, die Zeit schreitet unerbittlich fort. Es wird zunehmend karger, die Diamantindustrie hat arge Verwüstungen hinterlassen. Wir sind im ehemaligen Sperrgebiet der Diamantenfelder, die heute restlos ausgebeutet sind. So beschränkt sich ein kurzer Halt nur auf diese trostlosen Landschaftsfotos. Kurz vor 12.00 Uhr erreichen wir Kleinzee, ein gottverlassenes Nest. Leider verlieren wir hier über eine Stunde Zeit mit der Suche nach Toiletten und dem Einkaufen von ein paar Kleinigkeiten, d.h. den Tagesproviant und ein paar Getränke. Es ist recht heiß.
Wir wollen ans Meer südlich von Kleinzee, um die Strandveld-Vegetation kennenzulernen. Aber plötzlich signalisiert das Navi von Chris, dass der Weg wohl für Busse gesperrt ist. So müssen wir umkehren und eine Alternative suchen.

Carpobrotus quadrifidus.jpg
Carpobrotus quadrifidus.

Cleretum hestermalene.jpg
Cleretum hestermalene.

Um 13.00 Uhr halten wir am Wegesrand zum Botanisieren an und finden erneut immer wieder interessante Pflanzen. Aber wir verlieren dabei auch gut eine Stunde, die es gilt, wieder aufzuholen. Daher wird die Devise ausgegeben, dass für Fotos nur noch die allernötigste Zeit verwendet werden sollte, denn es ist weit bis zum Wildeperdehoek Pass und die Straßen sind schlecht.

Mansonia ciliata.jpg
Monsonia ciliata, so weit das Auge reicht.

Regendaisy.jpg
Die „Regendaisy“ Dimorphotheca pluvialis.

Sandeidechse.jpg
Die gefleckte Sandeidechse Meroles suborbitalis.

Grielum humifusum.jpg
Grielum humifusum als Bodendecker.

Grielum humifusum Variante.jpg
Grielum humifusum, eine ungewöhnliche Variante.

Trotzdem kosten die mehreren Fotostopps so viel Zeit, dass wir um 15.30 Uhr beschließen müssen, ohne Pause durchzufahren, auch wenn es noch so schwer fällt und es noch so interessante Fotomotive gibt, sonst ist das Licht am Pass weg.

Quaqua mammillaris.jpg
Diese Quaqua mammillaris hat Roland aus dem fahrenden Bus entdeckt.

Es ist schon eine spezielle Gegend und wir müssen auf dem Weg zum Pass immer wieder Tore öffnen, um weiter zu kommen. Dort angelangt, steigen alle schnell aus und begeben sich neugierig auf Entdeckungspirsch. Es sind vor allem die vielen Kleinsukkulenten, die diese Gegend so besonders machen. Aber zwischen den höheren Büschen hat es auch jede Menge Butterbäume und schöne Pelargonien. Der Kameraverschluss hat keine Chance, abzukühlen.

Pelargonium echinatum.jpg
Pelargonium echinatum „ganz in weiß“.

Holothrix secunda.jpg
Die Orchidee Holothrix secunda.

Conophytum bilobum.jpg
Conophytum bilobum.

Crassula pseudohemisphaerica.jpg
Crassula pseudohemisphaerica.

Hang.jpg


Bei allerbestem Fotolicht kraxeln wir über Stock und Stein, aber selbst an der Straße entlang ist an den Steilhängen jede Menge zu entdecken. Die noch verfügbare Stunde ist viel zu kurz, um alles zu erkunden, aber angesichts der vielen Kilometer, die wir zudem noch lange auf Staubstraßen fahren müssen, ist die Zeit gekommen, hier abrupt abzubrechen.

Crassula deceptor.jpg
Crassula deceptor.

Crassula tomentosa.jpg
Crassula tomentosa.

Beim Verlassen der Staubstraße kontrolliert Chris zur Vorsicht nochmal den Bus, ob alles noch an Ort und Stelle ist und wir keinen platten Reifen haben, denn hier ist alles schon vorgekommen. Dann fahren wir ohne Halt durch bis Springbok.

Chris hat Vollgas gegeben und gegenüber dem Navi eine halbe Stunde herausgeholt. Die Zeit nutzen wir in Springbok, um uns in einem Hotel, das auch einen Buchladen betreibt, noch mit fehlender Literatur oder Postkarten einzudecken. Dann geht es flugs nach Okiep, wo wir um 19.30 Uhr in der Dunkelheit eintreffen. Dank eines Anrufs von Pia hat man uns dort das Abendessen warm gestellt, sodass wir nach einer kurzen Erfrischung unser Buffet um 20.00 Uhr frisch zubereitet serviert bekommen. Nach einem langen Tag sind alle rechtschaffen müde und gehen bald zu Bett.

Tylecodon paniculatum Butterbaum.jpg
Tylecodon paniculatum, der „Butterbaum“.

Fortsetzung folgt...

Viele Grüße
Elmar
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K.W.
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Re: Südafrika 2019

Beitrag von K.W. »

Guten Abend Herr Mai,

toller Bericht und klasse Photo's - 1000 Dank!
Darf ich fragen; wie halten Sie es bei solchen Gruppenreisen mit dem Recht am eigenen Bild?
Unterschreibt jeder jedem etwas entsprechendes, oder wie regeln Sie das?


Herzliche Grüße

K.W.Stocksiefen
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und hier sind immer noch jeden Tag neue Blüten: http://www.tsdaten.de/kaktusforum/index.php
philcactus
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Re: Südafrika 2019

Beitrag von philcactus »

Für Nichtreisende wie ich, ein sehr informativer und wunderschön dokumentierter Bericht!
Ich freue mich jetzt schon auf weitere Teile.
Vielen Dank, und einen Guten Rutsch ins Neue Jahr
Philcactus
ElmarM
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Re: Südafrika 2019

Beitrag von ElmarM »

Guten Abend Herr Stocksiefen,

klar habe ich von jedem schriftlich ein Einverständnis, persönliche Bilder zu zeigen. Das gehört sich nicht nur so, sondern zeigt auch, dass es eine tolle und weltoffene Gruppe war. Natürlich halte ich mich mit Namen aber zurück. Auch das gehört sich so.

Viel Spaß beim Weiterlesen, es kommen noch ein paar Tage :D

Grüße
EM
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K.W.
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Re: Südafrika 2019

Beitrag von K.W. »

ElmarM hat geschrieben: 2. Januar 2020, 22:55 >>>

Das gehört sich nicht nur so, sondern zeigt auch, dass es eine tolle und weltoffene Gruppe war.

<<<
Na klar, bei der Reiseleitung. . . :)


Vielen Dank für die Antwort Herr Mai.

Aus gutem Grund hatte ich gefragt; eine Veranstaltung bei mir auf der Terrasse (vor einigen Monaten nicht mit Kölner Freunden) hatte ich
danach mit Bildern an die Teilnehmer nachbereitet. Es gab massive Kritik von einem Teilnehmer das er auf einem Photo zu sehen war.
(Obwohl nicht einmal das Reizwort Volkswagen gefallen war. . . :mrgreen: )
Für weitere Treffen werde ich mir jetzt vorbehalten eine entsprechende Unterschrift zu fordern, bzw. Leute erst gar nicht bei mir
rein zulassen. Haben Sie für das Einverständnis ein Formular welches Sie mir bei Gelegenheit (Grüne Schule) zukommen lassen könnten?

1000 Dank und herzliche Grüße

K.W.Stocksiefen-Degen
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ElmarM
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Re: Südafrika 2019

Beitrag von ElmarM »

Es wird Zeit weiterzureisen!

8. Tag, Dienstag, 3. September

Korhaan Trail.jpg
Der Korhaan Trail: So stellt man sich eine blühende Wüste vor.

Heute ist Halbzeit der Reise und gleichzeitig auch unser nördlichster Punkt erreicht. Ab jetzt geht es wieder Richtung Süden. Vor dem Frühstück um 7.00 Uhr stellen wir schon die Koffer an den Bus. Da wir viel vorhaben, starten wir bereits um 7.45 Uhr. In Springbok legen wir am Supermarkt noch einen kurzen Einkaufsstopp für den Tagesbedarf ein. Dann geht es zügig südwärts auf der A7 bis Kamieskroon, wo wir um 9.00 Uhr ankommen. Wir koppeln den Trailer ab und nach einer viertelstündigen Fotopause für ein paar Zwiebelgewächse brechen wir zum Namaqua-Nationalpark auf.

Moraea nana.jpg
Moraea nana als Albino.

Bulbine brunsvigiaefolia.jpg
Bulbine brunsvigiaefolia ist endemisch.

Dieser Park liegt, wie der vorige auch, in der Zone der Sukkulentenkaroo, ein Großraum, der das ganze Namaqualand und westliche Teile der Großen Karoo einschließt. Bereiche in der Gegend um Worcester haben wir ja schon am Anfang der Reise kennen gelernt.
Über Schotterpisten kommen wir schnell zum Skilpad-Eingang, werden dort aber von einer Schildkröte aufgehalten, die am Straßenrand vor dem Bus herläuft. Sie kommt wie bestellt, denn Skilpad heißt auf Afrikaans Schildkröte. Sie ist aber nicht an der 10-minütigen Verzögerung schuld. Das sind die Fotografen, die auch einen Stopp einfordern, als die ersten satt orangefarbenen Blütenteppiche auftauchen.

Schildkröte.jpg
Chersina angulata, die häufigste Schildkröte im Gebiet ….

Wettlauf.jpg
…. und wer gewinnt den Wettlauf?

Um 10.15 Uhr erreichen wir schließlich das Besucherzentrum. Alle erkunden erst mal die rundum ausgepflanzten Blumen oder beobachten die Webervögel, die lärmend im Baum ihre Nester bauen, während Pia die Formalitäten regelt.

Osteospermum hyoseroides.jpg
Osteospermum hyoseroides.

Gazania leipopoda.jpg
Gazania leiopoda, auch als Balkonblume bekannt.

Weil das Licht optimal ist, fahren wir erst ein Stück weiter in den Park, denn dort gibt es einen sehr schönen Aussichtspunkt. Auf der Fahrt dahin stehen die Blumen angesichts des strahlenden Sonnenscheins schon in Vollblüte, wir laufen also einen Teil des Weges und entdecken dabei eine ganze Reihe interessanter Blumen. Die Landschaft ist fast komplett mit Teppichen in Orange bedeckt. Wir haben das Maximum der Blüte erwischt! Es verspricht, sehr warm zu werden.

Bergfest.jpg
„Bergfest“ auf dem „Dach des Namaqua Nationalparks“

Den Rest zum Aussichtspunkt legen wir dann wieder mit dem Bus zurück und lassen von der höchsten Stelle, dem Dach des Namaquaparks, den Blick in die weitläufige und abwechslungsreiche Landschaft streifen. Leider ist ab hier die Weiterfahrt nur mit Allradfahrzeugen möglich und eine Rundtour würde einen kompletten Tag in Anspruch nehmen, passt also nicht ins Programm. Der Namaqua-Nationalpark ist einer der jüngsten Parks Südafrikas und wird bei jeder sich bietenden Gelegenheit durch den Ankauf von Farmgelände erweitert. Schon jetzt ist er eine bedeutende Zufluchtsstätte für Wildtiere, die angesichts des Klimawandels ihren Lebensraum von Namibia aus immer weiter südwärts verlagern. Auch Raubkatzen werden in jüngster Zeit immer öfter gesichtet. Verstreut errichtete Windräder betreiben Pumpen für die extra für das Wild angelegten Wasserstellen.

Mabuya sulcata.jpg
Mabuya sulcata, ein Vertreter der Skinke.

Agama atra.jpg
Agama atra.

Zuerst gibt es einige Fotos von der Gruppe, dann von Reptilien und Pflanzen, danach kehren wir nach fast einer Stunde Aufenthalt zurück zum Besucherzentrum. Dort brechen wir ohne Verweilzeit Schlag Mittag auf den kleineren der beiden Rundwege, den Korhaan Walking Trail auf. Auf den vier Kilometern finden wir jede Menge Blumen in wechselnden Biotopen mit ganz unterschiedlichen Farbkombinationen. Für den mit einer Stunde veranschlagten Rundweg brauchen wir – wie kann es auch anders sein – ziemlich genau das Doppelte und so trudeln wir ab 14.00 Uhr der Reihe nach wieder am Besucherzentrum ein, mit vielen neuen Eindrücken und vielen für uns neuen Blumen auf den Chips. Dort freuen wir uns erst einmal über die über eine Stunde lange Mittagspause im Schatten, denn es ist hochsommerlich warm, viel zu warm für diese Jahreszeit.

Erkundungstour.jpg
Erkundungstour auf dem Korhaan Trail.

und alles wird dokumentiert.jpg
…. und alles wird dokumentiert.

Blumenwiese.jpg
Blühende Vielfalt in allen Farben …

die ständig wechseln.jpg
….. die ständig wechseln.

Da es für den längeren Trail schon zu spät ist, bei unserem Grundtempo kämen wir vermutlich in die Dunkelheit, fahren wir ein Stück mit dem Bus, denn ein Teil ist hier befahrbar. Aber die Landschaft und die Blumen ändern sich nicht, es bleibt durch und durch orange, daher wird der Wunsch nach kühlenden Getränken unüberhörbar und schon knapp eine Stunde später finden wir uns alle im Restaurant ein. Dort sitzen wir und genießen den Blick auf ein nicht enden wollendes Blumenmeer.

Mesembryanthemum pallens.jpg
Mesembryanthemum pallens.

Ferraria macrochlamys.jpg
Ferraria macrochlamys ssp. macrochlamys.

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Feldwege, wie man sich es wünscht.

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Windräder pumpen Wasser für Tränken für die Tiere.

Wir „vertrödeln“ die Zeit bewusst etwas, denn die Wildtiere verlassen erfahrungsgemäß erst mit der tiefer stehenden Sonne ihre Verstecke und kommen zum Äsen auf die offenen Flächen. Als wir noch diskutieren, ob wir nicht doch schon zum Hotel aufbrechen wollen, werden die ersten Oryx-Antilopen gesichtet. Leider sind sie relativ weit weg, und um näher zu kommen, müssten wir wieder weit auf dem Korhaan Walking Trail ins Gelände laufen. Das Rudel mit rund 10 Tieren nähert sich zwar etwas, aber es ist immer noch recht weit entfernt. Daher versuchen wir mit dem Bus wenigstens ein bisschen näher zu kommen, was aber nur leidlich gelingt. Immerhin ist dieser Anblick längst nicht allen Parkbesuchern gegönnt, die meisten von ihnen befinden sich schon auf dem Heimweg.
Während wir noch mit den Oryx-Antilopen beschäftigt sind, hat Chris am Horizont einen kleinen Trupp Springböcke entdeckt, die vergleichsweise nahe an der Straße äsend über die Fläche ziehen. Die Warterei hat sich dann doch noch mehr als gelohnt. Denn gekonnt steuert Chris den Bus vorsichtig soweit es möglich ist an die Tiere heran und wir können sie vergleichsweise gut aus der Nähe betrachten und fotografieren.

Springböcke.jpg
Auch für Springböcke ist die blühende Wüste ein Hochgenuss.

Es ist schon nach 18.00 Uhr, als wir den Park verlassen und mit der untergehenden Sonne innerhalb einer halben Stunde Fahrzeit unsere Unterkunft erreichen. Wir machen uns schnell fertig, denn das Restaurant Kliphuis Kombuis liegt gegenüber der Straße. Es ist, genauso wie das Hotel, urig und recht einfach. Es gibt Tellergerichte, also für jeden das Gleiche, nur wer kein Lamm möchte, bekommt Hähnchen. Aber es ist lecker und alle werden satt. Was jedoch grotesk ist, dass es, bis auf ein paar Dosengetränke und eine einzige Sorte Exportbier, keine weiteren Getränke gibt. Wein ist Fehlanzeige. Was keiner weiß: Hier muss man seine Getränke selber mitbringen. Tischnachbarn, die vor uns da waren, spenden uns freundlicher Weise noch eine halbe Flasche Weißwein beim Verlassen des Lokals. Schon schräg. Daher sind wir auch schnell wieder raus und alle sind vor 21.00 Uhr auf ihren Zimmern.

Fortsetzung folgt...
ElmarM
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Re: Südafrika 2019

Beitrag von ElmarM »

Hallo-Cabac,

man hört ja von organisierten Reisen oft nicht Gutes und auch Mitglieder in Nachbargruppen der DKG (ich selber bin in Köln und Düren Mitglied) haben mir schon berichtet, dass sie sehnsüchtig aus dem Bus geschaut haben, der trotz Bitten nicht hielt. Weil sie mich kennen, haben sie sich aber für die Südafrika-Reise dieses Jahr angemeldet (immerhin 3 Personen). Ich -und auch andere Reiseleiter des Veranstalters, für den ich tätig bin - halten es so, dass wir im Vorfeld einen sorgfältigen Reiseplan erarbeiten, den jeder der Teilnehmer in Händen hält. Dieses Programm ist erst mal so lange Pflicht, bis sich herausstellt, dass ggf. andere Schwerpunkte gewünscht sind. Natürlich sind alle Hotels gebucht und die müssen wir anfahren. Aber das Tagesprogramm ist flexibel. Es ist meine Aufgabe und auch selbst auferlegte Pflicht, alles dafür zu tun, dass JEDER der Teilnehmer auf seine Kosten kommt, schließlich zahlt auch jeder das gleiche Geld. Bisher ist auch jede dieser Reisen sehr harmonisch abgelaufen und "Sonderlinge" kriege ich schon in den Griff. Und wenn sich herausstellt, dass z.B. viele Ornithologen mit dabei sind, muss man Haltepunkte finden, bei denen die "Ornis" links und die "Blumis" recht gehen können, dann hat jeder seinen Spaß. Außerdem haben wir schon öfters für Vögel gehalten und "ganz nebenbei" richtige tolle botanische Schätze gefunden. Aber wenn mir nach solchen Reisen Teilnehmer schreiben, dass es bisher das absolute Highlight ihres Lebens war, kann man nicht wirklich etwas falsch gemacht haben. Man kann nie alles haben, aber wenn alle mehr oder weniger gleiche Interessen verfolgen, kommen alle über die Reise gesehen voll auf ihren Kosten. Das ist zumindest MEIN Anspruch.

Grüße vom Elmar
ElmarM
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Re: Südafrika 2019

Beitrag von ElmarM »

Höchste Zeit für den 9. Tag, Mittwoch, 4. September:

Ceroctis capensis.png
Ceroctis capensis, ein giftiger Käfer aus der Verwandtschaft der Ölkäfer mit Warnfärbung (Meloidae).

Die Nacht war ruhig und wir schlafen auch etwas länger, denn es gibt erst um 8.00 Uhr Frühstück. Der Himmel ist wolkenlos und es ist schon schön warm, als wir das Hotel um 9.00 Uhr verlassen. Wir fotografieren erst noch in der Umgebung rund um das Hotel, dann geht es in Richtung Süden.

Brachland.png
Brachland bei Kamieskroon mit Drosanthemum hispidum.

Erodium cicutarium.png
Erodium cicutarium, Neophyt aus Europa.

Chris hat die gute Idee, nicht die N7 zu nehmen, sondern die alte Straße auf dem parallel führenden Schotterweg zu fahren. Da sind wir dichter an den Blumen, denn heute ist „der Weg das Ziel“.

Lapeirousia silenoides mit Albino.png
Lapeirousia silenoides mit Albino.

Pelargonium incrassatum.png
Pelargonium incrassatum.

Quaqua mammillaris.png
Quaqua mammillaris, ein Fund, der glücklich macht.

Quaqua incarnata.png
Quaqua incarnata.png (380.67 KiB) 6679 mal betrachtet
… und dicht daneben Quaqua incarnata.

Die Straßenrand-Botanik hat viel für sich. Es gibt hier fast keine Fressfeinde und oft gelangt auch mehr Wasser über die Asphaltdecke in die Gräben. Schon nach einer viertel Stunde steigen wir das erste Mal aus, es gibt Teppiche pink blühender Lapeirousias. Aber schnell entdecken wir auch eine Vielzahl anderer Blumen, darunter kleine Ferrarias und Moraeas. Fans von „Stinkern“ freuen sich auch über den Fund zweier Stapelienarten und so vergeht die erste Stunde schneller, als gedacht.

Klippschliefer-Familie.png
„Stress sieht anders aus“ ist das Motto dieser Klippschliefer-Familie (Procavia capensis).

Kaum im Bus, kommt schon der nächste Halt. Einige imposante Pelargonien liefern tolle Motive und auch der nächste Stopp kommt schon kurz danach: Eine Großfamilie Klippschliefer hat sich extra für uns für ein Familienfoto aufgestellt, so erscheint es wenigstens, denn die Tiere verhalten sich uns gegenüber recht gelassen. So legen wir in insgesamt zwei Stunden nur wenige Kilometer zurück. Chris spottet schon, wir seien heute langsamer als Fußgänger unterwegs.

Beim Erreichen der N7 nach ein paar Kilometern steigen wir schon wieder aus, denn Mengen von Gazanien stehen rechts und links des Weges in Vollblüte und präsentieren ihre ganze Variationsbreite. Immerhin fahren wir danach 20 Minuten mit Normaltempo und tun etwas für die Durchschnittsgeschwindigkeit, bevor wir erneut anhalten. Auf dem Weg nach Süden ändert sich die Vegetation zusehends, es wird grüner und üppiger. Links (also östlich) von uns taucht eine kleine Oase mit einer besonderen Fynbos-Vegetation auf, das Kamiesberg Center, das ziemlich isoliert rund 80 endemische Arten beherbergt. Aber leider ist alles eingezäunt. Es gibt zwar ein kleines Drehtörchen im Zaun, aber das bringt uns nicht wirklich weiter, ein paar Sträucher, das war’s schon. Immerhin posiert ein Gürtelschweif geduldig auf einem Felsen, bis alle seine Fans ein Foto von ihm gemacht haben. Diese kleine botanische Insel hat ihre Existenz wohl einer Sandsteine-Formation zu verdanken, und etwas mehr Niederschlägen als hier üblich.

Argiope australis.png
Argiope australis.

Lamarckiana cucullata.png
Lamarckiana cucullata, die größte Heuschrecke der Region.

Eine viertel Stunde später schon wieder ein Stopp, diesmal leuchten hüfthohe Sträucher am Hang, die bei näherem Hinsehen zur Gattung Ruschia gehören könnten. Und im Umfeld entdecken wir weitere Mesembs, aber auch interessante Krabbeltierchen. Unter anderen erregen eine Spinne und eine Heuschrecke unsere Aufmerksamkeit. Über Monotonie brauchen wir uns nicht zu beklagen.
Wir steigen etwa eine halbe Stunde später erneut aus, nachdem sich die Vegetation wieder etwas Richtung Trockengebiete gewandelt hat und in der Tat erinnern die Pflanzen hier an viel weiter nördliche Gebiete. Die Landschaft ist heterogen, was immer wieder zu endemischen Arten führt. Allerdings hindern überall Zäune ein tieferes Eindringen in die Botanik. Doch selbst an den Straßenrändern finden wir genug, und halten uns etwa eine dreiviertel Stunde auf, bis es weitergeht.

Phasis clavum.png
Phasis clavum aus der Familie der Bläulinge.

Gürtelschweif.png
Gürtelschweif Cordylus polyzonus.

Wir stoppen nach einer halben Stunde nur kurz, um ein Paar Paradieskraniche zu beobachten, das auf einem Feld nach Nahrung sucht. Aber wie es das Schicksal so will, werden wir auch gleich wieder mit diversen Pflanzen fündig, neben Mesembs auch üppige Zwiebelgewächse, wie Morea, oder Farbteppichen dominiert von Mesembs und Asteraceen im Straßengraben.

Paradieskranich.png
Der Paradieskranich (Anthropoides paradisea) ist der Nationalvogel von Südafrika.

In Bitterfontein haben wir Glück, das nette Café ist diesmal offen. Wir legen eine Pause ein und bekommen leckeren hausgemachten Kuchen serviert. Nach etwa einer halben Stunde geht es weiter, denn wir wollen ja nochmal Jagd auf die Pflanzen der Knersvlakte machen.

Albuca consanguinea.png
Albuca consanguinea (syn. Ornithogalum polyphyllum).

Moraea miniata.png
Moraea miniata.png (358.06 KiB) 6679 mal betrachtet
Moraea miniata mit seltener gelber Blütenfarbe.

Nach etwa 10 Minuten Fahrt entdecken wir die ersten Vorboten am Wegesrand und werden auch sofort fündig. Die Tageszeit ist gut, die Blüten größerer Mesemb-Sträucher sind voll geöffnet. Da sich das Kontingent an interessanten Pflanzen laufend erhöht, bleiben wir dann doch eine dreiviertel Stunde, beeilen uns dann aber, schnell wieder in den Bus zu kommen.

Babiana framesii.png
Babiana framesii.

Pelargonium praemorsum.png
Pelargonium praemorsum.

Microloma sagittatum.png
Microloma sagittatum.

Gegen 16.30 Uhr sichten wir dann größere Quarzflächen der Knersvlakte direkt am Straßenrand und gehen natürlich sofort auf Suche. Das Auge muss sich erst wieder an die Winzlinge gewöhnen, aber sobald die ersten entdeckt sind, sieht man sie überall zwischen den Kieseln herausschauen. Es gibt jede Menge Argyroderma, aber so nach und nach kleckern sich doch eine ganze Reihe andere Arten wie Crassulas oder Conophyten zusammen. Selbst Chris ist mittlerweile vom Suchen infiziert und lacht sich über den Namen „Baby-Popos“ für die Mesembs schlapp. Um die Fundhäufigkeit zu erhöhen – Knersvlakte-Arten reagieren auf minimale Bodenveränderungen – setzen wir mit dem Bus noch zweimal nach vorne weiter, aber schnell erschöpft sich die Auswahl.

Chris.png
Chris will’s wissen!

Roepera morgsana.png
Roepera morgsana.

Und da das Licht langsam schlapp macht, beschließen wir, schnell zum Hotel in Vanrhynsdorp durchzufahren. Dort werden wir schon erwartet und jeder bekommt schnell seinen Zimmerschlüssel ausgehändigt. Chris schleppt fleißig Koffer.
Der Brunnen hinter dem Haus ist leider nicht voll in Funktion und es sind auch nur wenige Vögel zum Baden da. Aber es ist kein Beinbruch, denn das Licht ist ohnehin schon recht schwach.
Um 19.00 Uhr gibt es das typische deftige Buffet. Die Tische hier sind immer besonders liebevoll gedeckt und die beiden Herren geben sich alle Mühe, dass jeder zufrieden ist. Wir genießen noch eine Weile die gemütliche Atmosphäre und gehen dann gegen 21.00 Uhr auf unsere Zimmer.

Fortsetzung folgt...

Viele Grüße
Elmar
philcactus
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Re: Südafrika 2019

Beitrag von philcactus »

Hallo Elmar
danke für die kurzweilige Entdeckungsreise! Ich lese laufend mit und freue mich auf die Bilder, und besonders die Kommentare.
philcactus
ElmarM
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Re: Südafrika 2019

Beitrag von ElmarM »

Danke für die netten Kommentare! Dann mal weiter mit Tag 10:

Donnerstag, 5. September

Bulbinella latifolia klein.png
Bulbinella latifolia, vor allem rund um Nieuwoudtville vorkommend.

Nach einer windigen Nacht versammeln wir uns um 7.00 Uhr zum Frühstück. Draußen ist es frisch, ein Wetterumschwung kündigt sich an. Kurz vor 8.00 Uhr setzt sich der Bus Richtung Nieuwoudtville in Bewegung. Nach einer halben Stunde erreichen wir den VanRhyns-Pass und legen eine Fotopause für das jetzt deutlich klarere Panorama ein. In den Felsen gegenüber der Straße wachsen ein paar Crassulaceen und andere Pflanzen in den Felsritzen, dann geht es weiter bergauf.

Felicia filifolia klein.png
Felicia filifolia ist sehr genügsam.

Crassula atropurpurea.png
Crassula atropurpurea, eine vielgestaltige Art.

Wir befinden uns in der Übergangszone von den Trockengebieten zur Fynbos-Vegetation, gleichzeitig mit unterschiedlichsten Gesteinen die hier ihre eigene Landschaft formen. In Nieuwoudtville grenzen verschiedene Ökosysteme aneinander, die aus allen vier Himmelrichtungen einwirken. Im Nordosten ist es das Bushmanland, im Nordwesten ist es die Knersvlakte, die zur Sukkulentenkaroo gehört, im Westen liegt eine Gebirgsformation, das sogenannte Bokkeveld Plateau und von Süden her schwappen nördliche Ausläufer der Fynbosvegetation, genauer gesagt des Renostervelds, herüber. Aus dieser Mischung ist das Hantam-Roggeveld Endemismus-Center der ganz besonderen Art mit ca. 1350 Arten entstanden, in dem es weltweit die größte Dichte an Geophyten (ca. 300 Arten) gibt, also Zwiebel-, Knollen- und Rhizompflanzen. Sie ziehen sich zur Ruhezeit in den Erdboden zurück und kommen in der Regenzeit zusammen mit Massen von Einjährigen zur Blüte. Der Wandel der Vegetation und der Landschaften findet hier oben manchmal auf nur sehr wenigen hundert Metern statt.

Ibisse klein.png
Heilige Ibisse (Threskiornis aethiopica) bilden oft große Schwärme.

Monsonia crassicaulis klein.png
Monsonia crassicaulis bringt wenigstens etwas Farbe in eine ansonsten braune Landschaft.

Der Plan für heute ist es, das Feld von hinten aufzurollen, d.h. zuerst zum Kokerboom-Wald, dem entferntesten Punkt, zu fahren. Der Wind lässt zusehends nach und die Sonne kommt raus, es ist schon deutlich wärmer geworden. Auf dem Weg stoppen wir nur für ein paar Fotos von Heiligen Ibissen, die inmitten einer Schafherde nach Futter suchen, dann erreichen wir gegen 9.30 Uhr unser erstes Tagesziel. An den Berghängen wachsen Unmengen Köcherbäume. Es ist das größte Köcherbaumvorkommen Südafrikas und gleichzeitig das südlichste Verbreitungsgebiet dieser Zeigerpflanze, die ganz klar für die Sukkulentenkaroo steht. Der Zustand der Bäume ist immer noch sehr schlecht. Nach zwei extremen Trockenjahren zuvor sind die Pflanzen nach wie vor gestresst. Immerhin blüht eine einsame Monsonia dazwischen, die vom Regen dieses Jahr profitiert hat. Wir machen die üblichen Erinnerungsfotos und brechen nach einer halben Stunde auf. Die ersten Busse rollen mit vielen Besuchern an, wir haben alles richtig gemacht.

Gruppenbild.png
„Bitte lächeln!“

Argemone munita.png
Ein Neophyt: Argemone munita (polyanthemos).

Unterwegs gibt es ein paar Botanisier-Stopps. Unter anderem lassen wir uns von weiß blühenden Sträuchern narren, die üppig blühen und Malven ähneln. Aber es stellt sich heraus, dass es sich um eingeschleppte Pflanzen eines amerikanischen Stachelmohns handelt. Neophyten kennen keine Grenzen.

Tylecodon wallichii klein.png
Tylecodon wallichii klein.png (380.54 KiB) 6545 mal betrachtet
Tylecodon wallichii.

Wasserfall.png
Ein Wasserfall, wie so oft ohne Wasser.

Um 11.00 Uhr erreichen wir den Wasserfall und haben eine Stunde zu dessen Erkundung vorgesehen. Aber von Wasserfall leider keine Spur, er ist schon wieder trocken gefallen. Allerdings stehen in der typischen Bergvegetation der Sukkulentenkaroo ein paar dicke Vertreter von Tylecodon in zwei Arten. In der Nähe stoßen Paviane ihre typischen Schreie aus und wir sehen nicht zu weit weg ein aufgeregtes Männchen herum klettern. Am Eingang bieten fliegende Händler getrocknete Früchte und Honig an, leider nicht wie sonst auch Blumensamen. Wir decken uns vor allem mit getrockneten Mangos ein, die sind besonders lecker!

Vogelnester.png
Vogelnester statt Kokosnüsse (Ploceus capensis).

Morea pritzeliana.png
Moraea pritzeliana hat den Dreh raus.

Unterwegs nach Nieuwoudtville beobachten wir noch ein Straußenpaar bei der Balz, dann kehren wir in dem uns bereits von der Hinfahrt bekannten Hotelrestaurant ein und nehmen einen Kaffee mit hausgemachtem Kuchen oder einen kleinen Imbiss zu uns. Die vorgesehene halbe Stunde kann leider nicht eingehalten werden, hier ist das Personal offensichtlich überfordert. So brechen wir erst nach über einer Stunde in den Hantam Botanical Garden auf. Aber vorher besuchen wir noch das Informations-Zentrum und die Kirche im Ortskern, denn davor ergießt sich ein riesiger Blumenteppich aus Ixia in Blau. Dann aber geht es schnell in den Park.

Ixia rapunculoides klein.png
Üppige Natur mit Ixia rapunculoides mitten im Ortskern.

Am Eingang empfangen uns gleich jede Menge Heilige Ibisse und am Farmgebäude in einer Palme jede Menge Webervögel. Der Zustand im Umfeld der Farm ist leider enttäuschend, man kann fast schon sagen, verwahrlost. Die ehemaligen Vorzeige-Anpflanzungen sind nur noch ein Schatten ihrer selbst. Wir fahren noch zu einem anderen Parkplatz in der Hoffnung, wenigstens dort etwas Blühendes zu finden, denn die anderen Wanderwege würden alle viel zu viel Zeit kosten. Der gesamte Park erstreckt sich hier über eine leicht wellige Hügellandschaft mit wechselnden Bodenqualitäten in vergleichsweise großer Höhe und beherbergt eigentlich eine unfassbare Fülle an Geophyten, die es weltweit nur hier gibt. Aber auch hier ist die Ausbeute leider eher mager. Trotz der herrschenden Trockenheit gelingt es zumindest, eine Ahnung von Blumenreichtum in guten Jahren zu bekommen.

Hesperantha cucullata.png
Hesperantha cucullata.

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Einer von vielen Vertretern der Asteraceae.

Die Zeit schreitet fort, mittlerweile ist es 15.00 Uhr geworden. So entschließen wir uns, ohne Umschweife in das Oorlogskloof Natur-Reservat zu fahren. Unterwegs gibt es einen Kurzstopp für ein paar Großtrappen, aber wir wollen alle endlich noch mal Blumen sehen, die uns tatsächlich am Eingang in Empfang nehmen. Neben einer Gladiole und zwei Arten Babiana ist auch eine Orchidee dabei. Das Wetter ist perfekt: wolkenlos, warm und fast windstill.

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Cheiridopsis namaquensis.

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Ursinia nana.

Wir finden ein völlig neues Ökosystem vor, das sogenannte Bokkeveld. Es handelt sich hier um ein von Gletschern vor geologisch längerer Zeit überformtes Felsplateau. Dazwischen eingeschaltet sind flachgründige Verwitterungssedimente in unterschiedlichster Körnung und Dichte. Es liegen Feuchtgebiete mit quietschgelben Nacktschnecken dicht neben trockenen Biotopen, mit beinahe blanken Felsplatten, die nur in den Ritzen ein paar winzige Sukkulenten beherbergen. Und einen halben Meter daneben üppige Strauchgesellschaften der Fynbos-Vegetation. Diese Kleinräumigkeit ist Heimat für unzählige Spezialisten. Hier wachsen mehrere Arten von fleischfressenden Pflanzen, Moosen und andere Feuchtigkeit liebenden Pflanzen fast „Schulter an Schulter“ mit Trockenheitsasketen, wie diverse Crassulaceen oder Mesembs. Alle schwärmen sofort aus und die Zahl der verschiedenen Arten lässt sich kaum erfassen. Das Meiste ist völlig neu für uns. Fährt man dann ein oder zwei Kilometer weiter, gibt es andere Böden mit anderen Pflanzen, sodass die zwei angedachten Stunden bei weitem nicht ausreichen.

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Lampranthus maximiliani bildet große Polster auf nackten Felsen.

Aber das Fotolicht wird allmählich schlechter und wir brechen auf. Auf dem Rückweg werden wir von einem entgegenkommenden Ranger angesprochen, dass wir uns eigentlich auf Privatland befinden und werden unmissverständlich heraus komplimentiert. Zum Glück haben wir vorher alles gesehen. Ohne Pause fahren wir zum Hotel durch und kommen dort um 18.30 Uhr an. Wie gewohnt treffen wir uns um 19.00 Uhr zum Abendbuffet. Kurz vor 21.00 Uhr löst sich die Runde auf.

Fortsetzung folgt...

Viele Grüße
Elmar
ElmarM
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Registriert: 10. Dezember 2019, 00:21

Re: Südafrika 2019

Beitrag von ElmarM »

Hallo CABAC und alle anderen Mitlesenden,
es stimmt, dass Teile von Südafrika sehr trocken und sukkulentenlastig sind, aber es gibt Gebiete mit Winterregen, also die Regionen, die in diesem Bericht bereist wurden, und Sommerregen-Regionen weiter östlich und nördlich. Das heißt, einmal im Jahr kommen dann doch regelmäßig Niederschläge herunter. In 2019 hat es in der südlichen Namib-Wüste und im Namaqualand schon früher und mehr als gewöhnlich geregnet (das nennt sich auch Klimawandel), aber der positive Effekt auf die Flora war auch schneller als sonst vorbei. Eigentlich könnte man noch mehr Blüte in der Monatswende von August auf September erwarten. Die blühende Wüste ist zeitlich auf wenige Wochen limitiert. Danach ist es dann mindestens 9-10 Monate knochentrocken und braun. Außerdem gibt es einen Gradienten von Nord nach Süd, in dem die Feuchtigkeit stetig zunimmt. Daher liegen die Kapflora und die Flora der Karoo praktisch Tür an Tür und gehen an manchen Stellen fast unmerklich ineinander über. Südafrika ist in vielerlei Hinsicht extrem kompliziert, in den Ökosystemen gleichermaßen wie beim Klima oder der Geologie. Das aber ist genau das Geheimnis, warum das Land immerhin mindestens 20.000 Pflanzenarten beherbergt. Buchstäblich alle 50 Kilometer ändert sich die Landschaft und die Ökologie. Und wer Verbreitungskarten verschiedener Arten studiert, ist erstaunt, auf welch kleinen Flächen viele Arten vorkommen.
Da ich aktuell eine Tour in die Kleine Karoo für 2021 vorbereite, habe ich am Wochenende die Verbreitung der Hawortien genauer studiert. Manche Vorkommen spezieller Arten sind auf einen einzigen Berg oder ein abgelegenes Tal begrenzt. Geht man da nicht hin, wird man sie nie im Freiland wachsen sehen.
Es ist und bleibt spannend.
In diesem Sinn Grüße vom
Elmar
ElmarM
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Registriert: 10. Dezember 2019, 00:21

Re: Südafrika 2019

Beitrag von ElmarM »

11. Tag, Freitag, 6. September

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„Mädels schaut– ich hab‘ das schönste Haus der Welt für euch gebaut!“ bewirbt das Kapweber-Männchen (Ploceus capensis) lautstark sein neues Nest.

Wie immer gibt es um 7.00 Uhr Frühstück. Die Nacht war abermals extrem windig, aber heute soll es sehr warm werden, Vorhersagen sprechen von 30°C und mehr. Nach dem Frühstück checken wir aus und fahren erst mal zur Kokerboom Gärtnerei, einige wollen dort ein paar Pflanzen kaufen. Leider ist nicht alles Gewünschte verfügbar, obwohl es in den Beeten der Gewächshäuser steht. Schon komisch, dieser Laden! Wir machen noch einige Fotos, dann geht es in Richtung Clanwilliam.

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Käfer (Melyris intertitislis) spielen als Bestäuber eine große Rolle.

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Drosera cistifolia liebt die feuchten Abhänge des Tafelbergsandsteins.

Chris koppelt am Hotel den Hänger ab, dann brechen wir ohne Verzug in Richtung Berge auf. Unterwegs legen wir mehrere Stopps ein, den ersten an einem Aussichtspunkt.

Wir befinden uns wieder, wie schon am Anfang der Reise, inmitten der Fynbos-Region und zwar im sogenannten Renosterveld. Die Fynbos-Vegetation, auch Kapflora genannt, stellt ein eigenes Pflanzenreich dar. Auf einer Gesamtfläche vergleichbar mit der von Bayern und Hessen zusammen genommen wächst eine weltweit einzigartige Vegetation mit dem immensen Reichtum von beinahe 10.000 Pflanzenarten. Von denen kommt ein Großteil nur innerhalb dieser Grenzen vor. Während sich die anderen Pflanzenreiche über Kontinente erstrecken, beansprucht die Fynbos-Vegetation nur einen kleinen Teil von Südafrika. Das für sich ist schon erstaunlich. Und so überrascht es kaum noch, dass die Fynbosvegetation nicht einheitlich ist, sondern ihrerseits in mehrere Unterabteilungen zerfällt und jeder dieser Teile wiederum sein ureigenstes Arteninventar beherbergt. Heute lernen wir den besonderen Typus des Renostervelds kennen, und zwar den des Sandstein-Gebirges. Uns umgeben bizarre Felsen aus Tafelberg-Sandstein, die sich ab hier in mächtigen Formationen durch das gesamte Cedargebirge bis hin zum Kap der Guten Hoffnung fortsetzen. Das Renosterveld, nach dem Rhinozeros, das in historischer Zeit hier noch vorkam, benannt, ist der nördlichste Ausläufer der Fynbos Vegetation mit einem hohen Anteil an endemischen Arten. Denn hier rund um Clanwilliam sind die Böden deutlich fruchtbarer und es ist auch etwas feuchter als in umliegenden Regionen. Hier verzahnen sich außerdem Sommer- und Winter-Regengebiet. Einen ersten Eindruck davon hatten wir ja schon auf dem Hinweg bei Worcester in den Bergen und im Ramskop Wildblumengarten bekommen.

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Der berühmte Soldatenkopf.

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Eine bizarre Landschaft bietet bizarre Blickwinkel.

Wir halten an, weil wir einen sehr bekannten Felsen finden wollen, den Soldatenkopf. Zuvor aber untersuchen wir die Vegetation mit typischen Renosterveld-Arten. Darunter ist eine Protea, deren Blüten von metallischen, kleinen Käfern nur so wimmeln. Leider ist der Wind noch recht stark und die Blüten wackeln erheblich. Beim Aufstieg zum Soldatenkopf kommen wir dann noch an feuchten Stellen mit fleischfressenden Pflanzen und kleinen Zwiebelgewächsen vorbei und haben dann einen Felsen vor uns, der tatsächlich einem historischen Soldatenkopf verblüffend ähnelt. Bei näherer Betrachtung der anderen umliegenden Felsen geht dann auch gleich die Phantasie mit einem durch … „könnte das nicht ein Krokodil sein?“ Eine sehr archaische Umgebung.

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Die eigenartigen Blüten von Serruria aitoni.

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Protea nitida täuscht eine schöne rote Blüte vor ….

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…. aber es ist nur der neue Blattaustrieb.

Weil sich die Vegetation mit fast jedem Höhenmeter verändert, legen wir jeweils kleinere Stopps ein und finden unter Anderem recht bizarre Proteen vor. Andere täuschen durch ihren flammroten Neuaustrieb leuchtende Blüten vor. Motive gibt es reichlich. So arbeiten wir uns allmählich zum Sevilla Trail, unserem eigentlichen Ziel, vor, das wir Punkt Mittag erreichen. Mittlerweile hat der Wind nachgelassen und die prognostizierte Hitzewelle hat Einzug gehalten.

Bevor wir uns auf den rund 4-stündigen Weg begeben, kehren wir im Guest House ein und erfrischen uns mit Kaffee, Kuchen oder anderem. Im Shop gibt es neben Literatur auch Rooibostee und andere Souvenirs zu kaufen. Nachdem wir die Webervögel vor dem Restaurant oder die fleischfressenden Pflanzen im Fluss ausgiebig fotografiert haben, brechen wir auf, es ist mittlerweile 12.45 Uhr.

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Die Marschordung wird gelockert: Luftige Sommerkleidung.

Das Wetter ist sehr warm und fast windstill, aber die Natur erscheint hier oben trotzdem recht frisch. So erleben wir auf dem Weg zu den Felsmalereien überall größere Teppiche mit Blumen in diversen Farben und Arten. Natürlich dominieren hier Geophyten, so auch Mengen von sehr imposanten Ferrarias. Auf den warmen Felsen posieren Agamen im metallic blauen Hochzeitskleid.

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Der Sevilla Trail befindet sich auf einem Hochplateau im Cedar-Gebirge.

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Für 10 Rand steht man schon mal gerne Modell …..

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...vor allem bei solchen Ergebnissen (Agama atra ).

Es ist sehr felsig und die einzelnen Überstände mit den unterschiedlichsten Malereien der San oder der Koi Koi waren wohl heilige Stätten. Manche der Stationen erfordern auch etwas Kletterfertigkeit.

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Pia ist immer dabei und erklärt viel über das Land.

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Gott Amor mit dem Liebespfeil??

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Darstellung vermutlich eines Quaggas.

Die Meisten von uns halten bis zum Ende durch, nur wenige kehren schon vorher um und studieren lieber intensiver die Botanik. Bei der Wärme kann man das gut nachvollziehen. Gegen 17.00 Uhr sind wir im Guest House wieder vollzählig versammelt, stärken uns oder löschen den Durst mit kühlen Getränken, dann brechen wir den Weg zum Hotel an. Wir halten am Fuß der Berge nochmal, um ein paar Elands-Antilopen zu fotografieren, die offensichtlich auf einer Farm gehalten werden. Dann geht es wieder nach Clanwilliam ins Hotel, wo wir den Trailer ausladen, die Schlüssel in Empfang nehmen und die Zimmer beziehen.

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Gladiolus orchidiflorus wächst gerne im Gebüsch.

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Lapeirousia divaricata.

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Ferraria uncinata ist von blau bis violett überlaufen.

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Massonia bifolia.

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Auf den von Gletschern geschliffenen Sandsteinplateaus staut sich gerne Wasser.

Um 19.00 Uhr gibt es routinemäßig Abendessen und zwei Stunden später verkrümeln wir uns auf die Zimmer.

Fortsetzung folgt...

Viele Grüße
Elmar
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