Eriosyce im weiteren Sinne

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Lisi
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Re: Eriosyce im weiteren Sinne

Beitrag von Lisi »

Hallo liebe Eriosycianer,

nachdem Ihr jetzt die Schadbilder der "Chilenenkrankheit" geschildert habt, bin ich ganz beruhigt - das haben wir bei unseren Pflanzen bisher nicht beobachtet.
@Thomas: Danke sehr für Deine fachliche Einmischung. Ehrlich gesagt würde ich mir eine solche manchmal auch bei den taxonomischen Diskussionen wünschen. Wir Laien können uns da ja schnell mal in was verrennen, woraus dann oft unglückliche und wenig weiterführende Debatten entstehen.
Also, Ihr Taxonomiker unter den Mitlesern fühlt Euch angesprochen und mischt hier mit!

Einen schönen Sonntag wünscht
Lisi
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scoparius
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Re: Eriosyce im weiteren Sinne

Beitrag von scoparius »

Hallo Thomas, vielen Dank für den Kommentar zur chilean disease die gar nicht nur chilean ist.
Warscheinlich nimmt das Fungizid Topsin (Thiophanat-methyl) also nur etwas Stress von der Pflanze weg, ohne die Ursache wirklich zu beseitigen?! Deshalb würden mich persönlich interesieren ob gerade die anderen und warscheinlich unschädlicheren Pflanzenstärkungsmittel hier in der Runde schon ausprobiert und vielleicht für günstig befunden wurden.
Auflistungen gibt es ja schon einige:
z.B.
http://www.bvl.bund.de/DE/04_Pflanzensc ... _node.html
oder
http://pflanzenstaerkungsmittel.jki.bund.de/index.php


Mit dem Entsorgen von Pflanzen wird es für die meisten Hobbygärtner (wie auch für mich) schwierig, soweit man nicht genügend Ersatzexemplare (z.B. aus der selben Aussaat) zur Verfügung hat. Und letztendlich blühen und fruchten die befallenen Pflanzen auch nachher noch weiter.

Ich habe schon in mehreren Foren gelesen dass Michael Kiesling sehr gesunde Pflanzen heranzieht. Und der arbeitet soweit ich weiss u.a. mit einem Baldrianextrakt zur Pflanzenstärkung.

Und wenn bei Lisi und Nobby noch nicht soviele (bzw keine) Fälle aufgetreten sind könnte das auch bedeuten das dieses Virus durch eine lange Zeit unter Kultur in die Pflanzen kommt- da bei den beiden ein hoher Anteil von Standortpflanzen /Nachzuchten von Standortsamen in der Sammlung steht?
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Thomas Brand
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Re: Eriosyce im weiteren Sinne

Beitrag von Thomas Brand »

Hallo Jens und alle anderen,

viele Fungizide greifen als Nebeneffekt in den Stoffwechsel der Pflanzen ein, was man beispielsweise als Wachstumshemmung sieht und nutzt (kompaktere, standfestere Pflanzen) oder am "Greening-Effekt", bei dem abreifende Pflanzen (Getreide, Spargel etc.) länger als unbehandelte Pflanzen grün bleiben.
Was Thiophanat-methyl (übrigens wird dieses, bevor es wirkt, erst noch verstoffwechselt und ist erst dann aktives Fungizid)genau ind er Pflanze anstellt, weiß ich nicht. Vermutlich weiß es keiner. Zumindest nicht bei Kakteen.

Pflanzenstärkungsmittel ist ein sehr komplexes Gebiet - da kann (und will) ich mich im Rahmen einer solchen Gattungs-Diskussion nicht wirklich einbringen, zumal die Emotionen da schnell hochkochen (hatte wir im Forum schon ...). Nur so viel: Grundsätzlich können Pflanzenstärkungsmittel die pflanzeneigene Abwehr stärken. Entsprechende Mechanismen auf molekularer und zellulärer Ebene sind bekannt und erwiesen. Zudem gibt es unbestreitbar Kultivateure, die tolle Pflanzen haben und gleichzeitig Pflanzenstärkungsmittel nutzen (der Beweis eines kausalen Zusammenhangs ist wissenschaftlich wohl noch nicht erbracht).
Aber nicht alles was Pflanzenstärkungsmittel heißt, tut das auch. Ich habe einen Vortrag (für Erwerbsgärtner) mit dem Titel "Pflanzenstärkungsmittel - Wirkung oder Glaube?" - diese Frage beantworte ich am Ende mit "Ja!"

Zudem ändert sich da demnächst einiges auf dem Markt. Und das vollkommen zurecht. Zumindest, wenn man es formal-juristisch betrachtet und Geldschneiderei sowie Scharlatanerie vorbeugen will.

Warum tritt das Phänomen auf? Spekulation - ein Virus kann aber auch nicht vom Himmel fallen...
Das alles sind Ansätze für eine eigene Diskussion, die ich aber nicht beginnen möchte, da mir die Zeit/Muße dazu fehlt.

beste Grüße
Thomas
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Lisi
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Re: Eriosyce im weiteren Sinne

Beitrag von Lisi »

Hallo zusammen,

muss hier mal kurz etwas klarstellen:

kein einziger Pyrrho in unserer Sammlung und ebensowenig die Chilenen sind Pflanzen aus dem Habitat und der größte Teil stammt auch nicht aus im Habitat gesammelten Samen (es sei denn, dass die Pflänzchen von Andreas Wessner Haage, Piltz und manchen anderen Händlern aus Wildsamen stammen).

Liebe Grüße

Lisi
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scoparius
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Re: Eriosyce im weiteren Sinne

Beitrag von scoparius »

So, dann ist es ja klargestellt, das es nicht daran liegt, das bei Euch beiden in der Sammlung die Chilenenkrankheit bisher nicht aufgetreten ist....
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scoparius
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Re: Eriosyce im weiteren Sinne

Beitrag von scoparius »

Hallo CABAC das sind ja ganz hervorragende Auflaufquoten- vor allem bei den Argentiniern freut es mich dass es so problemlos ging. Übrigens hast Du Tage ausgewählt die nach dem Mondkalender als ungeeignet für die Aussaat gelten (Vollmond und der Tag danach) :mrgreen: . Das spricht dagegen sich die Aussaattage vom Mondkalender diktieren zu lassen.
Hier ein paar Beispiele aus dem Netz
2012
http://docfu.de/Leben%20mit%20dem%20Mon ... 202xA4.pdf

2013
http://www.mein-schoener-garten.de/de/g ... dkalender/

Ich habe mich auch letztes Jahr am 24.November nicht mehr zurückhalten können und habe einige Eriosycesorten ausgebracht. Bei Pyrrhocactus andreaeanus ist es schon im zweiten Jahr in Folge zu Schimmelbildung gekommen- obwohl gut mit Aatiram vorbehandelt und in steriles Substrat ausgesäht wurde ....
Also muss es eigentlich mit dem Saatgut von Pyrrhocactus andreaeanus (aus eigener Sammlung) zusammenhängen.
Eriosyce andraeana (Pyrrhocactus andraeanus) 2011 Juli30-9.jpg
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scoparius
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Re: Eriosyce im weiteren Sinne

Beitrag von scoparius »

Hallo CABAC, schöne Photos - Wir können ja bald mal einen Workshop zur Herstellung guter Sämlingsaufnahmen veranstalten.
Zu der Sämlingsmorphologie im Vergleich ist bisher wenig geschrieben worden. (Zumindest nicht bei Ritter oder Kattermann). Wenn man die Eriosyce und Pyrrhocactus Sämlinge auf den Photos anschaut so zeigt sich bei beiden ein doppelzipfeliges Cotyledon (Keimblatt)- sollte es hier am Ende doch Ähnlichkeiten geben ??
Asclepidarium
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Re: Eriosyce im weiteren Sinne

Beitrag von Asclepidarium »

Hallo zusammen,

scoparius hat geschrieben:Zu der Sämlingsmorphologie im Vergleich ist bisher wenig geschrieben worden.
Ja, ist bei Cactaceen ja auch ohne Bedeutung für die Systematik.


scoparius hat geschrieben:so zeigt sich bei beiden ein doppelzipfeliges Cotyledon (Keimblatt)
Cactaceen gehören zu den Dicotylen, von daher sind immer zwei Keimblätter vorhanden. Auch dass ist ohne systematische Bedeutung, es sei denn auf höchsten systematischen Niveau.
Viele Grüße

Ulrich Tränkle
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scoparius
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Re: Eriosyce im weiteren Sinne

Beitrag von scoparius »

Danke für die Ergänzung Ullrich,
die zwei Keimblätter sind bei unterschiedlichen Arten oder Gattungen etwas unterschiedlich ausgeprägt.
Bei Eriosyce krausii oder E. tenebrica sind sie z.B. nicht so deutlich zu sehen , dagegen ist die Art schon als Sämling sehr stark bewollt. (es sieht fast aus wie eine Angoramütze auf dem Sämling, haha).
Sämlingswachstum 1 Monat, Eriosyce tenebrica 22.4.08 (600 x 450).jpg
Eriosyce krausii 4 Mo 2011 Februar23 002.jpg
Eriosyce krausii (e. odieri ssp. krausii -longirapa-)2011 Februar27 018.jpg
Asclepidarium
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Re: Eriosyce im weiteren Sinne

Beitrag von Asclepidarium »

Also Entschuldigung Herbert,

die Grundlagen der systematischen Botanik der Angiospermen stehen ja wohl außer Frage. Es gibt keine tricotylen oder noncotylen Cactaceen bzw. andere Angiospermen. Nur weil hier scheinbar mal sekundär entwickelt drei Keimblätter auftreten, sind Lophophora und Tephrocactus trotzdem dicotyle Pflanzen. Es bedarf hier schon ein bißchen mehr als einfacher Photos.
Kann man sie deshalb mit dieser Veranlagung in eine höhere Entwicklungsstufe stellen oder ableiten ?
???? Habe ich nicht getan, sondern nur auf das ultimativen Basiswissen der biologischen Systematik hingewiesen.
Nach den Bildern scheinen Lophophora, Ortegocactus und Obregonia im Einwochenlebensalter ziemlich nahe Verwandte zu sein.
Deshalb habe ich ja auch geschrieben, dass die Keimblattstadien auf dem hier diskutierten Niveau einer Gattung ohne jede Bedeutung sind. Im Übrigen als direkte Antwort auf deine Anmerkung, dass Kattermann auf Basis deiner Keimlingsbilder nicht Recht hat.
Viele Grüße

Ulrich Tränkle
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Kurt
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Re: Eriosyce im weiteren Sinne

Beitrag von Kurt »

Guten Morgen Herbert,

was mir hier auffällt, ist folgendes: sehr viele Sämlinge finden mit der Wurzel nicht den Weg in das Substrat. Kann es sein, daß das Substrat zu feinkörnig und dadurch zu verdichtet ist? Ich säe in viel gröberes Substrat aus und bei mir tritt dieses Übel viel weniger stark auf. Es sind zwar nur mexikanische Arten, aber das dürfte bei der Keimung egal sein.

Der rote Sämling ist ja für manche Liebhaber überaus wertvoll. Sie würden da ja sofort das Messer wetzen und pfropfen.
Grüsse Kurt
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scoparius
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Re: Eriosyce im weiteren Sinne

Beitrag von scoparius »

Die drei abgebildeten sehen schon typisch für die jeweilige Gattung /Sektion aus. Mal shen ob ich auch Gegenbeispiele finde , bei denen die Gattungs- Sektionszugehörigkeit nicht ganz so eindeutig mit der Sämlingsmorphologie korreliert...
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