Argentinien + Chile 2012

Pantalaimon
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Re: Argentinien + Chile 2012

Beitrag von Pantalaimon »

Hallo,

vielen Dank Euch beiden!

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Tag 21 - Von irgendwo nördlich von Paposo nach Taltal

Der nächste Morgen beginnt grau, denn über Nacht hat sich eine dicke Nebelsuppe gebildet, und so findet unser Frühstück in dicker Jacke statt. Alles ist leicht feucht: Auto, Zelt, der Sand ... trotzdem packen wir zusammen und machen uns auf den Weg. Ein Stück weiter südlich entdecken wir dann die ersten lebendigen Eulychnia iquiquensis ...

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... und nachdem wir schon mal am Rumlaufen sind, gucken wir uns noch ein bissl genauer um, und siehe da, da ragt doch tatsächlich etwas kleines, dorniges aus dem Boden. Leider kann ich nicht sagen, was wir da gefunden haben - vielleicht könnt Ihr uns da ein wenig weiterhelfen. Leider fanden wir nur diese eine Pflanze - war wohl die einzige, die sich aus der Deckung (= dem Boden) hervorgewagt hat:

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In der Nähe gab es zudem ein Felsband, das recht interessant aussah. Tatsächlich fanden wir hier schnell mehrere Leichen. Irgendetwas kleines, dorniges hat hier wohl mal in größerer Zahl gelebt. Aber jede Leiche ist natürlich ein Anreiz, nach lebenden Exemplaren zu suchen, und nach ca. 30 Leichen entdecken wir dann doch noch 2 lebendige Pflanzerl. Diese waren ca. 4cm hoch und im Durchmesser. Hier eine der beiden (leider weiß ich auch hier nicht, was es ist):

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Zwischen ein paar größeren Steinen entdecken wir dann noch unsere erste Cumulopuntia sphaerica:

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Schließlich steigen wir wieder ins Auto und fahren ein Stück weiter. Man sieht hier nun deutlich, dass wir nach und nach in eine minimal feuchtere Gegend kommen, denn hier gibt es einige hübsch blühende Büsche am Straßenrand und zudem einige stammsukkulente (Euphorbia- ?)Büsche mit hübschen, recht großen Blüten ...

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... und ein paar dieser Kakteen (Eriosyce?), die recht durstig aussehen (auch da müsstet Ihr mir bitte mit dem Namen weiterhelfen):

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Wieder ein Stück weiter tauchen dann die ersten Copiapoa cinerea ssp. haseltoniana am Straßenrand auf - dazu dann mehr beim nächsten Mal.

Viele Grüße!
Chris
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scoparius
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Re: Argentinien + Chile 2012

Beitrag von scoparius »

Hallo Chris , die letzte Pflanze ist ziemlich sicher Eriosyce paucicostata (Py. paucicostatus v. viridis).
Die schwarz bedornte Pflanze würde ich als Copiapoa einstufen . Die erste gezeigte könnte vom Aussehen noch eine E. recondita sein die nördlich von Antofagasta vorkommt. Das wäre aber ziemlich weit nördlich von Paposo...
Eriosyce taltalensis ssp. paucicostata (Bl. creme HH) 2011 Juno01.jpg
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nobby
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Re: Argentinien + Chile 2012

Beitrag von nobby »

Hallo Chris,

fangen wir mit was leichtem an: die Euphorbia dürfte ziemlich sicher Euphorbia lactiflua sein.

Die anderen Pflanzen waren/sind ja schon ganz schön "trocken".

Für Eriosyce recondita seit ihr auf jeden Fall schon viel zu weit südlich (C.aremephiana liegt ja schon nördlich).
Ich würde da eher auf Formen von E. taltalensis tippen. Leider bin ich nicht fitt genug, um weiter auf die subsp. einzugehen.
Für die beiden letzten Pflanzen ist aber subsp. paucicostata durchaus möglich - allerdings für eine Verbreitung nördlich von C. haseltoniana ungewöhnlich.

Zwischen den Fundorten von C. haseltoniana und C. aremephiana sind zwei Copiapoen möglich. Zum einen ist es Copiapoa huimilis ssp. varispinata, die aber weiter oben und nicht an der Küstenstraße wachsen sollte und zum anderen ist es eine C. spec. aff. paposoensis. Die Pflanze passt aber zu beiden Beschreibungen nicht richtig. Evtl. handelt es sich auch hier um eine sehr trockene Ausgabe einer E. taltalensis subsp..

Ohne Blüten und ohne Früchte ist es halt nicht immer leicht die Pflanzen richtig zuzuordnen.

Hier mal eine E. taltalensis subsp. paucicostata, wie wir sie nördlich von Paposo zwischen C. haseltoniana öfter gesehen haben:
Etalpauc.jpg
Ich hoffe, dass Dir ein paar andere noch gute Hinweise geben können.

Herzliche Grüße
Nobby
Manfredo
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Re: Argentinien + Chile 2012

Beitrag von Manfredo »

Hallo Chris,
stammsukkulente (Euphorbia- ?)Büsche
diese hier?
Euphorbia_lactiflua_5656.jpg
Euphorbia lactiflua.

Viele Grüße
Manfredo

... wie ich gerade sehe, war Nobbi ein Tick schneller als ich, aber jetzt lasse ich "es" drin ...
Viele Grüße
Manfredo
Pantalaimon
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Re: Argentinien + Chile 2012

Beitrag von Pantalaimon »

Hallo,

vielen Dank für Eure Hilfe und für die tollen Bilder! Die Euphorbia (lactiflua) und die Pflanzen auf den letzten beiden Bildern (E. taltalensis ssp. paucicostata / E. paucicostata / Pyrrhoc. / Neochil.) sollten damit klar sein. Dass E. paucicostata recht häufig ist, haben wir hernach auch festgestellt, denn wir haben sie ab hier noch öfters gefunden, auch häufig zusammen mit C. cinerea ssp. haseltoniana, genau wie Nobby schreibt. So hübsch wie auf CABACs Bildern waren sie allerdings nie. Bei der kurz bedornten Pflanze auf dem zweiten Bild hatte ich auch mal kurz an Copiapoa humilis ssp. varispinata gedacht, weil ich irgendwo (müsste in Pilbeams "Copiapoa" gewesen sein) eine Abbildung gesehen hatte, die der hier gezeigten Pflanze recht ähnlich sieht. Ich hatte aber ebenfalls gelesen, dass sie in höheren Lagen zu Hause ist, und war (und bin) mir daher nicht sicher - zumal ich ja ein vollkommener Banause bin, was die Gattung Eriosyce (im weiteren Sinne) angeht. Die C. spec. aff. paposoensis ist mir bisher unbekannt. Hast Du (@ Nobby) zufällig ein Bilder von ihr, oder eine Literaturangabe?

Viele Grüße!
Chris
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nobby
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Re: Argentinien + Chile 2012

Beitrag von nobby »

Hallo Chris,

gesehen habe ich die C. spec. aff. paposoensis auch noch nicht, aber sie wird im Buch "Copiapoa 2006" von R. Schulz vorgestellt.
Aber wer kann schon sicher sein, dass sich eine Copiapoa humilis ssp. varispinata nicht einfach ungefragt in die Küstenregion begeben hat. Vielleicht sind diese Copiapoen ja neugierig?

Herzliche Grüße
Nobby
Manfredo
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Re: Argentinien + Chile 2012

Beitrag von Manfredo »

... Copiapoa humilis ssp. varispinata ... Küstenregion ...
... und da Nobby schon "Rudolf Schulz / Copiapoa 2006" erwähnt hat: im Kapitel "C. humilis ssp.varispinata" tauchen auch Begriffe wie "... those from near the coast" und "lowland plants" auf.
"neugierig" konnte ich allerdings nicht explizit finden ... .

Viele Grüße
Manfredo
Viele Grüße
Manfredo
Pantalaimon
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Re: Argentinien + Chile 2012

Beitrag von Pantalaimon »

Hallo,

@ nobby + manfredo:
Vielen Dank! Ich kenn' das Buch bisher nicht, aber vielleicht sollte ich zusehen, dass ich es mir mal ausleihe oder bestelle.

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Tag 21 - Von irgendwo nördlich von Paposo nach Taltal

Wieder ein Stück weiter tauchen dann die ersten Copiapoa cinerea ssp. haseltoniana am Straßenrand auf. Dass es die Pflanzen gerne "gesellig" mögen, merken wir schnell. Diese Kolonie besiedelt eine flache Geländerippe, die sich von den Bergen her bis ans Meer hinunter zieht. Die Pflanzen wachsen hier im Sand zwischen den locker herumliegenden Felsen, und das praktisch überall. Die meisten der Pflanzen sind leicht verzweigt. Lediglich jüngere Pflanzen wachsen (noch) einzeln. Leider ergeben graue Pflanzen vor grauem Hintergrund keine besonders hübschen Bilder:

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Sogar einige Jungpflanzen können wir im Schutz der Steine entdecken:

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Je weiter wir nun in Richtung Paposo kommen, desto häufiger treffen wir auf Kolonien dieser Unterart. Dabei haben wir das Glück, dass sich hier der Nebel ein wenig lichtet. Fasziniert beobachten wir die leicht unterschiedliche Bedornung und die oft recht dichte Scheitelwolle der verschiedenen, oft recht großen Gruppen:

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...
Zuletzt geändert von Pantalaimon am 20. April 2013, 07:34, insgesamt 1-mal geändert.
Pantalaimon
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Re: Argentinien + Chile 2012

Beitrag von Pantalaimon »

... kurz vor Paposo sind die Pflanzen dann allgegenwärtig. Hier gibt es keine getrennten Kolonien mehr, vielmehr wachsen die Pflanzen praktisch überall - und an manchen Stellen so dicht, dass es so aussieht, als ob man kaum einen Fuß dazwischen bekommt! Offenbar erhalten die Pflanzen hier etwas mehr Feuchtigkeit, was sich nicht nur in der Populationsdichte der Copiapoen zeigt. So gibt es hier immer wieder hübsche Bestände von Euphorbia lactiflua, und zudem große und wirklich hübsche Eulychnia iquiquensis. Die Eulychnien hier waren übrigens die bestaussehendsten, die wir auf unserer Reise gesehen haben. Leider war hier die Sonne mal wieder vom Nebel verschluckt:

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In Paposo treffen wir dann wieder auf die Teerstraße, auf die wir von der Panamericana aus eingebogen waren. Einen Moment lang denken wir darüber nach, ihr ein Stück gen Osten bis in die Berge hinauf zu folgen - soll hier nicht irgendwo Copiapoa krainziana vorkommen? - aber wir entscheiden uns dagegen und folgen der nun gut ausgebauten Straße entlang der Küste weiter gen Süden. Kurz hinter den letzten Häusern entdeckt die Sonne dann wieder eine Lücke im Nebel, weshalb wir hier noch einmal halten, um noch ein paar ordentliche Photos zu schießen. Zufällig erwischen wir dafür ein recht hübsches Plätzchen, bei dem man gut die Variabilität in der Bedornung der Pflanzen sieht:

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Der linke Trieb war mit (geschätzten) 35cm im Durchmesser unsere "dickste" haseltoniana:

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Viele Grüße!
Chris
Jiri Kolarik
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Re: Argentinien + Chile 2012

Beitrag von Jiri Kolarik »

Paposo...wenn man auf den Berg hochfährt...kommt so ein herlicher Ausblick...(Richtung Nord)

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...und hier auf der Bergkante wachsen die C.humilis und N.(E) paucicostata...

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Hinauf führt eine 4WD-"Strasse", die noch vom letzten Regen (Feb.2012) nicht repariert wurde...daher war es besonders für Oli ziemlich anstrengend...
Pantalaimon
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Re: Argentinien + Chile 2012

Beitrag von Pantalaimon »

Hallo,

vielen Dank Euch beiden - und besonders Jiri für die tolle Ergänzung! Schon für den tollen Ausblick hätte sich die Fahrt (oder eine Wanderung) dort hinauf gelohnt, und zu C. humilis hätten wir auch nicht nein gesagt. :-)

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Tag 21 - Von irgendwo nördlich von Paposo nach Taltal

Südlich von Paposo wird die Populationsdichte dann wieder geringer. Wir wollen nun endlich mal ein Stück vorwärts kommen, und so ignorieren wir alle weiteren Versuche dieser hinterlistigen Pflanzen, uns zu einem weiteren Photostop zu verlocken. Ein Stück weit sehen wir dann gar keine Copiapoen am Straßenrand (oder vielleicht wollen wir auch gerade mal keine sehen), aber schließlich siegt dann doch irgendwann wieder die Neugierde. Leider hatte ich mich bisher nie mit Copiapoen beschäftigt, weshalb ich auch nicht wusste, dass irgendwo nördlich von Taltal der Übergang von C. cinerea ssp. haseltoniana zu C. cinerea ssp. cinerea stattfindet. Daher dachten wir "och, schon wieder ihr", weshalb wir für diesen Standort leider keine GPS-Daten genommen haben. Im Nachhinein ärgere ich mich ein bissl darüber, denn dieser Standort ist insofern interessant, als dass hier mehrheitlich Pflanzen wachsen, die ich noch bei ssp. haseltoniana reinstecken würde, aber ein paar einzelne Pflanzen sehen schon sehr nach ssp. cinerea aus:

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Kurz vor Taltal sehen wir dann wunderschöne Copiapoa cinerea ssp. cinerea mit langer, dunkler Bedornung, aber wir ignorieren sie, denn der Tag neigt sich mal wieder dem Ende entgegen und wir müssen uns auf die Suche nach einer Bleibe für die Nacht machen. Es dauert ein wenig, bis wir ein freies Zimmer finden. Schließlich ist auch das erledigt, und so schauen wir uns den Ort an, während wir nach was zu essen Ausschau halten. Leider müssen wir feststellen, dass die Restaurants erst gegen 21 Uhr aufmachen, und so bleiben wir notgedrungen statt eines leckeren Essens bei Brot und Gemüse aus dem Supermarkt.

Tag 22 - Von Taltal nach Pan de Azucar

Der nächste Morgen beginnt sehr traurig, denn uns ereilt die Nachricht, dass ein enger Freund von uns verstorben ist. Es fällt uns schwer, uns noch für die Kakteen am Wegesrand zu interessieren, aber wir versuchen es trotzdem, zumindest ein wenig, als Ablenkung. Wir wollen weiterhin der Küste folgen, und so geht es auf die Piste gen Süden in Richtung Caleta San Pedro. Direkt südlich von Taltal stoßen wir erneut auf Copiapoa cinerea ssp. cinerea. Leider gibt es hier nicht jene wundervolle Form, die wir tags zuvor direkt nördlich von Taltal gesehen und ignoriert hatten, aber die Pflanzen hier sind auch hübsch. Auffällig ist dabei die große Variabilität in der Bedornung:

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Viele Grüße!
Chris
Pantalaimon
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Re: Argentinien + Chile 2012

Beitrag von Pantalaimon »

Hallo,

@CABAC:
Das mit den Cristaten ist uns nicht aufgefallen. Wir haben in dieser Gegend keine beobachten können, aber vielleicht haben wir auch einfach nur an anderen Stellen angehalten.

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Tag 22 - Von Taltal nach Pan de Azucar

Nur ein paar Minuten später erreichen wir dann das Verbreitungsgebiet von Copiapoa taltalensis ssp. taltalensis - eine willkommene Abwechslung zu all den C. cinerea-Formen. Die ersten Pflanzen, die wir hier entdecken, wachsen direkt auf den dunklen Felsen. Viele sehen recht durstig aus und erinnern uns ein wenig an junge Melocacteen.

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Ein Stück weiter entdecken wir dann diese einzelne Pflanze, die sich von den anderen deutlich unterscheidet - ebenfalls eine C. taltalensis?

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Wieder ein Stückchen weiter finden wir dann erneut die typischen Copiapoa taltalensis ssp. taltalensis. Hier sind die meisten Pflanzen deutlich besser "gefüllt". Sehr zu unserer Freude lässt sich hier auch die Sonne blicken, und so photographieren wir hier u.a. diese hübsche Gruppe:

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Zurück im Auto folgen wir der Piste wieder ein Stück weiter. Vor der Küste gibt es hier zahlreiche, mit Guano überzogene "Vogelfelsen". In der Hoffnung, hier ein paar Tiere beobachten und photographieren zu können, suchen wir uns in der Nähe eines solchen Felsens einen Zugang zum "Strand" (der hier hauptsächlich aus Kies und Steinen besteht). Leider ist beim Vogelfelsen niemand zu Hause, aber zu unserer Überraschung finden wir auch hier am "Strand" Copiapoa taltalensis ssp. taltalensis, diesmal mit dunkleren Dornen. Einige der Pflanzen wachsen hier derart nahe am Wasser, dass sie bei einer Sturmflut mit Sicherheit die ein oder andere Welle abbekommen.

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Viele Grüße!
Chris
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