Argentinien + Chile 2012

Pantalaimon
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Re: Argentinien + Chile 2012

Beitrag von Pantalaimon »

Hallo,

vielen Dank für die vielen Rückmeldungen!

@ michael + cyrill:
Vielen Dank Euch beiden für die Bestimmung! Zwar werden wir wohl nie nach Catamasien kommen, aber in La Rioja scheint es den Pflanzen auch gut zu gehen. :mrgreen:

@ nobby:
Ich kann mich da cyrill nur anschließen: Viele Grüße und viel Spaß, Glück und Erfolg Euch beiden!

@ CABAC:
Ja, an G. kieslingii hatte ich auch schon gedacht. Leider sind beides Arten, die ich nicht besonders gut kenne, weshalb ich auf die mir zu Verfügung stehende Literatur angewiesen bin. G. Charles schreibt dazu, G. albiareolatum komme immer unterhalb von 1500m Höhe vor, G. kieslingii ("castaneum") nur oberhalb von 1500m. Demnach wäre das "Urteil" eindeutig, denn unser Standort liegt südlich von Sanagasta auf ca. 970m Höhe. Allerdings macht mich eine Feldnummer von G. kieslingii ein wenig stutzig: P 220 - angeblich G. kieslingii "castanea" von Sanagasta in 1100m Höhe. Wenn das wirklich G. kieslingii ist und die Höhenangabe stimmt, dann wäre G. Charles damit widerlegt. Was mir zudem bei den von uns gefundenen Pflanzen auffällt, sind kleine Unterschiede in der Körperform, Wuchsform und Bedornung: Die erste Pflanze (Bilder 2 + 3) hat ja einen eher flach-zylindrischen Körper, bis zu 9 eng anliegende Randdornen (keine Mitteldornen) und scheint nur wenig zu sprossen. Zudem sind die Areolen nicht so stark weiß bewollt, wie bei der anderen Pflanze (besonders gut zu sehen, wenn man sich die Kindel anschaut). Damit entspricht sie ziemlich gut den Pflanzen auf dem Standort-Photo von G. kieslingii aus der Cuesta de la Cebila bei G. Charles (wo der typische G. kieslingii vorkommt, nicht die "castaneum"-Form). Die anderen sind vom Körper nach oben hin mehr abgerundet, besitzen nur bis zu 7 und zudem leicht abstehende Randdornen (keine Mitteldornen) und sprossen deutlich stärker. Damit erinnern sie mich mehr an G. albiareolatum. Leider haben wir am Standort nur die hier gezeigten Pflanzen gefunden, keine weiteren. Somit ist die "Stichprobe" ziemlich klein und Aussagen bzgl. der Variabilität der Merkmale sind damit natürlich schwierig.
(Falls das Post Fehler bzgl. der Angaben zum Buch von G. Charles enthält, dann bitte ich dies zu entschuldigen: hab das Buch gerade nicht zur Hand und daher das Post aus dem Kopf geschrieben.)

Viele Grüße!
Chris
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nobby
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Re: Argentinien + Chile 2012

Beitrag von nobby »

Wir danken aus der Ferne für die guten Wünsche.
Leider hat das "gelobte Land" derzeit ein paar Probleme, die sich z.B. dadurch bemerkbar machen, dass die Schlangen vor den Geldautomaten recht lang sind und Benzin nicht immer zu bekommen ist.
Wie wir hörten, ist die Inflationsrate derzeit zweistellig und eine Besserung ist nicht in Sicht.
Aber die Landschaften sind immer noch grandios und täglich kann man neue entdecken.
Liebe Grüße
Lisi und Nobby
Pantalaimon
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Re: Argentinien + Chile 2012

Beitrag von Pantalaimon »

Hallo,

@ CABAC:
Wenn ich nach G. Charles gehe, dann ist beides ganz eindeutig G. albiareolatum. Ich bin mir halt nur nicht ganz sicher, ob er mit seiner Aussage, G. kieslingii wachse nur über 1500m Höhe, und der Zeichnung des Verbreitungsgebiets, dass nach ihm erst etliche Kilometer nördlich von Sanagasta beginnt (für G. kieslingii "castanea"), recht hat, denn wie gesagt: P 220 widerspricht dieser Aussage.

... dann mal weiter im Programm:

Von La Rioja aus geht es über die RN 38 gen Nordosten. Die Strecke durchquert über viele, viele Kilometer dichtes Chaco-Buschland. Bestimmt verbergen sich hier die ein oder anderen Kakteen, aber das Zeugs ist so stachlig und so dicht, dass keiner von uns beiden den Drang verspürt nachzusehen. Schließlich erreichen wir den Abzweig für den ersten der beiden Abstecher, die RN 60 in die Cuesta de la Sebila (auch Cuesta de la Cebila geschrieben). Bereits seit ein paar Kilometern waren uns am Straßenrand große, oft reich mit orangen Blüten bestückte Opuntienbüsche aufgefallen, und so stoppen wir hier und schießen ein paar Photos (auch wenn an den Büschen hier leider nur wenige Blüten vorhanden sind). Es müsste sich hierbei übrigens um Opuntia quimilo handeln, eine Art, die in Südamerika recht weit verbreitet ist:

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Am Fuß der Cuesta entdecken wir zwischen dichtem Buschwerk dann noch diese Cereen. Leider weiß ich nicht, was es ist:

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Anschließend geht es hinein in die Cuesta. Die unteren Bereiche sind hier dicht mit Bäumen bestanden, die zu dieser Jahreszeit noch keine Blätter tragen. Der Unterbewuchs besteht dabei aus Millionen blühender Dyckias. Die steilen Hänge leuchten regelrecht gelb. Je höher wir kommen, desto mehr weichen die Bäume niedrigeren Büschen, und auch die "lichten Stellen" dazwischen werden größer. Auch E. terscheckii sehen wir hier nun häufig. Hier halten wir das erste Mal an, denn schließlich liegt die Cuesta im Verbreitungsgebiet von 6 verschiedenen Gymnocalycien. Wir haben es besonders auf G. kieslingii und G. glaucum ssp. ferrarii abgesehen. Der erste Stop bringt uns dagegen den altbekannten G. saglionis, sowie hübsche G. hossei, die hier zusammen mit einigen E. strigosa und O. sulphurea wachsen - wobei sich die Gymnos ausschließlich an exponierten Stellen finden, die Hänge selbst sind zwischen den Büschen dicht mit Gras und den Dyckias bewachsen. Wir können hier gut beobachten, wie variabel G. hossei in der Bedornung ist ...

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Schließlich fahren wir ein paar Meter weiter bergauf. Je höher wir kommen, desto trockener wird es, und entsprechend ändert sich die Vegetation. Unseren nächsten Stop machen wir an einem trockenen Bachbett, das dicht mit E. terscheckii bestanden ist. Dazwischen finden sich erneut zahlreiche G. hossei, wobei auffällt, dass bis zu 50% der Pflanzen ausgebuddelt auf der Seite liegen. Den Grund dafür vermögen wir nicht zu finden. Wasser ist jedenfalls nicht Schuld, denn geregnet hat es hier schon länger nicht mehr. Vielleicht bleiben ja Weidetiere daran hängen und reißen sie so raus (wobei wir keine Weidetiere gesehen haben), oder aber da will jemand (vielleicht Guanakos?) in der Trockenzeit an die Wurzeln ran (kennen wir von einigen Aloe-Arten in RSA und Namibia). Keine Ahnung. Jedenfalls buddeln wir sie, so gut es eben geht, wieder ein - vielleicht wachsen sie ja tatsächlich nochmal an.
Jedenfalls fahren wir anschließend noch ein Stück weiter, in der Hoffnung, doch noch eine der von uns gesuchten Gymno-Arten zu finden, doch leider erfolglos. Auch bei unserem 3. Versuch finden wir nur wieder G. hossei, obwohl wir wirklich lange nach den anderen beiden suchen. Aber immerhin meinen es die Götter gut mit uns, denn ganz zum Schluß, als wir bereits auf dem Rückweg zum Auto sind, stolpern wir über den einzigen blühenden G. hossei:

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Zudem wachsen hier unter den Büschen zahlreiche E. leucantha, und auch hier haben wir Glück mit Blüten (wobei diese Blüte mit ihren längeren Blütenblättern ein wenig von der typischen leucantha-Blüte abweicht, weshalb ich sie hier zeigen möchte):

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Anschließend geht es wieder zurück zur RN 38 und auf dieser weiter gen Nordosten, dem zweiten Abstecher entgegen ...

Viele Grüße und Euch allen ein schönes Wochenende!
Chris
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cyrill
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Re: Argentinien + Chile 2012

Beitrag von cyrill »

Der Cereus könnte Richtung Cereus hildmannianus/hankeanus gehen, wobei ich sagen würde dass es eben südliche jamacarus sind.
Die meisten gleichen sich morphologisch schon sehr.
Das Fruchtfleich und die Bedornung ist variabel, C.validus lässt sich nur sehr schwer über Stecklinge vermehren, andere Arten leicht.
In" normalen" Kakteensammlungen trifft man selten auf so grosse Cereen, eher in botanischen Gärten.
Herrlicher quimilo-Busch!

bye
Cyrill
Quid pro quo
Pantalaimon
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Re: Argentinien + Chile 2012

Beitrag von Pantalaimon »

Hallo,

@cyrill:
Da kann ich mich CABAC nur anschließen: Vielen Dank für die Erklärung! Die Gattung Cereus ist für mich ein Buch mit 7 Siegeln, da bin ich um jeden Hinweis dankbar. :-)

@ CABAC:
Dir vielen Dank für das Lob und für Deine Begeisterung! Beides nehm' ich doch immer wieder gerne. :-) Im übrigen erwarte ich, dass der heutige Beitrag in noch größerem Maße Begeisterung bei Dir auslöst ... *lach*

@ Opuntia quimilo:
Die hier gezeigten Pflanzen waren ca. 3m, vielleicht auch 3,5m hoch. Die kann aber auch noch viel höher: Zwischen den Büschen standen weiter drinnen mehrere Exemplare, die locker 5m hoch waren. Leider sieht man das mit den Büschen davor auf dem Photo nicht so gut, weshalb ich hier die kleineren Büsche gezeigt habe.

... und weiter geht's ...

... dem zweiten Abstecher des heutigen Tages entgegen. Unser Ziel war es, bei Miraflores die RN 38 zu verlassen und den Fahrweg nach Los Angeles hinauf zu nehmen. Leider haben wir uns in Miraflores aber erst mal ordentlich verfahren und dabei viel Zeit verloren. Schließlich haben wir den gesuchten Fahrweg dann aber doch noch gefunden. Nach einem Blick auf die Uhr mussten wir uns leider dazu durchringen, nicht bis Los Angeles zu fahren, und so begnügten wir uns damit, die ersten Hügel nordwestlich von Miraflores "zu untersuchen". Wir haben Glück, denn wir finden recht schnell einen kleinen Weg und folgen diesem bergan. Zunächst fallen uns vor allem die zahlreichen Tillandsien-Arten auf, die hier dicht an dicht in den Büschen wachsen. Kurz darauf treffen wir dann auf diese kleinen, dünntriebigen und reich sprossenden Echinopsen. Die Pflanzen erinnern uns stark an Echinopsis (Lobivia) aurea var. shaferi:

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Und während ich noch damit beschäftigt bin, ein paar Photos dieser Pflanzen zu schießen, war meine bessere Hälfte schon ein paar Meter weiter gegangen, und plötzlich ruft es von oben freudig herab: "Komm schnell, hier sind Parodien!" Das ließ ich mir natürlich nicht zweimal sagen, und tatsächlich, da sind sie, die ersten Parodien auf unserer Reise - und an diesem Punkt breche ich (für heute) ab und überlasse alle weiteren Erklärungen Dir, CABAC. :-)

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Viele Grüße!
Chris
Pantalaimon
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Re: Argentinien + Chile 2012

Beitrag von Pantalaimon »

Hallo,

@ CABAC + alle:
Vielen Dank für Deine Ausführungen! Deinen Sternchen nach befinden wir uns hier also im Bereich von Parodia microsperma var. catamarcensis. Leider waren die Blütenknospen noch nicht all zu weit. Die meisten Pflanzen wuchsen hier übrigens im Halbschatten der ziemlich dicht stehenden Büsche und Bäume - und das obwohl diese noch nicht all zu viele Blätter hatten. Im Sommer, wenn die Büsche und Bäume voll beblättert sind, dürfte der Standort ziemlich schattig sein. Lediglich im oberen Bereich des Standortes gab es ein paar Pflanzen, die stärker "im Freien" (soll heißen: mit mehr Licht / Sonne) wuchsen. Das Substrat war übrigens sandig mit etwas Kies und einzelnen, größeren Steinen dazwischen. Da der Hang recht steil ist, war er daher auch ziemlich bröselig, und man musste beim Photographieren wirklich acht geben, nicht aus Versehen Steine o.ä. loszutreten.

... und weil Du's bereits angesprochen hast: Natürlich waren die Parodien nicht die einzigen Kakteen hier. Vereinzelt kuschelten sie sich an die bereits gezeigten Echinopsis-Gruppen (besagte L. aurea var. catamarcensis?), dann wieder an die hier zahlreich vertretenen Gymnocalycium saglionis, von denen einige gerade am Blühen waren (hab zwar schon mal einen blühenden hier im Thread gezeigt, aber weil sie halt so schön sind ...):

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Und mit Cleistocactus baumannii fanden wir ganz in der Nähe auch unseren ersten Cleistocactus - ebenfalls gerade blühend:

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Schließlich kehren wir diesem Standort den Rücken zu. Auf dem Weg zurück nach Miraflores kamen wir dann aber nochmal an diesen speziellen Büschen (Larrea?) vorbei, die manch Gymno so gerne mag. Ein kurzer Blick, und tatsächlich, da sind wieder welche: Gymnocalycium bodenbenderianum. Wir finden zwar nur drei Pflanzen, aber wir freuen uns trotzdem sehr, dann dies ist die als "G. occultum" bekannte Form, und damit die 3. der vier Formen, die G. Charles (informell) in seinem Buch nennt. Und fast hätte es auch hier noch mit einer Blüte geklappt:

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Anschließend fahren wir weiter nach Catamarca (Stadt), mieten uns in einem Hotel (bei einem zwecks unseres pflanzensucherischen Erscheinungsbildes etwas pikiert dreinschauendem Herren) ein und lassen den Tag mit einer kleinen Stadtbesichtigung und einem leckeren Abendessen ausklingen.

Viele Grüße!
Chris
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cyrill
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Re: Argentinien + Chile 2012

Beitrag von cyrill »

Hallo ,

die aurea auf dem vorderen Beitrag finde ich schon bemerkenswert nahe an der var.shaferi , obwohl der Typstandort doch recht nordwestlich auf dem anderen Ende der Sierra liegt und zwischendrinn etliche andere Formen vorkommen. Damals, früher im Jahre 2001 waren wir am Statdtrand von Catamarca City, El Jumenal hiess der Vorort, der vielleicht heute schon zugebaut ist. Dort fanden sich nebst dem schönen, kleinbleibenden G.occultum auch eine aurea welche sehr stark sprosste und die Ritter mit dem Varietätsrang depressicostata bedachte, was die Pflanze recht gut umschreibt. Aber so cereoid wachsende? War es ein grosser Bestand oder eine Einzelpflanze? Die kriechende Opuntia discolor mit ihren dunklen Flecken unterhalb der Areole findet man ebenfalls dort.

Alles Gute
Cyrill
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Re: Argentinien + Chile 2012

Beitrag von Pantalaimon »

Hallo,

@ cyrill:
Nö, das war keine Einzelpflanze. Ich würde jetzt nicht gerade von einem großen Bestand reden, aber es waren schon mehrere dieser Gruppen da. Wir haben am Standort nicht näher darauf geachtet (die Parodien waren halt doch spannender), aber ohne nach den Pflanzen zu suchen haben wir bestimmt 8-10 dieser Gruppen gesehen. Wenn ich das richtig im Hirn habe, habe ich noch mehr Photos von der gezeigten Gruppe gemacht, und auch noch Photos von 2 (oder 3) weiteren Gruppen. Ich weiß nicht, wie schnell ich dazu komme, aber wenn es Dich interessiert kann ich noch weitere Photos hier hochladen.

Viele Grüße!
Chris
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Re: Argentinien + Chile 2012

Beitrag von Pantalaimon »

Hallo,

@CABAC:
Ja, G. bodenbenderianum ist so ein Thema. Ich kenne "G. paucispinum" nicht, aber wenn ich von den anderen dreien ("G. kozelskyanum", "G. occultum" und "G. piltziorum") einen rauspicken müsste, der da nicht reinpasst, dann wäre es "G. occultum". Diese Aussage basiert jetzt aber einzig auf dem einen Standort, den wir gesehen haben, ist also alles andere als gut begründet.

Tag 11 - Von Catamarca nach Tafi del Valle

Ursprünglich hatte ich darauf gehofft, zwei Nächte in Catamarca verbringen zu können, um noch ein wenig mehr Zeit zu haben, die wirklich interessante Pflanzenwelt in der Umgebung zu erkunden. "Leider" haben wir aber noch viel vor, und so beschließen wir, schon heute weiter nach Tafi del Valle zu fahren - jedoch nicht ohne zuvor noch zwei Gymnocalycium-Arten einen Besuch abzustatten, und so fahren wir von Catamarca aus zunächst ein Stück gen Osten, nämlich in die Cuesta del Portezuelo. Recht schnell windet sich die schmale Teerstraße durch die dichte Vegetation hindurch empor. Die Hänge sind hier, im unteren Bereich, dicht mit Büschen und Bäumen bestanden. Irgendwo hier sollen sie sein, die ersten Gymnos, doch aus dem Auto heraus können wir keinen erspähen. Schließlich entdecken wir einen kleinen Pfad, der uns die Möglichkeit bietet, in das Buschwerk einzudringen. Wir drehen daher das Auto und fahren zurück zur letzten Kehre, denn dort war genug Platz, um es sicher abzustellen. Anschließend laufen wir das Stück Straße wieder empor, um den Weg zu erreichen. Noch immer sehen wir keine Gymnos. Spaßeshalber springe ich in die Luft, denn wer weiß, vielleicht wachsen die Pflanzen ja auf der (recht hohen) Böschung neben der Straße - und traue meinen Augen nicht, denn die wachsen da tatsächlich!

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Bei diesen Pflanzen handelt es sich übrigens um Gymnocalycium nigriareolatum, und viele der Pflanzen machen ihrem Namen tatsächlich alle Ehre. Neugierig folgen wir dem Weg den Hang empor. Immer wieder treffen wir dabei auf Pflanzen unterschiedlichster Größe. Einige der Pflanzen haben schon recht weit entwickelte Knospen, andere tragen nur kleinere Knospen, aber dazu bereits Früchte. Schließlich führt uns der Weg ein paar Kehren höher wieder zurück auf die Straße. Wir beschließen, die Straße hinunter wieder zum Auto zurückzugehen. Auch hier sind die Gymnos zahlreich zu bewundern. Die Felsritzen neben der Straße sind übervoll mit Jungpflanzen jeder Altersstufe (wie die Samen da wohl reinkamen? Ameisen?), und fast hätte es sogar noch mit einer Blüte geklappt.

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Dabei haben die Gymno-Jungpflanzen durchaus Konkurrenz in ihrer Felsspalte, denn an einigen Stellen finden sich hier auch zahlreiche Sämlinge von Parodia microsperma, die hier in den Hängen ebenfalls vorkommt (wenn auch nicht an absolut jeder Stelle, wie die Gymnos).

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Zudem sehen wir hier vereinzelt Echinopsis (Lobivia) aurea, Harrisia pomanensis und Opuntia sulphurea. Allerdings fehlt uns hier unten noch der zweite Gymno, auf den wir es hier abgesehen haben, doch für diesen müssen wir noch ein paar Höhenmeter gewinnen ...

Viele Grüße und noch einen schönen Sonntag!
Chris
Pantalaimon
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Re: Argentinien + Chile 2012

Beitrag von Pantalaimon »

Hallo,

@ CABAC:
Hübsche Pflanzerl! Auch auf die Gefahr hin, mich als Banause zu outen ... und welche ist jetzt die P. sanguiniflora?

Bei uns geht es auch mit Parodien weiter ...

Den zweiten Gymno, den wir hier besuchen wollen, vermuten wir etliche Höhenmeter weiter oben, und so fahren wir die Cuesta weiter empor und halten dabei Ausschau nach einer Landschaft, wie wir sie auf Standort-Bildern dieser Art gesehen haben: nach Bergwiesen. Tatsächlich treffen wir in den oberen Bereichen der Cuesta auf die gesuchte Vegetation, und so stoppen wir an einem vielversprechenden Hang und machen uns auf die Suche. Tatsächlich finden wir schon bald die ersten Kakteen, jedoch nicht die gesuchten Gymnos, sondern erneut Parodien. Auch hier hätte es beinahe mit einer Blüte geklappt:

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Überhaupt war das der Tag der Beinahe-Blüten, denn auch die nächsten Pflanzen waren fast in Blüte. Hierbei handelt es sich erneut um Echinopsis / Lobivia aurea (die Form wurde, wenn ich das richtig nachgelesen habe, früher als "Lobivia dobeana" bezeichnet). Die meisten Pflanzen waren eher kurz und dünn bedornt, aber einige wenige hatten auch recht lange, kräftige Dornen:

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Und dann stolpern wir doch noch über die gesuchten Gymnos: Ohne Blütenknospen ist Gymnocalycium baldianum wirklich sehr gut getarnt, zumal der Großteil der von uns gefundenen Pflanzen gerade einmal 1cm-3cm im Durchmesser hat. Wir finden lediglich eine Pflanze, die mit ca. 8cm im Durchmesser ausgewachsen sein dürfte. Leider finden wir, trotz ausgiebiger Suche, keine blühenden Pflanzen. Trotzdem freuen wir uns sehr darüber, diese uns aus unserer Sammlung gut bekannte Art in Natura erleben zu dürfen:

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Zufrieden kehren wir zum Auto zurück und machen uns auf den Weg zurück ins Tal. Anscheinend haben die Kakteen-Götter dann doch noch Mitleid mit uns, denn auf dem Rückweg entdecken wir dann doch noch etwas blühendes am Wegesrand: eine kleine, rotblühende Echinopsis (huascha?):

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Schließlich erreichen wir die RN 38 und biegen gen Norden ab ... Kilometer fressen ist angesagt ...

Viele Grüße!
Chris
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Re: Argentinien + Chile 2012

Beitrag von cyrill »

Hallo zusammen,

ja in Sachen microsperma brauch ich auch noch ein wenig Nachhilfestunden von Herbert, das ist schon ein verwirrendes Gebiet und andere Arten sind da einfacher einzugrenzen.
Die Cuesta de Portezuelo sind wir 2005 hoch und anschliessend die Sierra Ancasti runter, eigentlich bis zur grossen Salinas Grandes um nach Gymnocalycium ragonesei zu sehen.
Dort wars dann aber für uns Alpenbewohner doch eine Spur zu warm (so gegen die 50°C), liegt ja nur knapp über 150m ü. Meer.
Die huascha-Form auf der Sierra würde bei Rausch wohl als grandiflora durchgehen. Interessanterweise blühen dort oben viele Pflanzen sattrot.

Sogar ein Portulaca welches sonst ja eher irisierend violett überzeugt.
http://www.tephroweb.ch/kuas/hun591.htm

Soweit ich mich erinnere hat Boris Schlumpberger bei seinen Beobachtungen zur Bestäubung dort ebenfalls etwas entdeckt:
http://www.jstor.org/discover/10.2307/2 ... 1697670167

Nordöstlich kommt noch eine Population von Parodia (Noto) submammulosus vor welche ebenfalls rot blühen kann z.B. STO 372

Die Parodia malyana haben wir trotz intensiver Suche nicht gefunden, wobei die Hochebene stark als Weidland genutzt wird und nur selten mit Felsbändern versetzt ist.
Gegen Süden wo die Sierra an Höhenmeter verliert kommt noch die Bewaldung dazu.


Bis bald
Cyrill
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Re: Argentinien + Chile 2012

Beitrag von P.occulta »

Hallo zusammen,

Chris,
sehr schöne und interessante Standortbilder.
Gerade die Standortbilder von den Parodien gefallen mir besonderst gut.
Vielen Dank fürs zeigen.

Cyrill,
da stimme ich dir zu,das mit den microsperma-Parodien ist nicht ganz so einfach.
Mit Herbert hast du ja den besten Ansprechpartner den man sich wünschen kann.

Viele Grüße

Torsten
Dateianhänge
Parodia sanguiniflora Sippe
Parodia sanguiniflora Sippe
Parodia sanguiniflora
Parodia sanguiniflora
Parodia malyana LB 1214
Parodia malyana LB 1214
Parodia malyana LB 1214
Parodia malyana LB 1214
Parodien die Edelsteine unter den Kakteen
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